Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Die Redaktion von SPOT media & film freut sich, Ihnen wieder den Rückblick auf die Branchenwoche präsentieren zu können – und Sie schnell, umfassend und auf einen Blick auf den Stand der Dinge zu bringen, damit Sie rundum informiert ins Wochenende gehen können. 😇
Sichtbarkeit ist nicht zweitrangig
„Eins, zwei oder drei…du musst Dich entscheiden…“ Gut, vermutlich muss man die passende Melodie im Kopf haben, um diese Passage wirken zu lassen. Aber wie ich auf diesen Showklassiker aus meiner Kindheit komme? Nun ja, im Anschluss an die Verleihung des Deutschen Filmpreises gab es durchaus unterschiedliche Meinungen zur Frage, ob das Wort „Kino“ nun ein-, zwei- oder doch sage und schreibe drei Mal während der vielstündigen Veranstaltung ausgesprochen worden war. Klarer Konsens war zumindest: Auf jeden Fall zu selten. 😔 Nun tun sich andere große Filmpreisverleihungen auch nicht gerade dadurch hervor, jene ins Rampenlicht zu rücken, die dafür sorgen, dass die Filme auch ein Publikum finden. Aber irgendwie hat man doch den Eindruck, dass bei der hiesigen Variante ein ganz besonderes Missverhältnis zwischen dem Zuspruch der Abstimmenden und dem Erfolg an der Kinokasse besteht. Was keine Kritik an der Auswahl der Preisträger sein soll – sondern vielmehr der Appell, sich mehr Gedanken darüber zu machen, wie man preiswürdigen, großartigen, wichtigen Filmen dort mehr Aufmerksamkeit verschaffen kann, wo es wirklich zählt. Was im Rahmen der Überarbeitung des FFG-Entwurfes gerade zumindest diskutiert wird (u.a. eine Entlastung des FFA-Etats zugunsten einer Aufstockung der Kinoförderung), mag in die richtige Richtung gehen, ist nach derzeitigem Stand aber nur Mängelverwaltung, Flickwerk, Ausdruck einer Haushaltskrise – und der Tatsache, dass an vielen Stellen die entscheidenden Gespräche ausgesprochen spät aufgenommen wurden. Bisweilen war es geradezu Ratlosigkeit, auf die man am Rande der Filmpreisverleihung stieß. Die selbst innerhalb der Koalition wiederholt mit Verwunderung aufgenommene Informationspolitik der BKM ist da vermutlich auch nicht unbedingt hilfreich. Wohl dem, der in dieser Situation noch den (gravierenden) Unterschied zwischen einem steuerfinanzierten Fördertopf und einem Steueranreizmodell kennt… 🤣
Was war in der Woche seit der Lola-Verleihung sonst noch geboten? Enorm viel, wie schon unsere knappe Wochenzusammenfassung zeigt. Ich jedenfalls drücke dem Kollegen Thomas Schultze die Daumen, dass seine Reise nach Cannes nicht an einer Streikpostenkette endet; freue mich auf Kate Winslet beim Filmfest München – und blicke gebannt auf den Verkaufskrimi rund um Paramount…
Marc Mensch, Chefredaktion SPOT
Eidgenössisch, zeitgenössisch… 🇨🇭🇨🇭
Ich gestehe ganz offen und ehrlich, dass ich eine große Lücke habe in Sachen Schweizer Filmklassiker (und nicht nur hier 🤓). „Frauennot – Frauenglück“? „Füsilier Wipf“? „Gilberte de Courgenay“? „Heidi“… „Heidi“! Ja klar. Leider war ich nicht bei den Solothurner Filmtagen Anfang des Jahres, wo die filmhistorische Reihe den Produktionen der Praesens-Film gewidmet war. Warum? Weil die Firma – die älteste noch aktive Schweizer Filmfirma! – 2024 ihr 100-jähriges Jubiläum feiert. Anlass genug, um mit Corinne Rossi zu sprechen, die seit 15 Jahren gemeinsam mit Peter Gassmann die Spitze des Unternehmens bildet. Das kulturelle Erbe, das Praesens für die Schweizer Filmgeschichte schuf, wird gehegt und gepflegt, auch um die regelmäßige Restaurierung kümmert man sich. Aber natürlich ist Praesens nicht in der Vergangenheit stehen geblieben, sondern hat es geschafft, all die Marktveränderungen stets geschickt aufzugreifen, um eine Zukunft zu haben. Es reicht nicht, eine Marke nur zu verwalten, man muss mit der Zeit gehen. Genau das haben Rossi und Gassmann getan. Heute ist das Unternehmen sehr vielfältig aufgestellt, deckt alle Stufen von der Filmherstellung hin zur Auswertung und Lizenzierung ab. Künftig will Praesens auch wieder verstärkt in die Produktion einsteigen. Wir sind gespannt! Hopp Schwiiz, Hopp Praesens!
Barbara Schuster, Chefredaktion
DIE HIGHLIGHTS 🤩
Überraschungen (und bewegende Momente)
Mehr und mehr kristallisiert sich die Verleihung des Deutschen Filmpreises als Ereignis mit zunehmender Bedeutung in Filmjahr heraus. In die Verleihung am vergangenen Freitag war Matthias Glasners Drama „Sterben“ mit neun Nominierungen als großer Favorit gegangen; eine Rolle, der es mit vier Lolas – u.a. der in Gold für den besten Film – zumindest zahlenmäßig gerecht wurde. Große – und auch etwas überraschende – Siegerin des Abends war allerdings Ayşe Polat, die für „Im toten Winkel“ nicht nur die Lola für das beste Drehbuch, sondern auch für die beste Regie erhielt und ihr Glück gar nicht fassen konnte; „Im toten Winkel“ erhielt dann auch noch die Lola in Bronze in der Kategorie „Bester Spielfilm“. Für den emotionalsten Moment des Abends sorgte jedoch nicht eine:r der Gewinnerinnen und Gewinner, sondern Margot Friedländer. Die 102-jährige Holocaust-Überlebende kam in Begleitung von Düzen Tekkal und Wim Wenders auf die Bühne und erklärte, sie habe es sich „nicht träumen lassen, was jetzt in der Öffentlichkeit los ist“, als sie vor 14 Jahren nach Deutschland zurückgekommen sei. „So hat es damals auch angefangen“, erklärte Friedländer und richtete noch einen klaren Appell an die Anwesenden, für den sie Standing Ovations erntete: „In diesem Raum sitzen ganz viele Geschichtenerzähler. Ihr habt die Verantwortung, die Kraft des Films zu nutzen, damit so etwas nie wieder passiert.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
• /Jochen Müller
Die Angst geht um (muss aber nicht) 🥹
„The Fall Guy“ ist gewiss nicht der erste Film, der an den Kinokassen hinter den hohen Erwartungen zurückbleibt. Dass es sich um einen an sich wunderbaren Sommerfilm handelt, der alles hat, was man sich gemeinhin von einem Popcornspektakel erwartet – Fun, gute Laune, coole Action, starke Stunts, viel Humor und obendrein eine Romanze, die trotz all des Krach Bumm Peng verblüffend gut funktioniert plus, und das sollte man nicht vergessen, RYAN GOSLING (!!!) 💋 in entspanntem „Nice Guys“-Modus -, macht das geringe Interesse beim Publikum zusätzlich enttäuschend. Und nährt die große Angst, die in Hollywood umgeht: Was, wenn Kino echt nicht mehr funktioniert??? PANIK. SCHNAPPATMUNG. Man möchte den jungen Menschen in verantwortungsvollen Positionen bei den Studios zurufen: Macht euch einmal locker. 🧘🏻 Manchmal ist eine Enttäuschung am Boxoffice einfach nur das – eine Enttäuschung am Boxoffice. Es hängt nicht immer gleich die gesamte Existenz einer Industrie an einem Film. Die Stimmung wird genauso schnell wieder umschlagen. Dass 2024 ein Problemjahr werden würde, wusste man. Also muss man jetzt nicht so tun, als würde die „Titanic“ sinken. 🚢 Sondern das Beste daraus machen. Von Film zu Film gehen. Ein Optimum herausholen. Gemäß des Mantras der Cinemacon: 2024 wird besser als befürchtet. 2025 wird so gut wie erwartet. 2026 wird besser, als man erhofft.
• /Thomas Schultze
Das Buhlen um die besten Serien und TV-Filme
Die Reihe Neues Deutsches Fernsehen auf dem Filmfest München hat für das Jahr vorgelegt. Was Programmkuratorin Ulrike Frick dort alles für Weltpremieren versammelt hat, fordert großen Respekt 💯 und weckt noch größere Vorfreude auf den Sommer: Ob der „Hallo Spencer“-Film, den „ZDF Magazin Royale“-Moderator Jan Böhmermann mitgeschrieben hat, die feministische RTL+-Rachefantasie „Angemessen Angry“ mit „Discounter“-Star Marie Bloching, das einstmalige Paramount+-Projekt „Turmschatten“, das eine neue Bühne bekommt, oder die spannenden TV-Filme „Nichts mehr wie es war“ der Kombo Jessen, Schütte und Hübner von Florida Film und „Wer ohne Schuld ist“ mit Aaron Hilmer von Relevant Film. Aber auch das Seriencamp Festival in Köln setzt dieses Jahr verstärkt auf Premieren, bietet die beiden Zeitsprung-Pictures-Formate „Ich bin Dagobert“ über den Kaufhauserpresser und die zweite „Kleo“-Staffel von Netflix exklusiv im Juni. Dazu ist das dystopische ZDF-Sci-Fi-Prestigeprojekt„Concordia“ von den „Schwarm“-Machern zu sehen. Und da wegen Sparmaßnahmen mit dem Berlinale-Series-Wettbewerb Anfang des Jahres ein wichtiger Baustein im Kalender weggebrochen ist, wird mit Hilfe des Medienboard Berlin-Brandenburg jetzt im Herbst ein neuer Berliner Fixpunkt aufgebaut: das Seriesly Berlin von Geschäftsführer Eike Faecks, das als Festival und Branchentreff international ausgerichtet ist und den September erobern will. 📺
• /Michael Müller
GOOD TO KNOW
Wie gut die Lola fürs Geschäft ist
Ganz verblüffende Boxofficezahlen fielen uns in dieser Woche auf bei SPOT. Und zwar haben wir genauer hingesehen, als „Sterben“ am zweiten Wochenende ein Plus im Vergleich zum Startwochenende verzeichnen konnte, ein kleines bisschen nur, 24.000 Einlasse im Vergleich zu 23.000 Einlasse. Genug, um uns neugierig zu machen und feststellen zu lassen, dass der Gewinn der Lola in Gold sich offenkundig positiv aufs Geschäft ausgewirkt hat. Tatsächlich konnte der Film am Samstag und Sonntag seine beiden jeweils bisher besten Tage vorlegen, jeweils mehr als 8000 Besuche (davor war der erste Samstag der Toptag gewesen mit knapp 7500 Zuschauern). Der Trend setzte sich im Rest der Woche fort, jeder Tag bis gestern war jeweils besser als der Vergleichstag der Vorwoche: Am Montag war „Sterben“ nach Umsatz sogar der stärkste deutsche Film im gesamten Angebot; nach Besuchszahlen lag er nur knapp hinter „Chantal im Märchenland“. Danach zog Bora Dagtekins Mainstream-Hit wieder an Matthias Glasners Arthouse-Hit vorbei. Wenn alles gut läuft, knackt „Sterben“ am Wochenende gesamt die 100.000-Besucher-Marke. 💪🏽🏋🏼♀️
• /TS
Wie Square One zum Mega-Player wird ⚡️
Große Branchengeschichten werden geschrieben. Eine Woche nach der Fusion von Mediawan und Leonine Studios platzte die nächste Bombe: Die Vuelta Group übernimmt von Will Smith’ Westbrook das deutsche Traditionshaus Telepool und seine Tochtergesellschaften. Das Unternehmen wird mit Square One fusioniert und fährt künftig unter der Leitung von SquareOne- und Vuelta-Group-Germany-CEO Al Munteanu unter dem Banner der SquareOne. Michael Heyd fungiert als CFO/COO fungiert. Die bisherige Telepool-CEO Yoko Higuchi-Zitzmann scheidet nach zweijähriger Führung aus dem Unternehmen aus.
• /TS
Wie der April den Zwischenstand verhagelt hat
Während man im letzten Monat mitunter kaum wusste, ob man nun lieber den Grill 🦗oder die Ski ⛷️aus der Garage holen sollte, durfte man sich beim Blick auf die weltweiten Kinoumsätzen auf jeden Fall warm anziehen 🧥. Der Einstieg ins zweite Quartal fiel ausgesprochen dürftig aus, wie die Analyse von Gower Street zeigte – unterdessen fallen auch die Prognosen für das in den USA so wichtige Memorial Day Weekend noch verhalten aus.
• /MM
Wie RTL Deutschland immer mehr in Fahrt kommt 💶
Die RTL Group hat die Zahlen für das erste Quartal vorgelegt. Besonders die TV-Werbeumsätze in Deutschland mit einem Wachstum um 5,5 bis 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr machen Hoffnung, dass die Erholung im klassischen Fernsehmarkt weitergeht. Und auch wenn das Produktions-Powerhouse Fremantle etwas schwächelt, sendet vor allem die deutsche Abteilung verschiedene positive Signale. Dass der Sender RTL zum Beispiel den Event-Boxkampf von Stefan Raab und Regina Halmich im Herbst live überträgt, ist eine klare Ansage an die Konkurrenz. Der baldigen CCO Inga Leschek und RTL-Deutschland-CEO Stephan Schmitter muss auch nicht angst und bange vor der Fußball-EM im Sommer ⚽️ sein, weil sie dank Telekom-Deal selbst zwölf Livespiele übertragen.
• /MIMÜ
Wie nach Mittelerde zurückgekehrt wird 🌄
Ganz am Anfang, als die Meldung über den Äther ging, war sie noch etwas aufregender: Da hieß es fälschlicherweise noch, „The Lord of the Rings: The Hunt for Gollum“ würde von Peter Jackson nicht nur produziert, sondern auch inszeniert werden. Jetzt wissen wir jedoch, dass Andy Serkis nicht nur Hauptdarsteller sein wird, sondern auch Regisseur der nächsten beiden Filme der Reihe, von denen der erste 2026 in den Kinos landen soll. Man kann sich das Jahr schon einmal einkreisen ⭕️, wenn man Mittelerde-Fan ist.
• /TS
Wie Einkommen und Kinoreichweite zusammenhängen
Berichtet haben wir über die entsprechenden Studien zwar schon vor ein paar Wochen – aber wo wir es schon damals nicht für angebracht hielten, nur die Pressemitteilungen zu kopieren, sind wir im Nachgang noch einmal ein wenig tiefer eingestiegen 🕵🏻♂️. Die von FFA und GfK zusammengetragenen Ergebnisse zu Kinoreichweite, Besuchsintensität und Konsumverhalten sind den genaueren Blick wert.
• /MM
Wieso Disney trotz Sparmaßnahmen an der Börse abstürzte 📉
Disney-CEO Bob Iger hatte eigentlich mit den neuen Quartalszahlen seines Unternehmens geliefert. Erstmals war die Entertainment-Streaming-Sparte schneller als erwartet ins Plus gerutscht, wenn man den kleinen Trick anwendet und das defizitäre Streaming-Geschäft ESPN+ vornehm rausrechnet. Trotzdem verlor die Aktie am nächsten Börsentag mehr als zehn Prozent seines Wertes. Die Erklärungsmodelle sind vielfältig: Aufziehende graue Wolken ☁️ am so lukrativen Parkgeschäfts-Himmel, zu viel auf Kosten der Inhalte in den vergangenen Monaten eingespart und die Umsätze gedrückt, hohe Abschreibungen wegen der Indien-Geschäfte oder der weiterhin rasant schrumpfende TV-Markt. So wie die Börse schon länger nicht mehr wachsende Abozahlen belohnt, ist Austerität allein auch nicht bei den Aktionären fantasieanregend genug.
• /MIMÜ
Wie man Nachwuchs für die Kinotätigkeit begeistert 👏🏼
Es ist ein spannendes Projekt, das Claudia Overath seit vergangenem Jahr verfolgt: Was hinter KINO&ICHsteckt, wie weit die Pläne gediehen sind – und weshalb junge Menschen in einer Branche arbeiten wollen, die immer mal wieder als „gefährdet“ tituliert wird, verrät sie im Gespräch mit SPOT.
• /MM
Wie es weitergeht mit Paramount 💰
Alles anders, alles gleich. Der Krimi 🦹🏻♂️ um den Paramount-Verkauf geht weiter. Der Fokus liegt nun auf dem nicht bindenden Angebot über 26 Milliarden Dollar, das Sony und Apollo abgegeben haben – die allerdings planen, bei Zusage nur den Filmbereich behalten und in Sony überführen zu wollen und die diversen Fernsehsparten abzustoßen. Skydance bleibt indes in Gesprächen mit dem Management der Paramount-Mutter National Amusements. Wir halten Sie auf dem Laufenden!
• /TS
STADTGESPRÄCH 👀
Alberto Barbera
Das kommt frisch noch rein, bevor wir die Füße hochlegen und ins Wochenende gehen: Alberto Barbera wird der Mostra in Venedig auch über diesen Jahrgang noch als künstlerischer Leiter erhalten bleiben: Der Vertrag des 74-Jährigen wurde von der Biennale um zwei weitere Jahre verlängert.
Kate Winslet
Das Filmfest München vergibt in diesem Jahr zwei CineMerit Awards. Neben Jessica Lange, die vor einer Woche bekanntgegeben worden war, wird mit Kate Winslet eine weitere Oscargewinnerin in München geehrt, wo sie die Europapremiere ihres aktuellen Films „Die Fotografin“ präsentieren wird. Winslet spielt in dem Biopic, einem „wunderbar intensives Charakterporträt“, wie es Festivaldirektor Christoph Gröner und Julia Weigl, künstlerische Co-Leiterin bezeichnen, die Fotografin und Kriegsberichterstatterin Lee Miller.
Alexandra Bauermeister
Ab 1. Juli wollen sich die vier DCM-Gründer Dario Suter, Christoph Daniel, Marc Schmidheiny und Joel Brandeis stärker auf die strategische Gesamtleitung des Unternehmens konzentrieren und übergeben die Geschäftsführung des Filmbereichs an Alexandra Bauermeister. Die Anwältin war in den vergangenen zwölf Jahren als Executive Vice President Business & Legal Affairs und Mitglied des Managements bei Studiocanal tätig.
Isabelle Huppert
1988 und 1995 wurde Isabelle Huppert auf der Mostra für ihre Rollen in „Eine Frauensache“ und „Biester“, beide unter der Regie von Claude Chabrol, mit der Coppa Volpi als beste Schauspielerin ausgezeichnet, 2005 wurde sie dort für ihr Gesamtwerk geehrt. In diesem Jahr kehrt die „Muse von großen Filmemachern“, wie Festivalchef Alberto Barbera die französische Schauspielerin bezeichnet, als Präsidentin der Wettbewerbsjury an den Lido zurück.
Alexa Goodall
Christian Ditters Neuverfilmung von Michael Endes klassischem Jugendbuch „Momo“ wird bereits gedreht in Kroatien und Slowenien. Jetzt wurde offiziell auch die Hauptdarstellerin der Rat-Pack-Produktion vorgestellt: Alexa Goodall aus „A Gentleman in Moscow“ übernimmt die Rolle, mit der Radost Bokel in der ersten Adaption in den Achtzigerjahren bekannt wurde.
Christopher Bausch
Im Oktober hatte in Mainz mit dem Capitol ein Traditionshaus schließen müssen. Nun wird die Stadt selbst das Kino an und hat auch einen geeigneten Untermieter gefunden: Der Zuschlag ging an die von Christopher Bausch vertretenen Arthouse Kinos Frankfurt und damit an einen Betreiber, der sich als Vorstandsmitglied der AG Kino-Gilde für das Wohl der gesamten Arthouse-Branche einsetzt
Justin Chang
Der verdiente Filmkritiker, der bei Variety angefangen hatte und danach lange Jahre bei der Los Angeles Times arbeitete, nur um Ende 2023 zum New Yorker zu wechseln, wurde mit Pulitzer Preis ausgezeichnet – „für stimmungsvolle und genreübergreifende Filmkritiken, die über das zeitgenössische Kinoerlebnis reflektieren“.
Tanja Meissner
Die renommierte Branchenexpertin ist von der neuen Berlinale-Intendantin Tricia Tuttle als Direktorin von Berlinale Pro* in ihr Leitungsteam berufen worden. Diese neu gestaltete Funktion umfasst die Leitung des European Film Market (EFM) und die strategische Entwicklung des Berlinale Pro*-Konsortiums gemeinsam mit den Leiter:innen von Berlinale Co-Production Market, Berlinale Talents und World Cinema Fund.
DIE GUTE ZAHL 💯
„Die Herrlichkeit des Lebens“ hat mehr als 200.000 Kinotickets verkauft und ist damit aktuell der erfolgreichste deutsche Arthouse-Film des Jahres. 💪🏽
Die Woche in SPOT
Ein bisschen darf dieser „Newsletter“ auch Leistungsschau 🎆, eine Zusammenfassung des Besten und Wichtigsten, was SPOT in dieser Woche gemeldet, analysiert und besprochen hat. Wen haben wir interviewt, welche Titel wurden rezensiert, was war sonst noch wichtig und relevant auf unserem Dienst.
SPOTCAST Filmfrauen
In Folge 6 von SPOTCAST Filmfrauen ist Zetha Asafu-Adjaye die Gesprächspartnerin von Barbara Schuster. Zetha ist Gründerin von ZTA Management, über die sie Schauspieler:innen und Künstler:innen betreut und managt. Ihre Maxime: den Künstler:innen einen Safe(r) Space zu bieten. Sie zu empowern ihre Stimme zu nutzen und für Themen einzustehen, die ihnen wichtig sind. Beim diesjährigen Seriencamp gehört Zetha außerdem zur Jury. 🌈
Und weil wir uns nicht lumpen lassen, gab es in dieser Woche anlässlich des Starts der Prime-Edelserie „Maxton Hall“ noch ein SPOTCAST X-tra: Ceylan Yildirim erzählt über die von UFA Fiction produzierte Serie „Maxton Hall – Die Welt zwischen uns“ mit Harriet Herbig-Matten und Damian Hardung in den Hauptrollen. Yildirim ist Executive Producer des Projekts, das auf dem Bestseller „Save me“ von Autorin Mona Kasten basiert und nach einer euphorischen Premiere im Berliner Zoo Palast und ordentlich Buzz gestern in über 240 Ländern und Territorien bei Prime Video gestartet ist. 💥
TALKSHOW 📝🎤
Alle Interviews sind gute Interviews. Und natürlich machen auch die Gespräche Spaß, die man über Zoom/Teams/Meet etc. oder auch am Telefon führt. Aber besonders bleiben doch die Interviews in Erinnerung, bei denen man den Gesprächspartner persönlich trifft. Deshalb war es eine große Freude, dass sich der neue MDM-Geschäftsführer André Naumann am Tag nach dem Deutschen Filmpreis in Berlin die Zeit nahm, sich mit Barbara Schuster und Thomas Schultze zusammenzusetzen, um seine Strategie ausführlich zu skizzieren und Stellung zu aktuellen Entwicklungen zu beziehen. Wir bedanken uns noch einmal, dass alles so reibungslos lief. 👍 Ein echtes Erlebnis wiederum war das Treffen mit Filmemacher Oskar Roehler, der uns anlässlich unseres Gesprächs zu seinem aktuellen Kinofilm „Bad Director“ in seiner Wohnung in Prenzlauer Berg willkommen hieß. Der Kaffee war gut ☕️, der Ausblick über Berlin noch besser und das Interview am besten. So frei von der Leber weg reden nicht viele. 🙇♀️
Auch fernmündlich hatten wir schöne Gespräche. Der nimmermüde Dieter Kosslick freut sich auf Green Visions Potsdam – ein „Spezial-Festival“, wie er sagt. Thomas Peter Friedl von The Amazing Film Company freut sich darüber, dass seine Eventserie „Turmschatten“ auf dem Filmfest München vom Stapel läuft. Anna Roller ist für „Dead Girls Dancing“ frischgebackene Gewinnerin des Bunte New Faces Award für den besten Debütfilm, weshalb wir von ihr wissen wollten, wie sie die Situation für junge Filmschaffende einschätzt.
Konstanze Speidel baut als Head of Development und Produzentin bei Flare Film den Doku-Bereich aus und wurde mit „VONA. Inside Ecocide“ zu Cannes Next beim Marché du Film eingeladen. Wir sprachen mit ihr über aktuelle Projekte und die Liebe zur Dokumentarfilmproduktion. UFA-Produzent Eric Bouley hat mit Martina und Monika Plura für den ZDF-Thriller „Unsichtbarer Angreifer“ die passenden genreaffinen Partnerinnen gefunden und spricht über KI, das ZDF und seinen Werdegang beim Produktions-Powerhouse.
Auch die Kreativen kamen nicht zu kurz in der letzten Woche. Besonders viel Freude hatten wir beim Gespräch mit dem spanischen Regisseur Pablo Berger über seinen oscarnominierten und gerade in Deutschland angelaufenen Animationsfilm „Robot Dreams“. Wann kann man sich schon mit einem Filmemacher dezidiert über die Meriten von New Yorker Hardcore-Bands wie Reagan Youth austauschen (ihr Song „I Hate Hate“ ist im Film zu hören)? Noch mehr Hardcore: Die Filmemacher Philipp Fussenegger und Judy Landkammer informieren über ihre Doku „Teaches of Peaches“. 🎸
GUCKKASTEN 👁️
Reviews
Es gab wieder einiges an neuen Filmen zu sehen – und zu besprechen. Vielleicht ein bisschen weniger als sonst, was sich nächste Woche mit dem Start des 77. Festival de Cannes ändern wird. Dafür aber sind Reviews höchst relevanter Titel darunter, allen voran kinoseitig der neu gestartete Hollywood-Blockbuster „Planet der Affen: New Kingdom“ (Disney) und als Streamer-Highlight die gestern angelaufene High-End-Serie „Maxton Hall“ (Prime Video). Ebenso dabei ist der neu im Kino gestartete „Beautiful Wedding“ (Leonine Studios).
Dazu kommt noch der emotional beflügelnde französische Hit „Das Zimmer der Wunder“ (SquareOne) von Liza Azuelos und der raffinierte Schocker „Sting“ (Studiocanal).
Trailer 🎥
Überblick zu bewahren in der Flut neuer Trailer, ist nicht immer die einfachste Übung. Wir haben es versucht. Und natürlich immer so schnell wie möglich, weil man in unserem Business immer auf der Höhe des Geschehens sein soll. Ein paar Stunden Unterschied machen da bisweilen den entscheidenden Wissensvorsprung aus.
KINO
„Ich – Einfach unverbesserlich 4“ (Universal)
„Twisters“ (Warner Bros.)
„A Quiet Place – Tag 1“ (Paramount)
„Megalopolis“
„E.1027 – Eileen Gray und das Haus am Meer“ (Rise and Shine Cinema)
„Kulissen der Macht“ (Films That Matter)
STREAMING
„Star Wars – The Acolyte“ (Disney+)
„The Bear – Staffel 3“ (Disney+)
„The Boys – Staffel 4“ (Prime Video)
„A Killer’s Memory“ (Prime Video)
Außerdem (bei Kollegen) gelesen und (von uns) für interessant befunden 🛎️
• Vielleicht geht es Ihnen wie uns, dass man doch ein bisschen verwundert ist über die riesige Welle, die „Baby Reindeer“ aktuell auf Netflix macht. Gute Show, keine Frage, aber warum gerade diese bizarre Geschichte von Missbrauch und Stalking den Nerv derart trifft? Noel Murray hat sich in der New York Times Gedanken gemacht. Ebenfalls im „Critic’s Notebook“ erschien ein spannender Beitrag von James Poniewozik über Park Chan-wooks HBO-Serie „The Sympathizer“.
• Wer das Genrekino mag, der liebt John Carpenter. Isso. Für Criterion hat er seine zehn Lieblingsfilme zusammengestellt. 2 x Billy Wilder! Gut! Macht sofort Lust, gleich wieder einzutauchen in die Klassiker des Hollywoodkinos. Oder sie vielleicht auch erstmals zu entdecken.
• Die Los Angeles Times bietet ein tolles Porträt von George Miller zu dessen neuem Film „Furiosa“, das nicht nur wegen seines Sujets viel Freude macht, sondern weil es von dem legendären Filmkritiker Kenneth Turan verfasst wurde. Sehr schön, dass es ihn noch gibt – auch wenn nicht zu erwarten ist, dass man ihn kommende Woche wie früher üblich in den heiligen Hallen des Palais de Festival in Cannes noch antreffen wird.
• Kleine Kuriosität am Rande: Bei Air B’n’B kann man nun auch einen Aufenthalt in dem schwebenden Haus des Pixar-Films „Oben“ buchen. Die New York Times weiß mehr dazu. 🎈
• Und schließlich ist es uns ein Anliegen, auf den wöchentlichen Newsletter unserer Freunde von Crew United zu verweisen. Ausgabe 724 von Cinearte ist gestern erschienen – hier ist der Link.
SHORT GOODBYE
Nicht ganz so short wie sonst, weil hier zum Ende der Strecke doch noch kurz auf den eigentlichen Aufreger der Woche hingewiesen werden soll: Besonders innovativ und auffällig sollte der neue Werbeclip von Apple sein, mit dem das neue iPad beworben sollte. Unter dem Titel „Crush“ sieht man eine Dampfpresse, die alle möglichen Instrumente und Werkzeuge einstampft, die bislang dazu beigetragen haben, Menschen kreative Arbeiten verrichten zu lassen, nur damit am Ende das neue iPad übrigbleibt, „schmaler als je zuvor“. Das hat einen Shitstorm ausgelöst 🤯, den sich Apple-Chef Tim Cook in dieser Form sicher nicht vorgestellt hatte, am besten zusammengefasst mit Hugh Grants ätzendem Tweet: „The destruction of the human experience. Courtesy of Silicon Valley.“ Apple übt sich bereits im verzweifelten Zurückrudern. Eine ungeahnte Übung für den Konzern. (Geschrieben auf einem MacBook 😊 )
O tempora, o mores!
Wenn am Samstag der 68. Eurovision Song Contest über die Bühne geht und gestandene Musikkritiker erniedrigt, indem sie livetweeten müssen von der Veranstaltung in Malmö, wird den Kinos zusätzlich zum Wetter das Leben schwergemacht. Unter den zehn Teilnehmern des Finales wird auch Österreich wieder vertreten sein mit Kaleen, die „We Will Rave“ zum Besten gibt. Textkostprobe: „Ram di dam dam / We will rave“. Aber wussten Sie denn, dass Österreich erstmals im Jahr 1957 bei der Europa vereinenden Veranstaltung dabei war? Mit Bob Martins „Wohin, kleines Pony?“ Gute Frage. Darüber denken wir die nächsten Tage nach. Sie hoffentlich auch… 🐴