Weihnachtlicher Animationsfilm nach Drehbuch von Richard Curtis, in dem ein englisches Dörflein ausgerechnet an Weihnachten in Schneemassen versinkt.
FAST FACTS:
• Erster Animationsfilm nach einem Drehbuch von Richard Curtis
• Basierend auf Curtis’ eigener Kinderbuch-Trilogie
• Regie führte der Schweizer Simon Otto, bei DreamWorks Animation an Hits wie „Drachenzähmen leicht gemacht“ beteiligt.
CREDITS:
O-Titel: That Christmas; Land / Jahr: Großbritannien 2024; Laufzeit: 95 Minuten; Regie: Simon Otto; Drehbuch: Richard Curtis; Plattform: Netflix; Start: 4. Dezember 2024
REVIEW:
Weihnachten ist Richard Curtis, dem seit „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ versiertesten und erfolgreichsten Komödienautor Englands, nicht fremd. Er steht hinter „Tatsächlich… Liebe“, der 2003 auch sein Regiedebüt markiert hatte. Als kleinen Insiderwitz sieht man in einer Szene von „Ein klitzekleines Weihnachtswunder“ tatsächlich einen Ausschnitt des modernen Kultklassikers im Fernsehen flimmern. Wenn man genau hinsieht und -hört, käme man aber auch von selbst darauf, dass Curtis hinter dieser entspannten Weihnachtskomödie steht, die tatsächlich auf seiner eigenen Kinderbücher-Trilogie basiert. Unverkennbar sind diese geschliffenen, gewitzten Dialoge, ist der liebevolle und allzu menschliche Blick auf die Figuren und ihre vermeintlich ganz alltäglichen Probleme, ist dieser herrlich leichte und doch spitzzüngige Curtis-Touch, der schon „Notting Hill“, „Eine Frage der Zeit“ oder „Yesterday“ veredelte, aus High-Concept-Geschichten allgemeingültige Fabeln machte.
Unter der Regie des Schweizer Animationsspezialisten Simon Otto, der als langjähriger Angestellter bei DreamWorks Animation in Schlüsselrollen an Filmen wie „Drachenzähmen leicht gemacht“ oder „Kung Fu Panda“ beteiligt war, zuletzt aber auch bei Netflix-Produktionen wie „Love, Death & Robots“ als Regisseur vertreten war, entstand dieser liebenswerte, gelungene Film um die kleine britische Gemeinde Wellington-on-Sea, die genauso aussieht, wie sie heißt, in einem sich ausgerechnet an Weihnachten zur Katastrophe zuspitzenden Notfall, aus dem der Weihnachtsmann als Erzähler – im Original gesprochen von Brian Cox – mit ein paar wohlplatzierten Geschenken einen Weg weisen kann, es dann aber den Menschen selbst überlässt, ob sie die richtigen Entscheidungen treffen. Mit beschwingtem Strich werden die Figuren vorgestellt, allen voran der Junge Danny, der neue Junge in Wellington-on-Sea, der mit seiner Mutter aufwächst, die er über alles liebt, auch weil er weiß, dass es ihr mit ihm ebenso geht, auch wenn sie wenig Zeit für ihn hat, weil sie als Krankenschwester Tag und Nacht eingespannt ist: chronischer Personalmangel.
In der Schule wird Danny belächelt als Sonderling, der neue Junge in der Stadt, der am liebsten nicht auffallen würde, außer bei dem Mädchen, das er anhimmelt, Sam, die wiederum immer voller Sorge um ihr souverän in sich ruhende Zwillingsschwester Charlie ist. Als vierte jugendliche Hauptfigur im Bunde kommt Bernadette hinzu, eine vor Energie schäumende Naturgewalt, die nur manchmal vergisst, sich um ihre ganz kleine Tochter zu kümmern. Die Erwachsenen um sie herum wirken dagegen mit flottem Strich karikiert, eine Ansammlung mehr oder minder schräger Figuren in einer Gemeinde, die weltoffener und diverser kaum sein dürfte. Eine Utopie haben Otto und Curtis da ersonnen, wie man sie sich wünschen würde, die aber auf eine harte Probe gestellt wird, als Wellington-on-Sea nach anhaltendem Schneefall von der Außenwelt abgeschnitten wird und Weihnachten und der nötige Truthahnvorrat in Gefahr gerät. Das ist der Beginn überspitzer Episoden und Eskapaden mit den Erwachsenen und ernsthafter Abenteuer für die Kids, allen voran Danny, der verdammt scheint, als einziger an den schneefreien Tagen in der Schule von der gestrengen Lehrerin Miss Trapper. Dass sie sich nicht ganz als der Drache erweist, wie jeder in dem Dörfchen kennt, ist ebenso selbstverständlich wie der Sieg weihnachtlicher Tugenden über jedes noch so große Hindernis. Es ist schließlich eine Geschichte von Richard Curtis, der einfach nicht anders kann als Happy-End, bei einem so beschwingten Animationsfilm gilt das gleich doppelt.
Thomas Schultze