2024 neigt sich dem Ende zu, die aktuellen filmpolitischen Debatten laufen weiter. SPOT hat sich in der Branche umgehört – und fragte nach den prägenden Themen dieses und des kommenden Jahres.
Ein Branchenjahr wie eine (sehr holprige) Achterbahnfahrt, ein Branchenjahr, das es dramaturgisch mit jedem Thriller hätte aufnehmen können – das dabei aber vor allem von maximaler Unsicherheit geprägt war. Mittlerweile haben sich die Dinge ein wenig sortiert, mittlerweile weiß man zumindest, was man bis zum Jahreswechsel (oder vielleicht besser: Regierungswechsel) noch erwarten kann und was nicht. 2024 neigt sich dem Ende zu, die aktuellen filmpolitischen Debatten laufen weiter – und SPOT hat sich zwischen Mitte und Ende November dazu umgehört.
#1 Was war das prägende Thema Ihres persönlichen Branchenjahres – und warum?
Iris Zappe-Heller: Das letzte Jahr war ich intern und extern sehr viel mit dem Thema „Zusammenarbeit“ beschäftigt. „Zusammenarbeit“ ist einerseits das Schlagwort in der Filmbranche, um den schnellen Veränderungen und dem scharfen Wettbewerb entgegenzuhalten, andererseits sehe ich viel Verunsicherung und Unklarheiten (auf technischer wie inhaltlicher Ebene).
Die Branche steht vor großen Veränderungen. Budgets, Crews und Professionalität wachsen, gleichzeitig bringen Themen wie Gendergerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Diversität, Schutz des Kindeswohl am Set neue Anforderungen mit sich. Viele dieser Standards schaffen langfristig bessere Arbeitsbedingungen, der Weg dahin ist komplex. Auch wir haben in unserem Team umfassende Veränderungen angestoßen, und das Team vergrößert, um die neue, sehr gefragte Standortförderung ÖFI+ umzusetzen. In enger Zusammenarbeit mit Expert*innen und internationalen Partner*innen haben wir Incentive-Systeme entwickelt, die finanzielle Anreize mit ökologischen und sozialen Maßnahmen verbinden. Dabei gilt es genau dort hinzusehen, wo Probleme bestehen – Schutz zu bieten, wo nötig, und gleichzeitig die künstlerische Freiheit zu bewahren.
#2 Was wird Sie im kommenden Jahr voraussichtlich am meisten beschäftigen?
Iris Zappel-Heller: 2025: Ein Jahr für Chancengleichheit. Die Themen des vergangenen Jahres werden uns auch 2025 begleiten und weiter prägen. Unser ursprünglicher Schwerpunkt hat sich kontinuierlich erweitert. Aus „Gender“ wurde „Gender und Diversity“ – und inzwischen liegt auch ein starker Fokus auf Inklusion. Deshalb steht das kommende Jahr unter dem Zeichen der Chancengleichheit. Auch die Arbeitsbedingungen in der Branche stehen im Fokus. Neue Berufsbilder wie Intimitätskoordinator*innen, Kinderschutzbeauftragte, Awareness Manager*innen oder Green Consultants etablieren sich. Doch oft fehlen klare Standards: Welche Qualifikationen sind nötig? Schränken diese Rollen Dreharbeiten ein oder verbessern sie die Zusammenarbeit? Zudem stellen wir uns Fragen wie, welche Kompetenzen Führungskräfte mitbringen sollten: Reicht ein Regiestudium, um ein Team zu leiten? Sind Abteilungsleiter*innen ausreichend auf ihre Führungsrollen vorbereitet? 2025 werden wir Task Forces schaffen, um diese Themen zu adressieren, Rahmenbedingungen auszuarbeiten und versuchen, den Zugang für alle zu verbessern. Film ist Teamarbeit – je besser die Zusammenarbeit, desto besser die Arbeitsprozesse. Das ist unser Ziel für die Zukunft!