Im Nachgang zur letztwöchigen Verleihung der Kino- und Verleihprogrammpreise der BKM wirft sich die AG Kino-Gilde gegenüber der Politik noch einmal mit Nachdruck für eine Kinoinvestitionsförderung in Form des Zukunftsprogramms ins Zeug. Dieses sei unverzichtbar für den Erhalt wichtiger Kultureinrichtungen.
Die Beratungen zum Bundeshaushalt für 2025 gehen – überschattet von einer erneut ernüchternden Steuerschätzung – auf die Zielgerade. Und auf diesen letzten Metern hoffen die Kinos noch auf eine Fortführung des Zukunftsprogramms Kino, für das aktuell noch keine Mittel im Bundeshaushalt für 2025 stehen. Eine Tatsache, die der Haushaltsausschuss bei Abgabe seiner Empfehlungen für den Bundeshaushalt auch noch nicht adressiert hatte (wir berichteten); generell richten sich die Augen der Branche aber auf die Bereinigungssitzung (die aktuell für den 14. November terminiert ist) und die darauf noch folgenden Beratungen im Bundestag. Eindeutige Unterstützung für eine Fortführung der Maßnahme kommt von Seiten der Kulturstaatsministerin, dies hatte sie bei der feierlichen Verleihung der Kino- und Verleihprogrammpreise erneut klar betont. Allerdings auch unter Verweis darauf, dass sie die Unterstützung der Branche in dieser Frage benötige – und dass diese (bei den Parlamentariern) weiter Druck machen müsse.
Eine Aufforderung, der die AG Kino-Gilde natürlich nachkommt: Mit einem erneuten Appell, mit der erneuten Warnung vor dem sprichwörtlichen „Halt auf freier Strecke“, den es für die Kinoinfrastruktur in der Fläche bedeuten würde, wenn eine so wichtige und wirkungsvolle Maßnahme wie das Zukunftsprogramm Kino eingestellt würde. Der Verband der Arthouse-Kinos verweist in diesem Zusammenhang übrigens auf eine mitunter gerne übersehene Tatsache: Das ZPK war keine Pandemiemaßnahme, sondern wurde schon vor 2020 initiiert, um dann im März jenen Jahres an den Start zu gehen. Es wurde während der Pandemie nur ausgebaut.
Der Entscheidung für ein ZPK lag damals die Erkenntnis zugrunde, dass die Erlösstruktur insbesondere von Land- und Arthousekinos keine ausreichenden Rücklagen für erforderliche Investitionen ermögliche. „Dabei erfüllen gerade diese Kinos als niedrigschwellige Kulturorte eine wichtige soziale Funktion in einer zunehmend fragmentierten Gesellschaft“, so die AG Kino-Gilde in ihrem aktuellen Schreiben. Und weiter „Das Arthousekino war schon immer ein riskantes Unterfangen: Die Filmbelieferung ist über das Jahr ungleichmäßig verteilt und die Erlösstruktur dieser Kinos mit ihrem hohen gesellschaftlichen und kulturellen Mehrwert ist nicht primär auf Gewinnmaximierung ausgerichtet. Grundlegende Investitionen können häufig nicht aus dem laufenden Betrieb finanziert werden. Das Zukunftsprogramm Kino ist daher unverzichtbar für den Erhalt dieser wichtigen Kultureinrichtungen!“
„Das Zukunftsprogramm Kino muss die Filmreform komplettieren!“, unterstreicht Christian Bräuer, als Verbandsvorsitzender. „Die Zahlen sind eindeutig: Filme abseits großer Blockbuster- Produktionen mit ihren hohen Budgets und weitreichendem Marketing haben es auf digitalen Vertriebswegen schwer. Besonders kulturell anspruchsvolle Filme brauchen die Kinos für ihre Sichtbarkeit und ihren Erfolg, ohne sie lässt sich die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Films nicht steigern. Verlieren wir den Kulturort Kino, verlieren wir einen der wenigen verbliebenen kollektiven Räume in Zeiten wachsender gesellschaftlicher Spannungen.“
Der Verband sieht das ZPK als „logische Säule“ neben einem Anreizmodell für die Filmproduktion, nur im Zusammenspiel könnten die ambitionierten Ziele der Reform erreicht werden. Ergo sei diese auch erst mit dieser Säule vollständig. „Die Kinos stehen vor immensen Investitionen, insbesondere in die Gebäudemodernisierung, digitale und technologische Umrüstung und in Maßnahmen zur ökologischen Nachhaltigkeit – Investitionen, die entscheidend für den Erhalt unserer vielfältigen und flächendeckenden Kinolandschaft sind“, so der Appell für ein Instrument, das mit mindestens 15 Mio. Euro ausgestattet sein müsse.
In diesem Zusammenhang verweist die AG Kino-Gilde einmal mehr auf zwei Kernzahlen: die 20 Sekunden, die es in diesem Jahr gedauert hatte, bis der ZPK-Topf von zehn Mio. Euro überzeichnet war – und den von einer FFA-Studie auf rund 100 Mio. Euro pro Jahr bezifferten Investitionsbedarf der Kinos.
„Die Verleihung der Kinoprogrammpreise durch Claudia Roth hat die beeindruckende Vielfalt der Programmkinos gezeigt. Dahinter stehen Menschen, die sich mit hoher Kompetenz und viel Herzblut für lebendige Nachbarschaften einsetzen. Dies gilt es zu bewahren“, unterstreicht Christian Bräuer. „Die Länder stehen weiter bereit, das Zukunftsprogramm Kino mitzutragen. Diese Chance sollte der Bund nutzen und das Erfolgsprogramm unkompliziert weiterführen.“