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Produzent Chris Columbus: „Nosferatu wurde für Robert eine Obsession“

Die meisten kennen den Regisseur Chris Columbus wegen seiner Komödien-Klassiker „Kevin – Allein zu Haus“ und „Mrs. Doubtfire“ oder den „Harry Potter“-Filmen. Mit SPOT sprach er aber darüber, wie er der Förderer von „Nosferatu“-Regisseur Robert Eggers wurde und für ihn acht Monate nach Prag zog.

Chris Columbus und Robert Eggers
Produzent Chris Columbus (l.) und Regisseur Robert Eggers am Set vom heute in den deutschen Kinos startenden Horrorfilm „Nosferatu – Der Untote“ (Credit: FOCUS FEATURES LLC. ALL RIGHTS RESERVED)

Dass Sie als Produzent hinter allen bisherigen Robert-Eggers-Filmen stehen, ist in der Filmwelt noch nicht so bekannt. Wie begann diese Verbindung?

Chris Columbus: Wir haben seit rund zehn Jahren das unabhängige Filmunternehmen Maiden Voyage Pictures. Die Idee war es, Regiedebütanten dabei zu helfen, ihren Traum vom ersten Film zu verwirklichen. Das Ziel war es, entweder das Geld für die Finanzierung zu finden oder das Projekt selbst zu produzieren. Bis jetzt haben wir auf diese Weise 13, 14 Filmprojekte umgesetzt. Eines der ersten Projekte war „The Witch“. Wir kamen als Executive Producers an Bord und halfen Robert, den Film fertigzubekommen. Dadurch wurden Robert und ich gute Freunde, auch weil wir beide die Liebe für alte Horrorfilme teilen. Wir erkannten, wie sehr wir vor allem die frühen Hammer-Horrorfilme wie „Dracula“ oder „Frankensteins Fluch“ mochten. Darüber können wir stundenlang sprechen. Zum Zeitpunkt, als Robert den Film „Der Leuchtturm“ machte, bei dem wir auch Executive Producers waren, sprachen wir dann das erste Mal über „Nosferatu“. Das Projekt wurde für Robert eine Obsession. Wir sprachen für sechs Jahre darüber und entwickelten das Projekt. Ich ging zu den verschiedenen Hollywood-Studios. Letztlich hatte Focus Features den Mut, wirklich sich an diesen Film zu wagen. Robert sagte zu mir: Du wirst das Projekt produzieren und auch die ganze Zeit dabei sein.

Warum war es Robert Eggers so wichtig, dass Sie die ganze Zeit dabei waren?

Chris Columbus: Normalerweise bin ich als Produzent für ein paar Wochen am Set. Aber er sagte, dass er mich brauchen würde. So zogen meine Tochter Eleanor, die auch Produzentin von „Nosferatu“ ist, und ich nach Prag. Ich stoppte praktisch meine Regie-Karriere für diese acht Monate und produzierte den Film, indem ich jeden Tag am Set war. Es war eine wundervolle Erfahrung, weil ich gerne die Filmemacher unterstütze, die Filme machen, die ich selbst nicht mache. Nur weil ich eine bestimmte Art von Filmen mache, haben Menschen Vorurteile. Aber ich liebe alle Genres. Ich wollte Roberts Vision von diesem Film sehen. Jetzt dieses wunderschöne fertige Werk betrachten zu können, ist der größte Lohn.

Auch dass Sie ein großer Horrorfilmfan sind, hat sich noch nicht so herumgesprochen. Wie stehen Sie denn zu Friedrich Wilhelm Murnaus Original-„Nosferatu“?

Chris Columbus: Meine Liebe für Murnau begann nicht mit „Nosferatu“, sondern mit „Sunrise“, den ich für seinen besten Film halte. „Sunrise“ ist einer der zehn besten Filme, die jemals gemacht wurden. Erst deutlich später ging ich zurück und schaute mir auch „Nosferatu“ an und entdeckte, dass es einer der ersten Filme war, der viele der Vampirregeln aufstellte, die heute noch der Standard sind. Das Problem, was ich heute mit vielen guten jungen Filmemachern habe, ist, dass sie kein Interesse an der Filmgeschichte zeigen. Wenn man heute mit erfolgreichen Regisseuren spricht, die große Filme machen, ist es schwierig jemanden zu finden, dessen Filmwissen weiter als das Jahr 1984 zurückreicht. Bei manchen ist das der Fall. Aber Regisseure, die ich bewundere wie Robert Eggers, kennen die Filmgeschichte. Ich glaube fest daran, dass man als erfolgreicher Filmemacher die Geschichte kennen muss.

Robert Eggers, Eleanor und Chris Columbus
V.l.: Robert Eggers, Eleanor und Chris Columbus bei der Berliner Weltpremiere von „Nosferatu – Der Untote“ am Zoo Palast (Credit: BrauerPhotos / O.Walterscheid)

„Nosferatu“ spielt größtenteils in Deutschland, wurde aber hauptsächlich in Prag gedreht. War das für Sie aus Produzentensicht die beste Lösung?

Chris Columbus: Wenn man es herunterrechnet, kommt es auf die praktische Umsetzbarkeit an. Wir wussten, dass ein Großteil des Films an einem gebauten Set entstehen würde, weil die Orte von damals so nicht mehr existieren. Mit Ausnahme einiger Außenaufnahmen des Schlosses wurde alles andere gebaut. Es waren viele Sets. Es war dann so, dass das Budget etwas günstiger war, wenn wir das Projekt in Prag verwirklichen. Darauf kommt es am Ende an. Man will die Vision des Filmemachers unterstützen. Die Realität des Produzenten ist: Wo kriege ich für mein Geld die besten Produktionswerte. Das Studio sagt: Das ist das Budget, und wir geben euch keinen Cent mehr. Diese Restriktion hat jeder Filmemacher bei jedem Film. Prag wiederum gab uns diesen fantastischen Deal, der uns wahrscheinlich 20 Prozent mehr Produktionswert verschaffte.

Was war für Sie am Set als Produzent die größte Herausforderung?

Chris Columbus: Es gab keine große produzentische Herausforderung. Für mich persönlich war die Herausforderung, nach Prag zu ziehen und alle meine anderen Regie- oder Drehbuchprojekte zu pausieren. Normalerweise kann ich als Produzent mehrere Sachen gleichzeitig machen. Aber Robert bestand darauf, dass Eleanor und ich jeden Tag am Set sind. Nach jeder Szene versammelten wir uns mit Kameramann Jarin Blaschke und besprachen, was gerade gedreht wurde. Robert ist sehr kollaborativ. Bei vielen Filmemachern, die älter werden, leidet darunter die Arbeit, weil sie isoliert sind und denken, dass sie wissen, wie das Filmemachen geht. Sie wollen nicht von jüngeren Regisseuren lernen. Für mich war „Nosferatu“ dahingehend eine Lernerfahrung, als ob ich zurück in die Filmschule gehe und genau sehen kann, wie ein jüngerer Filmemacher dieses Material bearbeitet. Das war wertvoll und inspirierend, weil Robert wie sonst niemand inszeniert.

Was macht Robert Eggers zum Beispiel anders als andere Filmemacher?

Chris Columbus: Die meisten Regisseure arbeiten nach einem traditionellen System mit Master-Shots. Aber Robert dreht seine Szenen mit einer oder zwei Einstellungen. Er verbringt den ersten Teil des Tages damit, sich genau zu überlegen, wie er die Szene so inszeniert, dass sie für den Film funktioniert. Das ist faszinierend anzuschauen, weil jeder der Beteiligten sehr genau sein muss: die Schauspieler oder der Kameramann. Es muss genau klar sein, wohin sich die Schauspieler bewegen. Ich habe mehr die Haltung eines Dokumentarfilmers. Ich lasse die Schauspieler reinkommen und erarbeite mit ihnen zusammen, wie sie sich in der Szene bewegen. Robert kommt mit seinen Storyboards und sagt den Schauspielern genau, wo sie stehen und sich bewegen müssen. 

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Nicholas Hoult in Robert Eggers’ „Nosferatu – Der Untote“ (Credit: Aidan Monaghan / © 2023 FOCUS FEATURES LLC)

Wie klar war es, dass „Nosferatu“ in den USA an Weihnachten 2024 in die Kinos kommen sollte? Steckte da vielleicht auch die Hoffnung auf Oscar-Nominierungen dahinter?

Chris Columbus: Das Veröffentlichungsdatum war interessant, wobei man dabei nicht an die Preise denken kann. Das ist ungesund. Es ist eher die Frage, wann es der richtige Zeitpunkt ist, dass die Menschen den Film sehen wollen. Normalerweise hätten die Menschen solch einen Film eher zu Halloween erwartet, was eine perfekte Zeit gewesen wäre. Aber als wir uns den Veröffentlichungsplan ansahen, erkannten wir, wie überfrachtet Halloween mit Horrorfilmen war. Wir wussten zwar, dass wir anders als diese Filme waren, die da jedes Wochenende herauskamen. Es war Focus, die auf die Idee kamen, „Nosferatu“ am Weihnachtstag zu veröffentlichen. Unser Film ist deutlich anders als alles, was ansonsten zu diesem Zeitpunkt im Jahr herauskommt. In den vergangenen Jahren gab es zwar hin und wieder auch unkonventionelle Starts, die an Weihnachten funktionierten. Aber ich dachte mir: Das ist eine clevere Idee von Focus, weil es gerade nicht „Vaiana 2“ oder „Wicked“ ist. Es ist ein dunkler, interessanter Film.

Es ist vor allem ein richtiger Horrorfilm geworden, der so dunkel ist, dass er auch Angst machen kann.

Chris Columbus: Ja, „Nosferatu“ ist auch furchterregend, aber auf keine offensichtliche Art und Weise. Die Menschen nehmen es bei Robert für selbstverständlich an, dass die Filme visuell so atemberaubend sind. Aber 50 Prozent, was er so genial macht, ist die Arbeit mit dem Sound. Es ist wie ein großer Score-Komponist, der für deinen Film hinzustößt und die Qualität deutlich anhebt.

Wollen Sie noch einen Film von Robert Eggers produzieren?

Chris Columbus: Wir haben über zwei, drei weitere Projekte gesprochen, zu denen ich aber nicht ins Detail gehen kann. „Nosferatu“ war das erste Projekt von ihm, das wir wirklich produziert haben und nicht nur Executive Producers waren.

Was ist Ihr nächstes Regieprojekt?

Chris Columbus: Der Film heißt „The Thursday Murder Club”. Es spielen Helen Mirren, Ben Kingsley und Pierce Brosnan mit. Wir haben das Projekt vor einigen Monaten abgedreht und es kommt in diesem Jahr heraus. Es basiert auf Büchern, die vor allem in Großbritannien sehr beliebt sind.

Das Interview führte Michael Müller.