Die Italiener von Media for Europe poltern als Großaktionär schon früh vor den nächsten ProSiebenSat.1-Quartalszahlen. Einem Bericht zufolge prüfen sie sogar ein Pflichtübernahmeangebot im Falle von zu schwachen positiven Entwicklungen.
Der Wirtschaftsdienst Bloomberg berichtet, dass ProSiebenSat.1-Großaktionär Media for Europe (MFE) seine Optionen prüft, die Anteile von bisher knapp 30 Prozent weiter zu erhöhen. Informierte Kreise aus dem Umfeld von MFE-Chef Pier Silvio Berlusconi sagen, die Italiener könnten schon kommenden Monat nach den Quartalszahlen am 14. November tätig werden und dann ein fälliges Pflichtübernahmeangebot unterbreiten, wenn es keine nennenswerten Verbesserungen beim deutschen Unternehmen gebe.
Am 14. November präsentiert ProSiebenSat.1 die Zahlen seines dritten Quartals. MFE erwartet sich verbesserte Werte in den Bereichen Nettogewinn, Free Cash Flow und Schuldenreduzierung im Vergleich zu 2023. Das deutsche Unternehmen rechnete bei seinem eigenen Ausblick im August auf das restliche Jahr, den Umsatz von 3,85 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf 3,95 Milliarden Euro zu steigern. Wobei eine Varianz von plus/minus 150 Millionen Euro eingepreist wurde.
MFE kaufte das erste Mal im größeren Maße ProSiebenSat.1-Aktien im Jahr 2019 und hat seitdem sukzessive seine Anteile erhöht, bis das Unternehmen der größte Aktionär wurde. MFE-Chef Berlusconi zeigte sich in der Vergangenheit immer wieder unzufrieden mit der Performance des deutschen Unternehmens. Bei der Hauptversammlung im April wäre es fast zur Einleitung der Aufspaltung von ProSiebenSat.1 durch die Stimmen von MFE und dem anderen Großaktionär PPF Group gekommen.
Neben dem Pflichtübernahmeangebot sollen laut Bloomberg auch ein freiwilliges Angebot und eine Aktie-für-Aktie-Kombination als Option geprüft werden. Der mit der Angelegenheit vertraute Personenkreis sprach aber auch davon, dass von der MFE-Führungsspitze noch keine endgültige Entscheidung getroffen sei und das Ganze ebenso auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden könnte.
Die Spekulationen beflügelten auf jeden Fall die ProSiebenSat.1-Aktie, deren Kurs am Freitag um 5 Prozent anstieg.