Doku-Vierteiler mit Suchtfaktor, der die Berliner Brüder Moritz und Franz Wagner zwei Jahre während ihres Aufstiegs in der NBA und beim Gewinn der Basketball-WM begleitet.
FAST FACTS:
• Vierteiler über die Berliner Basketball-Wunderbrüder Moritz und Franz Wagner
• Produziert von Flare Film mit dem ZDF (präsentiert von ZDFsportstudio)
•Highend-Doku mit großen und emotionalen Schauwerten
CREDITS:
Land / Jahr: Deutschland 2024; Regie: Timon Modersohn und Thomas Pletzinger, Buch: Thomas Pletzinger; Kamera: Tobias Tempel, Thomas Lütz; Produktion: Konstanze Speidel, Martin Heisler (Flare Film); Musik: Bonaparte & Kid Simius; Start: 9. Dezember 2024 in der ZDF Mediathek; lineare Ausstrahlung: 14./15. Dezember 2024 im ZDF
REVIEW:
Man muss kein Basketball-Fan oder Basketball-Versteher sein, um von „The Wagner Brothers“ begeistert zu sein. Die Produktion der Berliner Flare Film (Produzenten: Martin Heisler, Konstanze Speidel) in Koproduktion mit dem ZDF macht süchtig. Einfach, weil das Feuer und die Leidenschaft von Moritz und Franz Wagner für ihren Sport auf den Zuschauer überspringt. Und weil eben nicht nur der Sport im Mittelpunkt steht, sondern auch das ganze Drumherum. Damit sind vor allem die sympathischen Eltern der beiden Brüder gemeint, der familiäre Zusammenhalt, der brüderliche Zusammenhalt, der diesen beeindruckenden Motor, wenn man so will, am Laufen hält. Faszinierend ist, wie die beiden Regisseure Timon Modersohn und Thomas Pletzinger (auch Buch) die beiden mit der deutschen Basketball-Nationalmannschaft nach Asien begleiten, wo Deutschland bekanntermaßen ein Märchen erlebte und Weltmeister wurde, zum ersten Mal in der Geschichte. Nicht nur Moritz und Franz, alle Teammitglieder freuen sich wie kleine Kinder und als Zuschauer sitzt man davor und freut sich ebenfalls wie ein kleines Kind.
Der Spirit ist ein ganz Besonderer. Und dieser Spirit kommt dem Vierteiler niemals abhanden. Die Geschichte springt von den USA, wo die 2,11 Meter bzw. 2,08 Meter großen Riesen leben, seit sie mit einem Stipendium ans College nach Michigan zum Basketball-Spielen gingen (und das Training mit einer hardcore Militär-Ausbildung vergleichen) und anschließend in der Profiliga NBA (beide spielen für die Orlando Magic) aufgenommen wurden – den Aufstieg in eine Profiliga schaffen nur 0,8 Prozent aller College-Sportler -, zum WM-Triumph im Sommer 2023, hinein in die sympathische Familie nach Berlin, und blickt auch zurück auf die Anfänge der Brüder bei Alba Berlin, auf die Entdeckung des Talents, erst von Moritz, dem vier Jahre älteren, dann von Franz, der seinem großen Bruder in allem nacheiferte und immer bestrebt war und nach wie vor ist, immer noch besser zu werden.
Gleichzeitig lässt die Doku blicken in die Geldmaschinerie, die Profi-Basketball ist, vor allem und gerade in der NBA, weil Basketball in den USA ein popkulturelles Phänomen ist, bei dem es nicht nur um den Sport, sondern auch ums Entertainment geht. Spieler werden für hunderte Millionen Dollar unter Vertrag genommen, werden von einem Verein zum nächsten gedraftet. 82 Spiele pro Saison, 41 davon on the road. „Eine Intensität, die man emotional eigentlich nicht matchen kann“, wie Moritz zugibt. „Aber es geht um die Wurst. Jeder will in die Playoffs kommen.“
Neben Mo und Franz und den Eltern kommen auch (ehemalige) Trainer zu Wort, Basketball-Experten wie Dirk Nowitzki oder Ireti Amojo und Weltmeister-Coach Gordon Herbert. Und ja, die beiden sind absolute Ausnahmesportler, und ja, ohne Fleiß kein Preis. Stimmt nun mal. Neben Talent braucht es Ehrgeiz. Den Biss haben beide. Aber über dem Biss steht einfach die Leidenschaft für den Sport, der ein Team-Sport ist. „Dieser Beruf erlaubt dir einfach, Kind zu sein. Ein purer Mensch“, wie Moritz es auf den Punkt bringt. Immer untermalt mit dem richtigen Beat. Dieser stammt von Bonaparte & Kid Simius, die dabei teilweise mit Künstlern wie dem New Yorker Rapper MC Workhor$e oder dem deutschen Superstar Marteria zusammenarbeiteten. „Zwei Brüder aufgewachsen in Berlin, erkämpfen sich, was sie verdienen.“ Gute Tagline, die passt. Aber nicht vermitteln kann, wie gelungen die Doku ist. Nicht ganz ein deutsches „Hoop Dreams“. Aber fast.
Barbara Schuster