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REVIEW STREAMING: „Perfect Match“

Am 29. Juni startet auf Prime Video der Spielfilm „Perfect Match“ über Tennis-Superstar Steffi Graf und deren Beziehung zu Andre Agassi. Es ist kein Biopic oder ein Sportdrama, sondern eine sommerliche RomCom mit einer fantastischen Lena Klenke geworden.

Lena Klenke und Michael Kessler
Lena Klenke und Michael Kessler als Steffi und Peter Graf (Credit: Bravado Media – MarVista Entertainment / Umberto Poto)

CREDITS:

Produktion: Bravado Media – Eric Welbers, Maik Homberger, MarVista Entertainment, Bravado Equity; Regie: Florian Gallenberger; Buch Florian Gallenberger, Chris Silber; Cast: Lena Klenke, Toby Sebastian, Michael Kessler, Inka Friedrich, Bianca Bardoe; Streamingdienst: Prime Video; Start: 29.6.24

REVIEW:

Das Leben der vielleicht besten Tennisspielerin aller Zeiten aus dem beschaulichen kurpfälzischen Brühl hätte den Stoff für gleich mehrere Filme hergegeben: Als Sportdrama von der harten Kindheit bis auf Weltranglistenplatz eins, als klassisches Biopic aus der Provinz auf die Weltbühne des Sports oder als Melodram mit dem Fokus auf die komplizierte Vater-Tochter-Beziehung.

Stattdessen entscheidet sich der Spielfilm „Perfect Match“ über Steffi Graf, der am 29. Juni passend zur ersten Wimbledon-Live-Übertragung auf Prime Video in Deutschland startet, auf die Beziehung zum Tennis-Punk Andre Agassi zu konzentrieren, aus der eine Ehe mit zwei Kindern erwuchs. So ist es eine der ungewöhnlichsten RomComs des Jahres, die gegen alle Erwartungen in der spekulativen Schilderung des Kennenlernens funktioniert.

Lenka Klenke als Steffi Graf und Toby Sebastian als Andre Agassi
Lenka Klenke als Steffi Graf und Toby Sebastian als Andre Agassi (Credit: Bravado Media – MarVista Entertainment / Umberto Poto)

Lena Klenke ist ein Geschenk für den Film

Das liegt in aller erster Linie an dem Spiel von Lena Klenke („How to Sell Drugs Online Fast“, „Flunkyball“) als Steffi Graf, die hier beides zeigt: Den weltgewandten Tennis-Superstar, der charmant und schlagfertig auf Pressekonferenzen auftritt, aber auch das in ihrer Heimat ins Kurpfälzische zurückfallende Mädchen, das unter dem gestrengen Vater und Trainer Peter Graf (Michael Kessler) zu leiden hatte. Klenke ist als die sich vom Übervater emanzipierende Graf ein echtes Geschenk für diesen Film, vor allem wenn es an das zusammen fantasierte Rom-Kapitel geht, wo sie Andre Agassi (gespielt vom Briten Toby Sebastian) näher kennen und lieben lernt.

Regisseur Florian Gallenberger, der zusammen mit Chris Silber das Drehbuch schrieb, orientierte sich offensichtlich an dem Hollywoodklassiker „Ein Herz und eine Krone“ mit Audrey Hepburn und Gregory Peck. Auch Steffi Graf und Andre Agassi fahren durch die pittoreske Stadt der Liebe auf einer Vespa, befreit von all dem Tennis- und Prominenten-Ballast. Diese Szenen haben Flair und machen am meisten Spaß. Wenn man eine gewisse Flughöhe im Sport erreicht, gibt es nur wenige Menschen, die einen noch verstehen können. In Rom finden sich aber zwei von ihren Vätern in frühester Kindheit Getriebene und Gestählte, indem sie auf einem verwilderten und vergessenen Tennisplatz extra schlecht miteinander spielen.

In der Originalversion größtenteils auf Englisch

Meistens zeichnen hölzerne und sterile englische Dialoge solche internationalen Produktionen aus. Hier haben sie eine gewisse Leichtigkeit und manchmal sogar Charme – auch dank der beiden gut miteinander funktionierenden Hauptdarsteller. Zumal der Film in der Originalversion zu einem Großteil aus englischen Dialogen besteht. Weniger überzeugend ist die Darstellung, wenn es bei den großen Turnieren auf den Tennisplatz geht, weil den Szenen eine epischere Atmosphäre fehlt und weil der Film sich auch weniger für den Tennisaspekt zu interessieren scheint.

Auch sind zum Beispiel Nebenfiguren wie Michael Kessler als Vater Graf eher eindimensional gezeichnet. Nach dem gut gespielten Polizeipsychologen in der unterhaltsamen Crime-Fantasy-Serie „Kohlrabenschwarz“ nimmt man dem Comedian auch diese Vaterfigur ab. Aber sie ist in ihrer Grimmigkeit doch sehr schnell auserzählt und als Schurke der Geschichte eher funktional als lebendig.

Aber „Perfect Match“ von Eric Welbers Bravado Media besitzt eine sommerliche Leichtigkeit und erzählt diese Liebesgeschichte der Superstars respektvoll und mit einer introvertierten Zurückhaltung, die auch Steffi Graf selbst gefallen könnte. Es ist eine gelungene Gratwanderung, die nicht durch das Schlüsselloch, sondern bewundernd und fast keusch von der Seite zuschaut. Getragen wird das Ganze von einer fantastischen Lena Klenke, der das Kunststück gelingt, eine Person so lebendig und nahbar darzustellen, die jeder kennt, aber doch nichts über sie weiß.

Michael Müller