Am Donnerstag startet mit „Alien: Romulus“ der neueste Teil des beliebten Sci-Fi-Horror-Franchise in den Kinos. Regisseur Fede Alvarez pumpt gekonnt allerorts frisches Blut in die Reihe um die ikonografischen Monster. Lesen Sie hier unsere Besprechung.
FAST FACTS:
• Siebter „Alien”-Teil von Horror-Spezialist Fede Alvarez („Evil Dead“, „Don’t Breathe“)
• Ridley Scott mit Scott Free als Produzent mit an Bord
• Neuer, frischer Cast mit Shooting Stars wie Cailee Spaeny („Priscilla“)
• Weltweites Boxoffice: „Prometheus“ (2012) spielte 402 Mio. Dollar, „Alien: Covenant“ (2017) 239 Mio. Dollar ein; gemessen an ihrem Budget und der Inflation verbleiben „Alien“ (1979) und „Aliens“ (1986) die größten Hits
CREDITS:
USA 2024; Verleih: Disney; Produktion: 20th Century Studios, Scott Free, Brandywine; Regie: Fede Alvarez; Buch: Fede Alvarez, Rodo Sayagues, Dan O’Bannon & Ronald Shusett (based on characters); Produzenten: Ridley Scott, Michael Pruss, Walter Hill; Executive Producer: Brent O’ Connor, Tom Moran, Fede Alvarez, Elizabeth Cantillon; Cast: Cailee Spaeny, David Jonsson, Archie Renaux, Isabela Merced, Spike Fearn, Aileen Wu; Dt. Kinostart: 15.8.24
REVIEW:
War das populäre und geliebte „Alien”-Franchise mit dem vorherigen Ridley-Scott-Film „Alien: Covenant“ in seiner heruntergekurbelten Lustlosigkeit und der Second-Unit-Team-Action mehr oder weniger gegen die Wand gefahren, pumpt jetzt der uruguayische Writer-Director Fede Alvarez („Evil Dead“, „Don’t Breathe“) mit seinem neuen Film allerorts frisches Blut in die Horror-Sci-Fi-Geschichte um die so tödliche, wie ikonografische Alien-Rasse.
Es geht wortwörtlich um frisches Blut, weil Alvarez in „Alien: Romulus“ mit Shooting Stars wie Cailee Spaeny („Priscilla“) oder dem Briten David Jonsson („Industry“) auf den jüngsten Cast in der Geschichte des Franchises setzt. In der schön simpel gehaltenen High-Concept-Handlung begibt sich eine Gruppe von perspektivlosen jungen Erwachsenen aus einer trostlosen Kolonie ins Weltall und plant, die titelgebende scheinbar verlassene Raumstation leer zu räumen, um aber ganz unverhofft auf die furchterregendste Lebensform des Universums zu treffen.
Das frische Blut gilt allerdings auch für die wirkungsvollen, teils deftigeren Gewaltspitzen, was aufplatzende Brustkörbe oder Stachelschwänze in Unterköpfen angeht. Alvarez gibt in „Alien: Romulus“ der Gewalt eine Körperlichkeit und einen fühlbaren Schmerz zurück, die dem auf einen Ort reduzierten Bedrohungsszenario der Raumstation sehr zugutekommen. Auch kommt das säurehaltige Blut der Aliens, das sich so leicht durch Metall wie Körper frisst, mehrfach wirkungsvoll zum Einsatz und findet sogar einen fast magischen, noch nie gesehenen Einsatz im Laufe der Handlung.
Der rote Saft fließt derweil durch alte Schläuche, weil Alvarez‘ „Alien“-Neuinterpretation sich viel bei den beiden großen Klassikern des Franchises, „Alien“ und „Aliens“, abgeschaut hat. „Alien: Romulus“ ist eine wilde, Spaß machende Sci-Fi-Horror-Achterbahnfahrt geworden, die sich beim reduzierten und konzentrierten Szenario und der Horror-Stimmung an den ersten Teil anlehnt, sich bei der Action aber gekonnt bei James Camerons zweitem Teil inspirieren ließ. Ob mit den ekligen Face Huggern oder den beeindruckend mächtigen Xenomorphen – bei den Action-, Thrill- und Horrormomenten, ist durch die Animatronics und die Practical Effects viel am Set und in der Kamera und weniger am Rechner entstanden. Wobei auch das CGI, wenn es zum Einsatz kommt, organisch und glaubhaft ist. Der Film hat ein fantastisches Sound Design und einen imposanten Score, der in seinen sphärischen Klängen teils sogar an „2001“ denken lässt.
Schauspielerisch gibt es vor allem zwei Trümpfe: Es wird schwer, jemals wieder jemanden wie Sigourney Weaver als Protagonistin zu finden, der so viel Star-Charisma, aber auch die glaubhafte Chuzpe in den Actionmomenten hat. Aber Cailee Spaeny als junge Rain, die von der Gesamtsituation mit den Aliens genauso überfordert ist wie der Rest der Gruppe, entwickelt sich auf der Romulus-Raumstation qua ihrer zupackenden Aktionen zur Anführerin.
Spaeny, die gerade noch in Sofia Coppolas Priscilla-Presley-Biopic überzeugte, ist in „Alien: Romulus“ vor allem dann auch in den hitzigen Momenten mit der Schusswaffe mehr als überzeugend, bleibt aber immer menschlich in ihren Reaktionen. Der zweite Überflieger ist der Brite David Jonsson, den man auf der Insel vielleicht aus Serien wie „Der junge Inspektor Morse“ oder „Industry“ kennt, der hier aber in sehr große Figuren-Fußstapfen des Franchises tritt und einen ausgezeichneten Job macht. Für seine Figur Andy, ohne sie zu spoilern, empfindet man gleichsam Hass wie auch Mitleid.
Das Werk „Alien: Romulus“, das im wilden Finale nochmal richtig Gas gibt, wird als einer der guten „Alien“-Filme in die Filmgeschichte eingehen. Er bringt den Spaß, den Thrill, die Aufregung und die Körperlichkeit zurück ins Franchise.
Michael Müller