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REVIEW HOF: „Der Soldat Monika“

Faszinierende Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm über die rechte lesbische Transsexuelle Monika Donner als schillernde Kollage mit Score der Berliner Band Gewalt.

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„Der Soldat Monika“ von Paul Poet (Credit: FreibeuterFilm)

CREDITS:
Land / Jahr: Österreich 2024; Laufzeit: 109 Minuten; Regie & Drehbuch: Paul Poet; Besetzung: Monika Donner, Maria Hofstätter, Philipp Hochmair, Sarah Zaharanski

REVIEW:
In Anlehnung an das Buch „Corona Diktatur“ inszenierte der österreichische Filmemacher Paul Poet („My Talk With Florence“, „Empire Me – Der Staat bin ich!“) ein vielschichtiges Hybridwerk aus Dokumentar- und Spielfilm über die rechte lesbische Transsexuelle Monika Donner. Der Film, von der Wiener Edelschmiede Freibeuter Film produziert (und von Oliver Neumann von Freibeuter sogar auch geschnitten), feierte auf den Hofer Filmtagen Deutschlandpremiere (Weltpremiere hatte er bei beim renommierten Festival DocLisboa in Portugal). Gleich der Anfang zeichnet Donners Leben als Comic nach: Die Geburt ein regelrechtes Schleudertrauma, schwierige Kindheit, gehänselt in der Schule, Skinhead-Jugend, Eintritt ins Heer, Karriere als Kompaniekommandant  – lange Zeit als Doppelleben: Toni in Soldatenkluft von Montag bis Freitag, Wochenends dann Monique in Frauenkleidung. Getratscht wurde schon immer viel hinter ihrem Rücken. Als Corona-Leugnerin, die Pflichten ihres Dienstes verletzte, wurde ihr schließlich 2021 vom Ministerium gekündigt, wo sie als Referatsleiterin und Juristin arbeitete. „Die staatstragende Akte Donner vs Verteidigungsministerium“, sagt sie einmal und hält die Papiere in die Kamera. Aber die Bürger hätten nun mal Recht auf Widerstand. 

Man sieht Monika Donner auf Anti-Corona-Demos in Wien, wo sie als Heldin gefeiert wird, aber auch in Archivmaterial, als junger Soldat Toni, der ein ganzes Heer befehligt. Man sieht Monika, wie sie ein Gedicht Adolf Hitlers rezitiert, das er als Soldat im Ersten Weltkrieg schrieb. Man sieht sie bei der Therapie, wo, abermals als Comic, wie zu Beginn des Films, die Geburt im falschen Körper Thema wird. Sie sitzt mit dem verurteilten Neo-Nazi Gottfried Küssel vor der Kamera, reist mit ihrer dritten Frau durchs Land und besucht Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. In gespielten Szenen (mit u.a. Maria Höfstätter als Donners Mutter, Philipp Hochmair als „die andere Monika“ oder Sarah Zaharanski als erste große Liebe Freya) reflektiert Monika Donner ihr Leben, ihren Lebensweg, auf dem sie sich immer auch für Gender-Rechte einsetzt (u.a. erreichte sie vor dem Verfassungsgericht die Korrektur ihres Geschlechts im Geburtenbuch ohne verpflichtende geschlechtsangleichende Operation). Die Kamera stets nah, auf Augenhöhe. Es ist eine vielschichte Collage, die Paul Poet da kredenzt von einer Frau, die sich selbst als „dynamisch, stark und wütend“ bezeichnet, die sich als Kriegerin auf dem weiten Debattenfeld der Geschlechteridentität befindet, aber auch Zeugnis einer tiefen inneren Zerrissenheit ablegt. 

Einerseits fühlt man sich ihr nah, andererseits beobachtet und folgt man mit wachsendem Unverständnis. Denn so sehr die schwierige Biografie einer Transformation ergreift, die Kindheit in der muffigen Provinz sicher alles andere als lustig war für jemand, der oder die „anders“ ist (was ist eigentlich schon „normal“?), so sehr sich Monika Donner auch für andere Menschen einsetzt, so sehr provozieren Aussagen wie: „Wir leben unsere Individualität. Lasst uns einfach in Ruhe sein. Pure Anarchie ist die Natur unseres Wesens. Und die ist unpolitisch. Die hat nichts mit links oder rechts zu tun.“ Da schlagen zwei Herzen in einer Brust, die inneren Frieden einfordert und nach Krieg schreit, Konfrontation der Konfrontation halber. Der Score in Poets Film stammt von der Berliner Band Gewalt. Und die singt so treffend in ihrem pulsierenden Wut Wave: „Ich hab‘ mich ausgeschrien. Es hat sich ausgeschrien. Ich bin aufgebraucht, aufgeraucht. Zerrieben vom Gewühl. Vom Marsch gegen Welten, vom Marsch gegen alle.“ 

Barbara Schuster