Bei den Upfronts tauchte bei den Disney+-Serien wie „Agatha All Along“ das Label Marvel Television wieder auf. Das ist nicht einfach eine neue Verpackung, sondern spiegelt auch den Strategiewechsel bei den neuen Marvel-Serien wider.
Bei der Disney-Upfront-Präsentation fiel auf, dass die neue Marvel-Serie „Agatha All Along“ nicht mehr unter dem traditionellen Marvel-Studio-Logo, sondern unter der Marke Marvel Television angekündigt wurde. Eine Brand, die mit Kevin Feiges Antritt als Mastermind des MCU eigentlich abgeschafft schien.
Tatsächlich steckt hinter diesen Marketing-Spitzfindigkeiten aber auch eine einschneidende Strategieänderung, die durchaus Sinn ergibt: Viele Marvel-Fans weltweit fühlen sich inzwischen überfordert, wirklich alle Filme und Serien sehen zu müssen, um die Querverbindungen und die komplette Marvel-Geschichte noch zu verstehen.
Head of Streaming Brad Winderbaum
„Es gab nach ‚Avengers: Endgame‘ viel Druck auf die Öffentlichkeit, alles sehen zu müssen, um überhaupt etwas sehen zu können“, erklärt der Head of Streaming, Television und Animation bei Marvel, Brad Winderbaum kürzlich in einem Interview mit Comicbook.com. Das jetzige Rebranding auf Marvel Television bei den Live-Action-Serien soll dem Publikum signalisieren, dass es wieder einsteigerfreundlich werde, sich nicht alles bedingt, sondern friedlich nebeneinander koexistieren könne.
Es war Mastermind Kevin Feige, der alle Serien auch in das Marvel Cinematic Universe erzählerisch integrierte. Nur existieren mittlerweile 46 Marvel-Titel. Was am Anfang dabei half, die Filme und Serien in der Aufmerksamkeit zu befeuern, ist nun eher eine Last und schadet auch der Einstiegsfreundlichkeit. „Die Charaktere leben und atmen weiter im selben Universum, aber die Verbindungen sind nicht mehr so extrem, dass man Projekt A schauen muss, um Projekt B zu verstehen“, erklärt Winderbaum.
Neben Marvel Television gibt es jetzt Marvel Animation und Marvel Spotlight. Letzteres Label kam allerdings bislang nur bei den Serien „Echo“ und „Wonder Man“ zum Einsatz. Das Label Marvel Television gab es bereits vor der Kevin-Feige-Ära, als noch Serien wie „Legion“ für FX oder „Marvel’s Agent of S.H.I.E.L.D.“ für ABC entstanden.
Brad Winderbaum sagt auch, dass Marvel sich bereits in einem zweijährigen Prozess befindet, bei dem es nicht mehr darum geht, so schnell wie möglich die Disney+-Plattform mit Marvel-Inhalten zu füllen. Deswegen findet er auch die Vorgabe des Disney-CEO Bob Iger gut, nicht mehr als zwei Marvel-Serien pro Jahr zu produzieren. Es werde die Qualität der Formate verbessern, wenn sie nicht mehr festgeschriebenen Veröffentlichungsdaten nachjagen.