Für ihre Vorbildlichkeit und Modellhaftigkeit werden Fernsehsendungen und -leistungen beim ehrwürdigen Grimme-Preis ausgezeichnet. Heuer zum 60. Mal. Fast alle Auszeichnungen gehen an Produktionen der Öffentlich-Rechtlichen, wie bereits in den Vorjahren auch.
Die verschiedenen Jurys haben gesprochen: 14 Grimme-Preise sowie drei Sonderpreise werden dieses Jahr zum 60. Jubiläum am 26. April im Theater Marl an „herausragende und vorbildliche“ Fernsehproduktionen überreicht. Die Streamer spielen dabei wie in den Vorjahren auch keine große Rolle: Lediglich Disney+ kam heuer zum Zug, und das immerhin gleich zwei Mal: Im Fiktion Wettbewerb mit „Sam – Ein Sachse“ (produziert von Big Window Prodcutions/Panthertainment), die die Jury als „die erste große afrodeutsche Serie, die schon so lange überfällig war“ bezeichnet, und im Wettbewerb Kinder & Jugend mit einem Spezial-Grimme für das junge Darstellerinnentrio von „Die drei !!!“ (Westside Filmproduktion). Mit gesamt sieben Grimme-Preisen kommt der WDR am besten davon. Im Fiktion Wettbewerb findet sich „Sam – Ein Sachse“ in Gesellschaft von „Nichts, was uns passiert (Gaumont für WDR), den die Jury als „überaus wertvoller Beitrag zur Me-Too-Debatte“ lobt, und der ebenfalls den Preis der Studierendenjury abräumt, sowie von „Tamara“ (Jost Hering Filme/Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf für ZDF/ZDF – Das kleine Fernsehspiel), eine einfühlsame Geschichte über „deutsch-deutsche Identitäten unter neuen Vorzeichen“ und einer Mutter-Tochter-Beziehung, die im Zentrum gesellschaftlicher Entwicklungen steht. Die Serie „Haus Kummerveldt“ (Goldstoff Filme GmbH/Outside The Club GmbH / Filmwerkstatt Münster e.V. für WDR/ZDF/ARTE) darf sich über einen Grimme-Preis Spezial für die „experimentierfreudige Verknüpfung von Historie, Pop und Politik“ freuen.
Die Jury der Kategorie „Information & Kultur“ spricht Katharina Willinger den Grimme-Preis für Besondere Journalistische Leistung zu und vergibt vier weitere Preise. Zum einen wird der Dokumentarfilm „Drei Frauen – Ein Krieg“ (EIKON Media/SD Cinematografica für rbb/WDR/ARTE) über die ersten akkreditierten Kriegsreporterinnen der Geschichte und ihrer Berichterstattung im Zweiten Weltkrieg ausgezeichnet (der Film erhält auch den Publikumspreis der Marler Gruppe), dann zeichnet die Jury im Bereich „Information & Kultur“ auch den Dokumentarfilm „Ukraine – Kriegstagebuch einer Kinderärztin“ (DOCDAYS Productions für rbb/ARTE) aus, die Trilogie „Einzeltäter“ CORSO Film für ZDF/ZDF – Das kleine Fernsehspiel) sowie „Songs of Gastarbeiter – Liebe, D-Mark und Tod“ (Film Five/filmfaust für WDR/rbb/ARTE).
Neben „Die drei !!!“, die mit einem Grimme-Preis Spezial für ihre Power als Darstellerinnentrio honoriert werden, kommen im Bereich „Kinder & Jugend“ noch „Die Sendung mit der Maus-Spezial – Marokko-Maus“ (WDR) und „Hypeculture: Straßenslang // Wie Rap Deutschland verändert“ (BANK für funk) zum Zug. „Sendung mit der Maus“-Reporterin Siham El-Maimouni gehört mit dem Maus-Spezial nicht nur zur den Preisträgerinnen, sondern wird auch als Moderatorin durch die Preisverleihung am 26. April führen.
In der Kategorie Unterhaltung werden in diesem Jahr nur zwei Preise vergeben: Nachdem bereits die Kommission ihr Kontingent nicht einmal zur Hälfte ausgeschöpft hat, verzichtet die Jury auf die Vergabe eines dritten Preises. Einen Grimme-Preis erhält Sarah Bosetti für „Bosetti Late Night“ (Turbokultur für ZDF/3sat) sowie die Pilotfolge der Talkshow „Der letzte Drink mit Anna Dushime“ (Steinberger Silberstein für rbb), für die Moderatorin „Anna Dushime mit einem Grimme-Spezial ausgezeichnet wird.
Eine Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes geht an Das Team von „heute – in Europa“.
Grimme-Direktorin Frauke Gerlach fasst zusammen: „Seit 60 Jahren werden mit dem Grimme-Preis herausragende und vorbildliche Qualitätsproduktionen ausgezeichnet. Auch in diesem Jubiläumsjahr zeigen unsere Preisträger*innen, was das Fernsehen in seiner Vielfalt für unterschiedlichste Zielgruppen und auf diversen Plattformen leisten kann. Der Grimme-Preis bietet als unabhängiger Qualitätswettbewerb kontinuierlich Orientierung und liefert einen wesentlichen Beitrag in der deutschen Medienbranche, indem beispielhaften Produktionen in Form und Inhalt eine gebührende Bühne geboten wird.“
Der Grimme-Preis wird jährlich seit 1964 vergeben. Die Erfinder des vom Deutschen Volkshochschul-Verband (DVV) gestifteten Preises waren Bert Donnepp, Direktor des Volksbildungswerks der Stadt Marl „die insel“ (heute VHS „insel“ Marl) und Kurt Meißner, der damalige Vorsitzende des DVV. Mit einem Grimme-Preis werden Fernsehsendungen, Serien und Mehrteiler sowie spezielle TV-Leistungen ausgezeichnet, die (so die Präambel) „die spezifischen Möglichkeiten des Mediums Fernsehen auf hervorragende Weise nutzen und dabei nach Inhalt und Form Vorbild für die Fernsehpraxis sein können.“