Im Rahmen der Präsentation des Kindeswohlkonzepts hat auch die Beratungsstelle #we_do!, das österreichische Äquivalent zur Themis Vertrauensstelle, ihren Jahresbericht 2023 vorgelegt.
Wie Themis bietet in Österreich #we_do! persönliche und anonyme Beratung mit branchenexternen Fachkräften in Krisensituationen an und ist die erste Anlaufstelle gegen sexuelle Übergriffe, Machtmissbrauch, Diskriminierung und Ausbeutung. Zudem unterrichtet #we_do!, die 2019 vom Dachverband der österreichischen Filmschaffenden gegründet wurde, Produktionsfirmen auch in Sachen Prävention mit Workshops und Infoveranstaltungen sowie Schulungen. Bei der Präsentation des Jahresberichts 2023 durch die Berater Meike Laugass und Daniel Sanin wurde deutlich, dass die Prävention mittlerweile genauso große Bedeutung erhalten hat wie die Beratung von Betroffenen.
„Es zeigt sich, dass ein Bewusstseinswandel und die daraus resultierenden Strukturveränderungen Zeit und unermüdlichen Einsatz brauchen“, so Zora Bachmann, Geschäftsführerin des Dachverbandes der österreichischen Filmschaffenden. Seit 2019 sind die Beratungszahlen laut #we_do! kontinuierlich gestiegen, immer mehr Betroffene haben sich demnach vorwiegend aufgrund von Erfahrungen mit sexueller Belästigung und arbeitsrechtlichen Verstößen an die Beratungsstelle gewandt. „Die Bandbreite der Inhalte und Anliegen ändert sich in jedem Jahr. Einige Betroffene suchen bei #we_do! nach einem sicheren Ort, um über das Erlebte überhaupt vertraulich sprechen zu können und um aus dem Gefühl der Ohnmacht rauszufinden; andere hingegen fragen gezielt nach Lösungsmöglichkeiten, weiteren Schritten und rechtlichen Perspektiven“, so Meike Laugass, Beraterin bei #we_do!.
Die Jahresbilanz machte deutlich, dass die Anlauf- und Beratungsstelle für Produktionsfirmen und Personen in Machtpositionen zu einer wichtigen Adresse geworden ist. 2021 war erstmals der Schwerpunkt mit Workshops für diese Zielgruppen gesetzt worden, die enorme Nachfrage und viele anlassbezogene Anrufe von diesen Personen sind ein eindeutiges Indiz für den stattfindenden Kulturwandel in der Filmbranche.
Fakten
#we_do! 2023
#we_do! 2023
- Größte Veränderung zu den Vorjahren ist die hohe Nachfrage nach Präventionsangeboten: Es wurden insgesamt 78 mehrstündige Präventionsangebote durchgeführt. Einige Produktionsfirmen wenden sich inzwischen regelmäßig für alle neuen Produktionen an die Beratungsstelle.
- Beratungen von Betroffenen und blieben in der Anzahl stabil (79) und sind gleich viele wie Präventionsmaßnahmen.
- Über die Hälfte der Meldungen beziehen sich mit leicht steigender Tendenz auf sexuelle Belästi- gung (33%) und Ausbeutung (27%).
- Insgesamt wenden sich hauptsächlich betroffene Frauen an #we_do! (80%). Betroffene kehren häufig wieder und empfehlen #we_do! viel weiter.
- Insgesamt ist eine Kulturveränderung in der Filmbranche klar wahrnehmbar, strukturell erhalten diese Themen an vielen Stellen Aufmerksamkeit und es gibt viele neue Initiativen und Engagement.
- Die Beratungsstelle braucht nun organisatorische Strukturen, die Unabhängigkeit und das davon abhängige Vertrauen garantieren.