Hinter der Kinobranche liegt, wenn man es positiv formulieren will, ein bewegtes Jahr. Zu dessen Ende sieht Sven Andresen bei allen alten und neuen Herausforderungen Mut machende Aspekte, die er in einem Leserbrief mit uns teilt.
Normalerweise bin ich bei meinen Wortmeldungen sehr kritisch – heute möchte ich uns als Branche einmal hochleben lassen – naturgemäß insbesondere die Kinobetriebe.
Was haben wir für ein Jahr hinter uns! Man möchte gar nichts mehr darüber hören. Aber was die Politik mit unserer Branche und uns Kinos im Besonderen macht, ist einfach unaussprechlich.
Dabei haben sich nahezu alle Kinos in diesem Jahr um ihren Traum bzw. ihre Berufung verdient gemacht und versucht den verzagten Bürgern immer wieder Möglichkeiten zu geben, für ein paar Stunden in eine andere Welt zu entfliehen. Dafür haben wir uns an allen Fronten alter und neuer Widrigkeiten zum Trotz aufgerieben, um zu bestehen und weiter ein kultureller Anker zu bleiben. Jeder auf seine Art, manche richtig erfolgreich. Uns alle eint, dass wir für unsere Gäste da sein wollen. Und das ist nicht immer einfach – auch wir Kinos haben weiter mit Personalmangel und -qualität zu kämpfen, aber auch die Gäste werden zunehmend anspruchsvoller, ungeduldiger und fordernder. Wer soll es ihnen auch verdenken, wenn man die Lage in unserem Land betrachtet? Allerdings bringt es Auswüchse mit sich, auf die wir sicher gern verzichten würden. An einem meiner zwei freien Tage in diesem Jahr sah ich hoch oben auf dem Brocken an einer Gastro-Bude folgenden Hinweis: „Liebe Gäste bitte begegnen Sie unserem Personal angemessen, es ist leichter neue Gäste zu finden, als gutes Personal.“ Das ist aus meiner Sicht doch etwas übertrieben, es unterstreicht jedoch das grundsätzliche Dilemma in dem wir Freizeit-Dienstleister und Gastgeber stecken. Zum Glück gibt es auch immer noch die freundlichen Gäste, die sich an unseren Angeboten erfreuen und uns sogar gelegentlich danken.
Aus diesem Grunde möchte ich heute allen Kinobetreibern und – bediensteten für ihr fortwährendes Engagement danken – ich weiß nur zu gut was Ihr leistet und bewundere Euch dafür, insbesondere diejenigen, die den Mut aufbringen sich und ihre Erlebniswelt ständig zu erneuern und weiterzuentwickeln!
Eine ganz andere erfreuliche Erfahrung möchte ich nicht unerwähnt lassen: im Verlaufe dieses Jahres nahm die Anzahl der Verleiher, die „miteinander einen Film auswerten“, auch leben und in Absprache zu gewissen Flexibilisierungen bereit waren, zu. Ich glaube fest, dass in diesen Fällen sowohl Kino als auch Verleih profitiert haben. Auch hier ist mir klar, dass die Zeiten überwiegend hart sind, aber in einer Partnerschaft hilft man sich dann auch einmal zum Wohle beider Seiten.
So sind wir vielleicht auch unter dem Druck von außen wieder etwas zusammengerückt und das stimmt mich versöhnlicher.
Ich werde auf Euch mein Glas erheben und mir für das neue Jahr wünschen, dass wir auch die neuen Herausforderungen werden gemeinsam meistern können.
Sven Andresen