Am Donnerstag kommt „Transformers One“ im Verleih von Paramount in die deutschen Kinos. Wir sprachen mit Regisseur Josh Cooley über seinen ungewöhnlichen und außergewöhnlichen Animationsfilm, der ganz an die Anfänge der Transformers zurückgeht.
Was war Ihre Ausgangsidee für „Transformers One“?
Josh Cooley: Ich bin mit den Cartoons großgeworden, habe als Kind mit den Transformers-Figuren gespielt. Man könnte also sagen, dass ich meine Erinnerung an dieser Zeit auf der Leinwand festhalten wollte, wie ich die Transformers als Kind für mich erlebt habe. Es ist meine Hommage an die Erlebniswelt eines Kindes, das sich im Spiel mit Actionfiguren verliert und jeden Samstag vor dem Fernseher darauf wartet, dass seine Lieblingsshow startet. Was mich gleich begeistert hat, war die Idee, dass wir es nur mit den Transformers zu tun haben. Keine Menschen. Wir sind auf ihrem Planeten, den man bisher noch nicht auf der Leinwand gesehen hat und den wir gestalten durften. Und klar, die Geschichte zweier bester Freunde, die zu erbitterten Feinden werden, war ebenfalls sehr spannend.
Zwei ikonische Figuren obendrein…
Josh Cooley: Da fielen mir sofort tausend Dinge ein, die man zeigen könnte. Ich habe mich der Idee sofort verbunden gefühlt. Das haben wir dann auch durchgezogen.
Die „Transformers“-Filme haben gerade unter Michael Bay immer wieder die Grenzen verschoben, was im Realfilm tatsächlich machbar ist. Was bringt der Animationsfilm mit sich, das mit Live-Action nicht möglich ist?
Josh Cooley: Wir streben generell durchaus nach einem fotorealistischen Look, aber haben durch die Animation natürlich immer auch die Möglichkeit, Dinge etwas abstrakter aussehen zu lassen. Das wäre in einem Realfilm nicht umsetzbar. Weil die Roboter dort neben menschlichen Figuren agieren, muss alles hundertprozentig realistisch aussehen. Sonst würde man dem Film nicht glauben. Wir sind da freier, können uns Stilisierungen erlauben und auch ein bisschen mit den Gesetzen der Physik spielen. Man kann auch etwas dicker auftragen, übertreiben, wenn es die Situation erlaubt. Am Schluss des Films gibt es eine epische Szene, die mit Live-Action einfach nicht machbar wäre. Wir können immer noch ein bisschen draufpacken, weil unser „Transformers“ sich nicht naturalistisch anfühlen muss. Das ist auch der richtige Weg, wenn man mit Figuren agiert, die bigger than life sind.
Sie haben lange Jahre bei Pixar gearbeitet, wurden als Regisseur von „A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando“ mit dem Oscar für den besten Animationsfilm prämiert. Jetzt haben Sie Ihren alten Hort verlassen. Stellte Sie das bei der Umsetzung von „Transformers One“ vor besondere Herausforderungen?
Josh Cooley: Bei Pixar ist natürlich praktisch, dass sich alles in einem Gebäude befindet. Die Wege sind buchstäblich kurz. Jeder kennt jeden. Man weiß immer, an wen man sich wenden muss. Es fühlte sich natürlich neu an, jetzt zum ersten Mal mit ILM zu arbeiten… Aber Mann, sind die umwerfend gut. Es war einfach phänomenal. Ich konnte wiederholt die Niederlassung von Industrial Light and Magic in Sydney besuchen, unmittelbar mit den Kollegen arbeiten. Ansonsten standen wir täglich via Zoom in Austausch. Die Logistik der Umsetzung war ungewohnt, aber sonst ist es auch nicht anders als gewohnt: Man wirft alles in die Waagschale, um seine Geschichte so gut wie möglich zu erzählen. Die Anforderungen der Animation sind die gewohnten. Wenn man dann mit den richtigen talentierten Leuten arbeiten, ist es gar nicht einmal so besonders anders.
Bei Pixar gibt es den berühmten Brain Trust, in dem sich die Filmemacher des Studios regelmäßig gegenseitig ihre neue Arbeit vorführen und kritisieren. Gab es ein ähnliches Kontrollinstrument bei „Transformers One“?
Josh Cooley: Ich stand in ständigem Austausch mit Executives von Paramount, Hasbro und Di Bonaventura Pictures, die allesamt als Produzenten an dem Film beteiligt sind. Sie wurden so etwas wie mein neuer Brain Trust, an ihnen sowie an ein paar befreundeten Autoren und anderen Leuten, deren Ansichten ich schätze, konnte ich mich immer gut abgleichen. Mir gefiel, dass die Expertise so breit gestreut war, dass es vielfältige Meinungen zu unterschiedlichen Dingen gab. Das hat mir sehr geholfen, es war ungemein inspirierend. Ich konnte auf so viel Wissen zugreifen, dass ich mich immer sicher fühlte.
Was war die besondere Herausforderung bei diesem Projekt, womit es sich von anderen Arbeiten von Ihnen abhob?
Josh Cooley: Was mich gleich zu Beginn überrascht hat, als ich als Regisseur für das Projekt angekündigt wurde, waren die Fans. Die Fangemeinde für „Transformers“ ist natürlich riesig, aber erwies sich als extrem hilfreich. Man könnte meinen, dass sie einem skeptisch gegenüberstehen würden. Aber das war überhaupt nicht der Fall: Ich wurde regelrecht angefeuert. Das habe ich bei Pixar so nie erlebt. Sie nahmen über Twitter Kontakt mit mir auf und gaben mir Anregungen, ich solle diesen oder jenen Comic lesen, oder standen mir mit ihrem unfassbaren Wissen zur Seite. Das war sehr inspirierend.
Was ist der Grund für den absoluten Höhenflug des Animationsfilms in den letzten 24 Monaten?
Josh Cooley: Die Technologie verbessert sich im Grunde täglich. Das gibt uns die Möglichkeit, rein visuell absolut aus dem Vollen schöpfen zu können, immer weiter zu gehen. Nichts erscheint mehr unmöglich. Als ich mit diesem Film begonnen habe, wollte ich etwas machen, das sich wie „Transformers“ anfühlen sollte. Aber gleichzeitig habe ich überlegt, wie man die Generation eins einfach einen Schritt weiterführen kann. Ich stellte meine Ideen also ILM vor, zeigte ihnen etwas Artwork, das mit meinem Art-Team erstellt hatte. Ich wollte eine Welt gestalten, wie man sie noch nie auf der Leinwand gesehen hat. Es war, als würde ich einen Schalter umlegen. Alle haben diese simplen Ursprungsideen genommen und sind dann einfach mit ihnen so weit gegangen, wie es die Technologie zulässt – immer unter der Maßgabe, dass wir Termine einzuhalten hatten. Das war im Grunde die einzige Einschränkung. Sonst würden wir jetzt noch dasitzen und an dem Film feilen.
Das Gespräch führte Thomas Schultze.