Ein Film, dessen Drehbuch komplett von einer KI geschrieben wurde? Für das Publikum der Londoner Kinoinstitution Prince Charles Cinema offenbar ein absolutes No-Go. Auf öffentlichen Druck hin wurde die geplante Premierenvorführung abgesagt. Zu Unrecht, wie der betroffene Filmemacher argumentiert.
Das Prince Charles Cinema im Londoner West End zählt zu den besonders prominenten Kinoinstitutionen in der britischen Hauptstadt – was dort geschieht, findet regelmäßig besondere Öffentlichkeit. So auch im Fall der geplanten Premiere eines Films, die dem Publikum so sauer aufstieß, dass die privat gebuchte Vorführung unlängst abgesagt wurde.
Worum ging es? Mit „The Last Screenwriter“ hat der Schweizer Regisseur Peter Luisi ein Werk geschaffen, dessen Drehbuch nach seinen Angaben komplett von ChatGPT 4.0 geschrieben wurde. Ein Film, der sich nach Angaben von Luisi um einen Drehbuchautoren dreht, dessen Welt ins Wanken gerät, als er auf ein hochmodernes KI-Drehbuchsystem stößt und dabei feststellt, „dass die KI nicht nur seine Fähigkeiten besitzt, sondern ihn sogar in Sachen Einfühlungsvermögen und Verständnis für menschliche Emotionen übertrifft“.
Eine Synopsis, die in der Öffentlichkeit offenbar nicht allzu positiv aufgenommen wurde. In einem Statement des Prince Charles Cinema auf X heißt es dazu: „Das Feedback, das wir in den letzten 24 Stunden nach der Ankündigung des Films erhalten haben, hat gezeigt, dass viele unserer Zuschauer große Bedenken gegen den Einsatz von KI anstelle eines Autors haben, was auf ein allgemeines Problem in der Branche hinweist.“ Und weiter: „Unsere Entscheidung beruht auf unserer Leidenschaft für Filme und darauf, dass wir auf diejenigen hören, die unsere Arbeit unterstützen.“
Welches Ausmaß der Aufruhr hatte, lässt das Kinoteam offen, gegenüber „The Daily Beast“ erklärte Luisi jedoch, dass es sich um etwa 200 Beschwerden gehandelt habe. Die laut Luisi allerdings zu Unrecht erfolgt seien. Denn sein Film sei vielmehr ein positiver Beitrag zur Debatte um die Rolle von KI in der Filmproduktion. „Wenn sich Drehbuchautoren die Zeit nehmen, den Film zu sehen; sich über den Prozess zu informieren und über die Gründe dafür, weshalb wir diesen Film gemacht haben, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie uns oder mich verurteilen werden. Denn ich bin einer von ihnen“, so Luisi gegenüber „The Daily Beast“.
Tatsächlich stellt auch das Prince Charles Cinema in seinem Post fest, dass der Film gegenüber dem Buchungsteam als Diskussionsbeitrag zur Rolle von KI und deren negativen Auswirkungen auf die Kunst gedacht sei – und dass der Inhalt dies widergespiegelt habe. Dennoch stieß die Entscheidung, das Screening abzusagen, bei X offenbar auf großen Zuspruch.