Zum Abschluss der D23 haute Disney noch einmal auf die Pauke mit der traditionellen Abendveranstaltung, in der die neuen „Disney Legends“ in die hauseigene Hall of Fame aufgenommen werden. Unter den 14 neuen Legenden sind Harrison Ford, Jamie Lee Curtis, Angela Bassett, Miley Cyrus, James Cameron und Komponistenlegende John Williams.
Wenn man bei der CinemaCon bedauert, dass die Disney-Show dort stets so trocken und rein produktbezogen sind, kaum Stars auf die Bühne in Las Vegas kommen wie bei den anderen Studios, dann lernt man beim Besuch auf der D23 schnell: Weil sich Disney diese Art des Showcases aufhebt, bis man ihn selbst veranstaltet, auf dem eigenen Turf in Anaheim südlich von Los Angeles. Dann zeigt man, was man kann. Das war am Freitag zum Auftakt der gigantischen Fanmesse so, als man im Honda Civic Center vor 12.000 enthusiastischen Fans das kommende Produkt und zahlreiche Ankündigungen vom Stapel rollen ließ. Das war erneut so gestern Abend.
Am letzten Abend der D23 rollte Disney nicht einfach nur den eigenen Legenden noch einmal den roten Teppich aus, das Studio legte abermals vor 12.000 begeisterten Disney-Fans eine Show hin, die an Glamour und Perfektion gewiss ihresgleichen sucht. Seit 1987 verleiht Disney die „Disney Legends“, eine hauseigene Hall of Fame, die verliehen wird an Personen, die einen außerordentlichen Beitrag zu den Disney-Filmen geleistet haben. Bis gestern Abend waren 304 Menschen in diese Ruhmeshalle aufgenommen worden. Jetzt sind es noch einmal 14 mehr: die dreifach oscargekürte Kostümbildnerin Colleen Atwood, Angela Bassett, Disneyland-Legende Martha Blanding, James L. Brooks, James Cameron, Jamie Lee Curtis, Miley Cyrus, Comic-Zeichner Steve Ditko, Harrison Ford, Disney-Animator Mark Henn, Frank Oz, Fernsehmoderatorin Kelly Ripa, Themenpark-Visionär Joe Rohde und John Williams.
In einer Veranstaltung, die von dem in den USA höchst populären Moderator Ryan Seacrest moderiert wurde, machte wie schon am Freitag unter tosendem Applaus Disney-CEO Bob Iger den Anfang. Danach folgte eine bunte und diverse Show mit vielen schönen Höhepunkten. Iger selbst holte Harrison Ford auf die Bühne, Lindsay Lohan und dann Jodie Foster hielten eine Laudatio auf Jamie Lee Curtis, Danny DeVito hatte den Saal im Griff, als er das Hohelied auf James L. Brooks sang (sogar die „Simpsons“, die von jeher von Brooks produziert werden, meldeten sich per Einspieler zu Wort), Pixar-Chef Pete Docter war der Laudator von Muppets-Legende Frank Oz, der als „Vater“ von Yoda besonders viel Applaus erhielt, „Black Panther“-Regisseur Ryan Coogler feierte Angela Bassett.
Und Zoe Saldaña hielt eine witzige Rede über James Cameron, in der sie nicht aussparte, wie fordernd die Arbeit mit dem „Avatar“-Filmemacher ist, der seinerseits die Gelegenheit nutzte, an das Gedenken seines langjährigen und vor vier Wochen verstorbenen Produktionspartner Jon Landau zu erinnern. Wenn es denn eine kleine Enttäuschung an diesem Abend gab, dann war es der Umstand, dass John Williams, der als Letzter geehrt wurde, nicht vor Ort sein konnte. Das Publikum hätte den Schöpfer der „Star Wars“- und „Indiana Jones“-Melodien nur zu gern hochleben lassen. So kam man aber in den Genuss eines von Williams selbst arrangierten Medleys, das vom Pacific Symphony Orchestra gespielt wurde, während die Bilder der ikonischen Filme zu sehen waren.
Wirklich bezeichnend für den Abend – und die Abertausend von Disney-Fans, die für die D23 angereist und/oder bei der Preisverleihung vor Ort waren, war das: Den allerlautesten Applaus erhielt keiner der Superstars auf der Bühne. Den hob sich das Publikum auf für Martha Blanding, die 1971 die erste Schwarze Angestellte in Disneyland war und die nächsten 50 Jahre als erste Schwarze Managerin bei Disney zu einer Legende innerhalb des Konzerns aufstieg, bevor sie sich 2022 in den Ruhestand verabschiedete. Die Begeisterung kannte keine Grenzen, als sie auf die Bühne kam und versicherte: „Wenn ich es noch einmal machen könnte, ich würde nichts anders machen.“
Fast ebenso emotional geriet die Auszeichnung des legendären Disney-Animators Mark Henn, aus dessen Feder die wichtigsten Disney-Prinzessinnen der letzten 40 Jahre stammen: Fünf von ihnen kamen in Gestalt ihrer Sprecherinnen auf die Bühne, um Henn zu feiern: Jodi Benson, Paige O’Hara, Linda Larkin, Ming-Na Wen und Anika Noni Rose, allesamt selbst „Disney Legends“.
Aus Anaheim berichtet Thomas Schultze.