Die Tatsache, dass im Entwurf für die jurybasierte Filmförderung des Bundes keine eigene Jury für den Kinderfilm vorgesehen ist, war bereits in mehreren Stellungnahmen kritisiert worden. Im Nachgang der Austauschrunden von Anfang Juli haben zwölf Verbände und Institutionen das Thema noch einmal gemeinsam auf die Agenda gebracht.
Die Problematik sollte der BKM bzw. den Parlamentariern bewusst sein, schließlich wurde sie bereits in diversen Stellungnahmen adressiert – darunter nicht zuletzt Papieren des Fördervereins Deutscher Kinderfilm oder auch des Viererbündnisses von AG DOK, Deutscher Filmakademie, Produzent:innenverband und Produktionsallianz von Ende Mai: Jene, dass die bisherige Förderung für Kinderfilme im Rahmen des KjdF nach derzeitigen Plänen in der Spielfilm- und Dokumentarfilmförderung der BKM aufgehen soll. Das Kuratorium junger deutscher Film soll sich demnach auf den Talentfilm fokussieren, eine eigene Förderjury für Entwicklung und Produktion von Kinderfilmen ist aber auch im (separaten) Richtlinienentwurf für die jurybasierte Filmförderung des Bundes nicht vorgesehen.
Die Sorge ist, dass der Kinderfilm, dem besondere gesellschaftliche Relevanz für die nachfolgende Generation zukommt und dessen (Förder-)Beurteilung ebenso besonderer Expertise bedürfe wie jene des Dokumentarfilms, in einem künftigen Fördersystem nicht adäquat abgebildet würde.
Weshalb der den bisherigen Plänen zugrundeliegende Gedanke, Kinderfilmen auf dem Wege der schlichten Einbindung in den allgemeinen Etat der jurybasierten Filmförderung den potenziellen Weg zu womöglich höheren Fördersummen zu ebnen, das Ziel zu verfehlen drohe, hatte SPOT unter anderem Mitte Juni im Gespräch mit vier Vertreterinnen und Vertretern des Produzent:innenverbands erläutert.
Im Nachgang der Austauschrunden zur Förderreform, zu denen die BKM Anfang des Monats eingeladen hatte, hat sich nun ein besonders breites Bündnis gefunden, um das Thema noch einmal nachhaltig auf die Agenda zu bringen – unterzeichnet wurde das Schreiben von AG Kino-Gilde, AG Verleih, AG Filmfestival (vor wenigen Wochen auch offiziell als Verband mit 49 Mitgliedern gegründet), Deutsches Kinderhilfswerk, HDF Kino, Förderverein Deutscher Kinderfilm, Deutsches Kinder- und Jugendfilmzentrum, Bundesverband Jugend und Film, Queer Media Society, Verband für Film- und Fernsehdramaturgie und Produzent:innenverband.
Ziel sei es, noch einmal gemeinsam die Argumente für eine Verankerung einer Förderjury Kinderfilm (Entwicklung, Produktion) mit eigenem Etat in der Richtlinie für die jurybasierte Filmförderung des Bundes vorzubringen.
Dazu heißt es eingangs: „Film ist Teil der Unterhaltungsindustrie, aber ebenso hochsubventioniertes Kulturgut. Zur Einhaltung der Grundrechte auf Teilhabe und Generationengerechtigkeit sind wir dazu verpflichtet, die Belange und Interessen von Kindern in der Förderpraxis ausreichend zu berücksichtigen.“
Die 1979 ins Leben gerufene und seit 2005 in Kooperation von BKM und KjdF durchgeführte, steuerfinanzierte kulturelle Kinderfilmförderung sei beispielhaft dafür – und habe „einen erheblichen Beitrag zu einem vielfältigen, qualitativ hochwertigen Kinderfilmangebot“ geleistet. So seien in diesem Rahmen Filme gefördert worden, „die sich sowohl im Kino als auch auf weiteren Plattformen als repertoirefähig und somit langlebig erweisen würden und ihr Publikum erreichten. Als Beispiele werden die Projekte „Auf Augenhöhe“ aus dem Jahr 2007 und „Mission Ulja Funck“ aus dem Jahr 2023 genannt, die – gemessen an Festivalteilnahmen und Preisen – die kulturell erfolgreichsten deutschen Filme gewesen seien. Aktuell fungierten unter anderem etwa „Grüße vom Mars“ und „Sieger Sein“ mit weltweiten Festivalteilnahmen als „Aushängeschild für die deutsche Filmkultur.“
Ohne eigenständige Kinderfilmjury würde die wichtige gesellschaftliche Aufgabe und die Leuchtturmfunktion dieser Förderung in Frage gestellt – gleichzeitig werde damit die Vielfalt des Filmangebotes für Kinder aufs Spiel gesetzt. Dies vor allem vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die jurybasierte Filmförderung des Bundes ab 2025 die einzige nicht regional gebundene selektive Förderung sein werde und mit einem entsprechend hohen Antragsvolumen zu rechnen sei.
Dazu heißt es:
• Um aus der Fülle an Anträgen die Projekte auszuwählen, die geeignet sind, die künstlerisch-kreative Qualität und Innovationskraft des deutschen Kinofilms zu steigern, ist Expertise gefragt. Der Kinderfilm bedarf wie der Dokumentarfilm besonderer Expertise.
• Eine Förderjury Kinderfilm, die zwei- oder nach Bedarf dreimal im Jahr tagt, würde die weiteren Jurys für Entwicklungs- und Produktionsförderung entlasten und zudem das Risiko vermeiden, dass Filmvorhaben für Kinder in Konkurrenz zu allen anderen Filmprojekten marginalisiert werden und nicht ausreichend Berücksichtigung finden.
Im Sinne der kulturellen Vielfalt für alle Altersgruppen hoffe man, dass die Argumente bei der Überarbeitung der Richtlinie für die kulturelle Filmförderung ausreichend Berücksichtigung finden. Zu vermeiden sei, dass ein vielfältiges Kinderfilmangebot zum „Kollateralschaden“ einer komplexen Reform werde, die unter hohem (auch zeitlichem) Druck stehe, zu einem finalen Ergebnis zu kommen.