2024 neigt sich dem Ende zu, die aktuellen filmpolitischen Debatten laufen weiter. SPOT hat sich in der Branche umgehört – und fragte nach den prägenden Themen dieses und des kommenden Jahres.
Ein Branchenjahr wie eine (sehr holprige) Achterbahnfahrt, ein Branchenjahr, das es dramaturgisch mit jedem Thriller hätte aufnehmen können – das dabei aber vor allem von maximaler Unsicherheit geprägt war. Mittlerweile haben sich die Dinge ein wenig sortiert, mittlerweile weiß man zumindest, was man bis zum Jahreswechsel (oder vielleicht besser: Regierungswechsel) noch erwarten kann und was nicht. 2024 neigt sich dem Ende zu, die aktuellen filmpolitischen Debatten laufen weiter – und SPOT hat sich zwischen Mitte und Ende November dazu umgehört.
#1 Was war das prägende Thema Ihres persönlichen Branchenjahres – und warum?
Björn Böhning: Herausforderungen und Chancen lagen 2024 für den Filmstandort Deutschland so nah beieinander wie nie zuvor. Filmreform, Tarifverhandlungen, Terms of Trade und Vergütungsregeln waren Themen für die Branche, uns als Verband hat zudem der Prozess der Neuaufstellung weiter begleitet. Und er ist gelungen: Jünger, weiblicher, dynamischer und stärker denn je steht die Produktionsallianz für eine neue Ära produzentischen Schaffens. Persönlich lagen mir der Tarifvertrag und der Respect Code Film sehr am Herzen. Die Abschlüsse sind wichtige Erfolge und sorgen für mehr Sicherheit und Stabilität. Faire Löhne, gute Arbeitsbedingungen und respektvolles Miteinander sind spürbare Säulen für die Attraktivität und für die Zukunftsfähigkeit unserer Branche. Apropos Säulen: Die große Filmreform war und ist als Großprojekt 2024 eine wahre Achterbahnfahrt, die nach dem vorzeitigen Aus der Regierungskoalition einige zusätzliche Loopings eingelegt hat.
#2 Was wird Sie im kommenden Jahr voraussichtlich am meisten beschäftigen?
Björn Böhning: Die unklare Lage in Politik und Wirtschaft bedeutet im kommenden Jahr eine Neuauflage an Unsicherheit für den Filmstandort Deutschland, der sich nur noch schwer im europäischen Wettbewerb behaupten kann. Es ist wohl klar, dass Steueranreizmodell und Investitionsverpflichtung in dieser Legislaturperiode nicht mehr kommen, umso wichtiger ist die Verabschiedung des Entwurfs des Filmförderungsgesetzes zum 1.1.2025. Und ohne Fortführung der aktuellen Fördertöpfe des Deutschen Filmförderfonds (DFFF) und German Motion Picture Fund (FFG) stünde die Branche unmittelbar am Abgrund, hier ist dringender Handlungsbedarf! (Die voranstehende Passage wurde gegenüber der Printversion aufgrund der aktuellen Entwicklungen angepasst, Anm.d.Red.) Jede Regierung, auch eine neue, muss wissen: Filmpolitik ist Standortpolitik. Die Filmbranche ist eine Zukunftsbranche, zudem wichtiger Wirtschaftsfaktor, Innovationsmotor und Arbeitgeber von rund 120.000 Arbeitsplätzen. Wir setzen auch im kommenden Wahlkampf darauf, dass die Filmwirtschaft als wesentliche Säule der Kreativwirtschaft in Deutschland bei den Parteien einen wichtigen Stellenwert einnimmt. Für uns Produzentinnen und Produzenten ist es auch eine Aufgabe, konsequent für die Demokratie und den Zusammenhalt in unserem Land einzustehen und ich befürchte, dafür werden wir mehr denn je gebraucht. Deshalb werden wir auch im kommenden Jahr unserem Namen gerecht werden und eine Allianz sein, ganz im Sinne des Unterhakens der Branche, des gegenseitigen Unterstützens und der starken Vertretung der Film- und Fernsehwirtschaft gegenüber Auftraggebern und Politik. Für einen zukunftsfähigen Filmstandort und für gute Filme, die nicht nur Geschichten über Deutschland erzählen, sondern auch hier produziert werden können.