Erstmals seit 2019 lud der Creative Europe Desk München wieder zum vorweihnachtlichen Mediengespräch – im Beisein von Medienminister Florian Herrmann und Barbara Gessler, Leiterin der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland. Eine Veranstaltung, die nicht zuletzt im Zeichen von Fördersorgen stand.
Ob man bei der Planung des Termins schon ahnte, wie passend der Raum sein würde, den man wählte? Erstmals seit 2019 lud der Creative Europe Desk München wieder zum traditionellen Mediengespräch ein (das auch Jahre nach einem Umzug in die Hirschau als „Hinterbrühler Mediengespräch“ bekannt blieb) – und das erstmals in das Wirtshaus in der Au. Genauer gesagt in den dortigen Valentinsaal, benannt nach dem legendären Münchner Komiker (und einstigen Stammgast) Karl Valentin, dessen zeitloser Humor auch heute noch trägt.
Tatsächlich schöpfte Bayerns Medienminister Florian Herrmann, den Gastgeberin Ingeborg Degener als einen der Redner begrüßen durfte, reichlich aus Valentins Zitatenschatz. „Ein Optimist ist ein Mensch, der die Dinge nicht so tragisch nimmt, wie sie sind“, war darunter – verbunden mit der Aufforderung, sich nicht entmutigen zu lassen. Er selbst bedauere sehr, dass die Dinge in Sachen Förderreform nicht weiter seien – und er könne sich nicht vorstellen, dass in den Wirrungen der „Nachampelphase“ bis zum Beginn einer neuen Legislaturperiode noch ein so dickes Brett wie eine neue Anreizförderung zu bohren sei. Vielmehr werde es dem oder der neuen BKM obliegen, die Entwürfe wieder aus der Schublade zu ziehen.
Förderergebnisse Creative Europe MEDIA
Auch wenn bei diesem Termin der (ungewisse) Blick nach vorne im Vordergrund stand, gab es auch Zahlen zu präsentieren – die sich sehen lassen konnten. So wurde alleine jenen Projekten, bei denen einem Unternehmen aus Bayern als alleinigem Antragsteller oder Koordinator eines Projekts mit Partnern Mittel zugesprochen wurden, über den Creative Europe Desk München 2024 (nach vorläufigen Zahlen) Fördermittel in Höhe von gut 8,16 Mio. Euro zugesprochen, weitere gut 1,37 Mio. Euro gingen an bayerische Unternehmen als Partner eines Antrages Dritter. Das Hauptgewicht lag dabei mit knapp 2,58 Mio. Euro beim „Creative Innovation Lab“ aus dem Cross-sektoralen Bereich, dahinter folgte der Bereich „Innovative Tools und Business Models“ mit gut 2,2 Mio. Euro.
An Unternehmen aus Baden-Württemberg gingen als Hauptantragsteller gut 1,9 Mio. Euro, weitere gut 98.000 Euro an baden-württembergische Partner bei Anträgen Dritter. Hier entfiel der größte Anteil von 900.000 Euro auf „Films on the Move“.
Immerhin: Was zum Tax Incentive auf dem Tisch liege, halte er für inhaltlich richtig. Und auch wenn die Frage der Investitionsverpflichtung kontrovers beurteilt werden, sehe er die Chance zu einer vernünftigen Lösung zu kommen, wenn man pragmatisch weiterdiskutiere. (UPDATE: Herrmann selbst drückte es später auf LinkedIn einen Deut weniger diplomatisch aus: „Beim Film hat der Bund nicht geliefert. Das große Reformvorhaben der Kulturstaatsministerin Claudia Roth wird voraussichtlich krachend scheitern. Mein Vorschlag: In der neuen Legislatur eine Reform rasch angehen. Die deutsche Film- und Gamesbranche braucht dringend Impulse, um international mithalten zu können!“, so sein Post.)
„Wir sind zumindest so weit vorbereitet, dass wir nicht bei Null anfangen müssen“, so Herrmann, der sich sichtlich bemühte, positive Perspektiven zu skizzieren, der aber auch noch nicht versprechen konnte, ob das Ansinnen, den Beitrag des Freistaates zur Förderung (weiter) auszubauen, der finanzpolitischen Realität Stand hält. Wenigstens konnte er versichern, dass der Bereich im Freistaat „hohe Priorität“ genieße.
Ob das auch zukünftig für die Förderung audiovisueller Inhalte auf EU-Ebene gilt? Bis Ende 2027 und damit dem Ende der aktuellen Förderlinie von Creative Europe mag noch viel Wasser die Isar hinunterfließen, wie der Münchner so schön sagt. Aber die Diskussion um den Finanzrahmen startet 2025 – und es kam nicht von ungefähr, dass Barbara Gessler, Leiterin der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland, die Branche aufrief, in eigener Sache laut zu werden, die Stimme zu erheben, die Bedeutung kulturellen Schaffens für die europäischen Werte deutlich zu machen – um zu verhindern, dass dieser Bereich „hinten runterfalle“, wie sie ganz unverblümt erklärte.
Was nicht an Geringschätzung des Sektors liegt – sondern vielmehr daran, dass es Bereiche wie Verteidigung, Forschung und Innovation sein werden, die im Fokus stehen. Allzu schwarz wollte Gessler nicht malen, aber ihr Hinweis, dass sie nicht sicher sei, ob es noch einmal gelinge, ein Budget wie jenes für den Zeitraum 2021 bis 2027 zu erreichen – das nicht zuletzt unter dem Eindruck der verheerenden Auswirkungen der Pandemie auf die Kultur aufgestellt worden war – war dann doch relativ deutlich. „Wir sind angewiesen auf die Argumente, die sie uns geben“ erklärte Gessler – und irgendwie fühlte man sich da an eine (scheidende) Kulturstaatsministerin und ihre Appelle erinnert…
Gessler schloss ihre Rede mit einem Spruch, der geradezu sinnbildlich für einen Termin stand, an dem zwar alles andere als Grabesstimmung herrschte, an dem unter der Oberfläche des lebhaften (und durchaus fröhlichen) Austauschs aber stets waberte, wie angespannt die Situation gerade tatsächlich ist. Dass die Worte „Das Buffet ist eröffnet“ die beste Nachricht des Abends seien, wie Gessler es sagte: Das mochte man als zutreffend betrachten.
Wollen wir hoffen, dass Florian Herrmann mit diesem Valentin-Zitat beim nächstjährigen Mediengespräch nicht mehr aufwarten muss: „Die Zukunft war früher auch besser.“