Berlin ist ohnehin ein Nabel der Arthouse-Welt, für eine Woche schlägt das Kinoherz dort nun besonders international. Seit gestern ist die Hauptstadt zum zweiten Mal Gastgeberin des Arthouse Cinema Training der CICAE: Mit 50 Teilnehmenden aus ganzen 29 Ländern – und damit einer herausragenden Pluralität der Perspektiven.
„Die Arthouse- Bewegung steht für Demokratie, Respekt und Pluralität der Perspektiven und für all jene, deren Stimmen an den Rand gedrängt, bedroht oder zum Schweigen gebracht werden, jederzeit und überall.“ Mit diesen Worten eröffnete Christian Bräuer als Vorstandsvorsitzender der AG Kino-Gilde und Präsident der CICAE am gestrigen Montag das sechstätige Arthouse Cinema Training. Eine Initiative, deren Bedeutung als Mittel zur Förderung von Professionalisierung, Innovation und interkulturellem Verständnis Bräuer klar hervorhob.
Eine Pluralität der Perspektiven ist bei den seit mehr als 20 Jahren vom internationalen Arthouse-Verband CICAE organisierten Trainings jedenfalls mehr als gewährleistet: Die insgesamt 50 Teilnehmenden, die für sechs Tage zu Workshops, Vorträgen und Arbeitsgruppen zusammenkommen, stehen in diesem Jahr für 29 Ländern, für 29 teils sehr unterschiedliche Märkte. Und auch bei den Generationen ist für Vielfalt gesorgt: Zwar liegt der Fokus einer Fortbildungsinitiative naturgemäß auf jungen Gesichtern aus dem Bereich der Theaterleitung, Programmverantwortung oder auch Kino-Geschäftsführung, aber auch erfahrene Kinomacher holen sich neue Impulse für ihre Arbeit – und geben gleichzeitig ihr Know-How weiter. Abgedeckt wird dabei die ganze Bandbreite der Kinothemen: So stehen Programmpunkte zu innovativer Programmgestaltung, Publikumsentwicklung, Marketing und Datenanalyse ebenso auf der Agenda wie solche zu Geschäftsplanung, Budgets und Fundraising – und natürlich auch zu aktuellen technologischen Entwicklungen im Kinobereich, zur Nachhaltigkeit und zur Inklusion. Abgerundet wird das Programm durch Besuche in Berliner Kinos.
Dass das Arthouse Cinema Training 2023 von Venedig nach Berlin wechselte, hatte im Grunde zunächst eher profane finanzielle Gründe, doch schon im vergangenen Jahr entpuppte sich der neue Veranstaltungsort als „perfect match“. „Berlin hat eine lange Tradition des Filmemachens und des Kinos und verfügt über die größte Anzahl unabhängiger Kinos weltweit. Berlin ist heute stolz auf seine Vielfalt. Die lebendige, international ausgerichtete Kulturlandschaft ist das Herzblut der Stadt – und das Kino ist ein wesentlicher Bestandteil davon. Deshalb passen Arthouse und diese Stadt so gut zusammen“, so Bräuer anlässlich des gestrigen Eröffnungsempfangs in Anwesenheit von Vertreterinnen und Vertretern des Medienboard Berlin-Brandenburg, der FFA und des Landes Berlin.
Das Netzwerk aus ehemaligen Teilnehmenden umfasst, wie es seitens der CICAE mit einigem Stolz heißt, „bereits mehr als 1000 Persönlichkeiten aus der Welt des Kinos, von denen viele, die hier ihren Einstieg fanden, inzwischen international anerkannte Branchenvertreter sind“.