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Winfried Oelsner: „Wir wollten eine Schippe drauflegen“

Winfried Oelsners pfiffige „Max und die wilde 7“-Fortsetzung „Die Geister-Oma“ kommt am 1. Mai über Weltkino in die deutschen Kinos. Wir sprachen mit dem Filmemacher über die Inszenierung von Fußballspielen und Kinderfilme, die auch Erwachsenen Spaß machen.

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Winfried Oelsner lebt und arbeitet als Autor und Regisseur in Berlin; er studierte Film- und Fernsehwissenschaften, Geschichte und Politik in Bochum und Köln. Anschließend absolvierte er an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg ein Regie-Studium für Spielfilm und Dokumentarfilm. 2003 schloss er das Studium mit Diplom ab. (Credit: Frederik Walker)

Wenn Sie an den Filmen von „Max und die wilde 7“ arbeiten, welche Zielgruppe haben Sie vor Augen? Für wen erzählen Sie diese Geschichten?

Winfried Oelsner: Wir wollten, dass die Kids MIT den Erwachsenen Spaß an der Geschichte haben. Die „Max und die wilde 7“-Filme sind zwar für ein Kinderpublikum gemacht, für Dritt- bis Sechstklässler, wir hatten von Anfang an aber den Anspruch, auch echtes Family Entertainment zu bieten. Viele Kinderfilme gehen Erwachsenen, ehrlich gesagt, oft auf den Geist. Klar, man muss eine Kinderzielgruppe bedienen, und Kinder holt man mit einem ganz anderen Humor ab, bei dem viel über Klamauk und Slapstick funktioniert. Aber oft sind in diesen Filmen die Erwachsenenfiguren zu albern, das macht es dann noch etwas anstrengender für die Eltern, die mit ihren Kindern ins Kino gehen. Wir wollten den Bogen weiter spannen.

Der erste Teil war Ihr Debüt als Kinospielfilmregisseur. Wie werten Sie diese Erfahrung rückwirkend? Wie sehen Sie diese Arbeit? Was waren die entscheidenden Dinge, die Sie daraus gelernt haben.

Winfried Oelsner: Wenn man das erste Mal einen Kinospielfilm macht, ist es schon was Besonderes, auch wenn man, wie ich, bereits im Fernsehbereich einige Projekte und einen Kinodokumentarfilm gemacht hat. Kino ist eben Kino. Es gibt einen Verleih, eine viel größere Pressearbeit, man sieht den Film auf der großen Leinwand, bekommt direkte Reaktionen von den Zuschauenden aus den Kinos, in den Kritiken, auf Social Media… Kino ist eine ganz andere Dimension. Das hat uns gefreut und war aufregend. Auf der anderen Seite ist der erste „Max“-Teil komplett in die Corona-Phase gefallen. Es gab die Abstandspflicht in den Kinos, Masken mussten getragen werden… Das war schon eine Ausnahmesituation. Trotzdem hat sich der Film ganz gut geschlagen. 

Ich frage deshalb, weil zumindest ich den Eindruck hatte, dass Sie mit dem zweiten Film einen regelrechten Quantensprung als Regisseur hingelegt haben. Teilen Sie diese Ansicht? 

Winfried Oelsner: Ich bin sicherer geworden, weil wir das große Glück hatten, mit dem gleichen Team arbeiten zu dürfen. Auf Produktionsseite gab es eine etwas andere Konstellation – da hat die Frankfurter Neopol Film federführend produziert und die Neue Bioskop ist als Koproduzent dazugekommen. Die Rat Pack ist weiterhin als Koproduzent dabei.Ansonsten waren auch wieder Kameramann Andy Löv, Szenenbildnerin Doris Dreyer und Kostümbildnerin Tina Keimel-Sorge an meiner Seite. Das hat sehr geholfen. Zudem hatten wir mit Uschi Glas, Günther Maria Halmer und Thomas Thieme die gleiche „wilde 7“-Besetzung, daneben auch wieder Schauspieler wie Nina Petri oder Henning Peker. Es ist immer einfacher, wenn man sich schon kennt. Dann weiß jeder, wo die Reise hingeht. Das macht eine Menge aus. Die Arbeit an Teil zwei war, was Abläufe anbelangt, vertrauter.

Was ist da in der Küche los? Uschi Glas, Günther Maria Halmer, Thomas Thieme und Lucas Herzog als Max (Credit: Astrid Purkert)

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Dennoch mussten Sie auch mit Wechsel in der Besetzung umgehen

Winfried Oelsner: So gerne ich mit den Kids aus Teil eins gearbeitet habe, mussten wir bei Teil zwei auf neue Kinderdarsteller:innen zurückgreifen. Zwischen den Filmen lagen einfach zu viele Jahre, da hätte es mit Jona Eisenblätter als Max einfach nicht mehr gepasst. Über den neuen Cast bin ich aber ebenfalls sehr happy, in erster Linie über Lucas Herzog als neuer Max. Der zweite Teil war in vielen Bereichen auch anspruchsvoller, weil wir zum Beispiel die Fußballthematik in der Geschichte hatten. Das ist für mich als Regisseur eine ganz andere Situation, mit vielen Komparsinnen und Komparsen und dann noch den strengen Kinderarbeitszeiten zu inszenieren. Wir wollten eine Schippe drauflegen, wollten ein bisschen mehr Gas geben und nicht in Routine verfallen. 

Ein Schlüsselmoment ist das große Fußballspiel. Es ist immer schwierig, Fußball fürs Kino zu inszenieren. Gab es Vorbilder? Was war Ihnen wichtig dabei?

Winfried Oelsner: Wir haben uns vergleichbare Filme angeschaut aus dem Kinder-/Jugendbereich wie die Klassiker von den „Wilden Kerlen“ oder „Kick It Like Beckham“. Wenn man einen Erwachsenenfilm über Fußball macht, kann man mit Profis arbeiten, die ein ganz anderes Ballgefühl haben als Kinder. Wir hatten zwar auch Komparsen, die aus Fußballvereinen kamen und Fußballspielen konnten. Es waren trotzdem immer noch acht- bis elfjährige Kinder. Da kann man nicht wie in der Werbung sagen, schlag die Flanke fünf Mal rein, und es sitzt immer. Das war schon eine Herausforderung, die wir aber gut gemeistert haben. Ein riesengroßer Spaß für mich als Fußballfan war, dass wir Ex-Nationalspieler Jimmy Hartwig für eine Nebenrolle gewinnen konnten. Er hat sich voll reingehängt und uns bei den Fußballszenen unterstützt. Ein schöner Moment war, als er bei den Dreharbeiten mal rübergerufen hat: „Hey Trainer! – Ach nee, ich mein‘ Regisseur.“ Wenn man von einem ehemaligen Nationalspieler „Trainer“ gerufen wird, ehrt einen das schon. 

Der erste Film wurde von Leonine in die Kinos gebracht, in einer schwierigen Zeit mit soliden Ergebnissen. Wir haben Sie diese Auswertung miterlebt?

Winfried Oelsner: Die Corona-Zeit hat es für alle Filme schwierig gemacht. Wir befanden uns sogar in der absurden Situation, dass wir mit 10.000 Zuschauenden in einer Woche sogar Nummer eins waren. Wahrscheinlich die schlechteste Nummer eins aller Zeiten – aber immerhin. Ich fand es von Leonine damals richtig und mutig, in den Markt zu gehen, den Film zu bringen, in einer Phase, in der alle anderen ihre Filme zurückgehalten haben. Wir hatten zwar dann den Vorteil, dass es weniger Konkurrenz gab, trotzdem war es ein großes Wagnis, dazu noch im Sommer, es war heiß und trocken… Die Bedingungen waren also schon sehr schwer. Aber wir haben dann doch 200.000 Zuschauer geholt. Das war unter den Bedingungen beachtlich. Ich finde, wir haben uns ganz gut geschlagen.

Wann stand fest, dass es einen neuen Verleihpartner geben würde bzw. dass es überhaupt eine Fortsetzung geben würde?

Winfried Oelsner: Wir hätten uns gewünscht, die Fortsetzung früher anzupacken, schneller nachzulegen, um die Fanbasis mitzunehmen. Die Finanzierung gestaltete sich leider schwierig, weil sich alle Player erst von den Corona-Verwerfungen erholen mussten. Kinofinanzierung setzt sich, wie Sie wissen, aus vielen Bausteinen zusammen. Deshalb hat es ein bisschen länger gedauert. Dazu kam, dass wir in den Sommerferien drehen wollten, nicht nur, weil es wetterbedingt eine ideale Drehzeit ist, sondern auch, weil wir den Aufwand mit Schulbefreiung und Privatlehrer für die Kinderdarsteller:innen vermeiden wollten. Wenn es also in einem bestimmten Jahr nicht geklappt hat, mussten wir ein ganzes Jahr warten…

Hatten Sie gleich gewusst, welche Geschichte Sie erzählen wollten?

Winfried Oelsner: Es gibt ja drei Romanvorlagen, die ich mit meiner Frau Lisa-Marie Dickreiter geschrieben habe. „Max und die wilde 7“ ist unser Familienbaby. Als es an die Verfilmungen ging, haben wir von Anfang an gesagt, dass wir die Drehbücher sehr nah an die Buchreihe anlehnen wollen. Die etwas ungewöhnliche Mischung aus Grusel und Fußball ist bereits in Buch zwei der Romanreihe angelegt. Trotzdem haben wir uns ein stückweit auch emanzipiert und die Figurenkonstellation im Film etwas verändert. Das Grundgerüst wurde aber beibehalten. So gehen wir jetzt auch den dritten Teil an.

Damit hat sich meine Schlussfrage erledigt…

Winfried Oelsner: Teil drei ist in der Mache. Meine Frau und ich haben angefangen, das Drehbuch zu schreiben. Ziel ist es, dieses Jahr möglichst die Finanzierung gestemmt zu bekommen, um nächsten Jahr drehen zu können.

Das Gespräch führte Barbara Schuster