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Ute von Münchow-Pohl und Dirk Beinhold zu „Die Heinzels 2“: „Ein besonderer Spirit“

Seit 15 Jahren sind die Animationsregisseurin Ute von Münchow-Pohl und Dirk Beinhold mit seiner Akkord Film ein Team. Am 24. Dezember kommt jetzt ihre neueste Zusammenarbeit, „Die Heinzels – Neue Mützen, neue Mission“, im Verleih von Tobis in die deutschen Kinos. Eine gute Gelegenheit, die beiden einmal zusammen zu befragen. 

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Das „Die Heinzels“-Team: Produzent Dirk Beinhold und Regisseurin Ute Münchow-Pohl (Credit: Akkord Film / Martin Kunze)

Seit etwa 15 Jahren arbeiten Sie nunmehr Seite an Seite an Animationsfilmen. Gibt es ein Erfolgsgeheimnis für diese lange Partnerschaft?

Dirk Beinhold: Diese Frage stelle ich mir auch manchmal, wenn ich mir unsere gemeinsamen Filme ansehe. Ich stelle dann immer fest, wie sehr Ute sie sind, wie viel von ihr und ihrem künstlerischen Blick in ihnen steckt, ihr unheimlich gutes Gespür für Figuren und die Emotion der Geschichten, die sie erzählt. Ich finde dann aber doch auch immer, dass man auch uns von der Akkord-Film in ihnen entdeckt, unsere sorgfältige Vorarbeit bei den Drehbüchern und generell unsere Beteiligung von Anfang an. Ich komme ursprünglich auch aus der Drehbuchentwicklung und kann mich da im Animationsfilm gut einbringen. Ich denke einfach, dass da ein paar gute Dinge zusammenkommen. Wenn man sich unsere aktuelle Arbeit ansieht, „Die Heinzels – Neue Mützen, neue Mission“, dann sehe ich an der bisherigen Reaktion, dass es uns wunderbar gelungen ist, die Menschen mit einem guten Gefühl aus dem Kino zu entlassen, und das mit einer Geschichte, die auch einen Zweck erfüllt und eine positive Botschaft bereithält. Es ist sicherlich der rasanteste und in positivem Sinne mainstreamigste Film, den wir bisher gemacht haben, bei dem wir uns aber trotzdem den besonderen Spirit bewahrt haben, der unsere Arbeiten immer schon ausgezeichnet hat. 

Ute von Münchow-Pohl: Ich muss gestehen, noch nie darüber nachgedacht zu haben, weil es auch noch nie nötig war. Wenn es läuft, dann frage ich nicht warum. Es hat viel mit gegenseitigem Vertrauen zu tun und auch einer Vertrautheit. Bei unserem ersten Film, „Der kleine Rabe Socke“, haben wir gut miteinander funktioniert. Ich mochte schon das damals noch viel kleinere, sehr engagierte Team bei Akkord-Film sehr gern und habe mich sofort gut aufgehoben gefühlt, mit dem, was mir bei einem Film am Herzen liegt, worum es geht. Von mir aus habe ich den Eindruck, dass man mich machen lässt. Man vertraut mir. Ich darf dann auch auf Dinge beharren, die mir wichtig sind. Dass die Figuren funktionieren, dass die Gefühle glaubhaft sind, dass sich das Gezeigte und Erzählte wahrhaftig anfühlt, egal was da passiert mit Heinzels, Hasen, kleinen Raben und echten Menschen. Man soll es sich ansehen und sich darin wiederfinden. Was man selbst im Leben erlebt und empfindet, soll etwas mit dem zu tun haben, was wir zeigen. Um es auf den Punkt zu bringen: Es ist eine sehr angenehme Zusammenarbeit. Wir liegen auf einer Wellenlänge. Die Grenze ist nie das Verhältnis zwischen uns. Die Grenze ist immer Zeit und Budget. Das ist eine gute Basis. 

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„Die Heinzels – Neue Mützen, neue Mission“ (Credit: Tobis)

Wie sind Sie nun – gemeinsam! – an die Fortsetzung von „Die Heinzels“ herangegangen?

Ute von Münchow-Pohl: Erst einmal wollen wir aus einer bekannten Welt kommend mit den bekannten Figuren eine neue Geschichte erzählen, die sich auch neu anfühlt und etwas Neues zu bieten hat. Wichtig war es uns auch, einen Ansatz zu finden, der die gesamte Familie anspricht. Gewiss sind es Filme für Kinder, aber wir wollen auch die Erwachsenen abholen, in diesem Fall, indem wir in eine Actionwelt reingehen und mit Spaß und Vergnügen gewisse Klischees aus anderen Filmen aufgreifen und auf unsere Weise persiflieren. Mit einer Spaßguerrilla-Gruppe der Wiener Heinzels wollten wir eine Tür aufmachen für eine etwas andere Art von Action. 

Dirk Beinhold: Für uns ist es immer wichtig, dass Fortsetzungen nicht reine Fortsetzungen sind, die man nur versteht, wenn man die Filme davor gesehen hat. Wir sind mit den Fortsetzungen eher langsam in der Animationswelt. Bei „Der kleine Rabe Socke“ waren wir einmal etwas schneller, da hat es nur vier Jahre gedauert. Aber normalerweise nimmt jeder Film fünf Jahre in Anspruch. Die Produktionszeit alleine dauert zwei Jahre, und wir nehmen uns für das Drehbuch auch immer viel Zeit, sind da sehr sorgfältig. Und man darf die aufwändige Finanzierung nicht vergessen. Oft bringen wir bis zu fünf Regionalförderungen zusammen. Das dauert. Vor diesem Hintergrund sind viele der originalen Zuschauer:innen schon herausgewachsen, während jüngere Zuschauer:innen die Vorgängerfilme vielleicht von den älteren Geschwistern kennen – oder eben erstmals mit den Figuren zu tun haben. Jeder Film muss für sich stehen. Das ist auch wichtig für die Verkäufe ins Ausland, die für uns als Animations-Haus mittlerweile wichtigste Einnahmequelle. Und da ist nicht gewährleistet, dass die Vorgänger überhaupt in den entsprechenden Territorien gelaufen sind. Die Aussicht, als deutsche Produktionsfirma allein mit den Einnahmen aus Deutschland in die Gewinnzone zu kommen, ist relativ gering. Es ist uns wohl schon gelungen, aber ist doch eher die Ausnahme. Umso größer ist die Bedeutung des Weltmarkts, an dem wir uns ausrichten. 

Was macht die sehr deutschen „Die Heinzels“ zu einer universellen Marke, die auch ein internationales Publikum anspricht?

Ute von Münchow-Pohl: Wesen wie Heinzelmännchen gibt es in ungemein vielen Kulturen, nur dass sie dort dann anders heißen. Kobolde und Gnome, die entweder hilfreiche Geister sind oder Schabernack treiben. Da gibt es sehr gute Anknüpfungspunkte. Und wenn man sie als Zwerge betrachtet, was die Heinzels allerdings nicht auf sich sitzen lassen würden, dann gibt es sie tatsächlich weltweit. Aber darüber hinaus sind es die Themen. Der Wunsch, es möge irgendwo kleine hilfreiche Wesen geben, die einem beiseite stehen, ist sehr universell. Damit kann jeder etwas anfangen. Und Konflikte mit einer anderen Sippe aus einer anderen Kultur kennt eigentlich auch jeder. Wo gehöre ich hin? Bin ich in der richtigen Familie? Diese Fragen kommen in allen Ländern vor. Die Geschichte muss funktionieren und sich richtig anfühlen. Man muss sich gut einklinken können. Was den Humor anbetrifft, habe ich gelernt, dass es sinnlos ist, Humor einzubauen, von dem man hofft, dass andere es lustig finden. Entweder ich muss darüber lachen oder der Gag bleibt draußen. Ich kann nur mich selbst als Maßstab nehmen und es dann mit den anderen überprüfen. 

Dirk Beinhold: Als Produzent denke ich natürlich strategischer, mache mir schon Gedanken darüber, was auch im Ausland funktionieren könnte und was nicht. Das betrifft häufig den Look. Der erste „Die Häschenschule“ entstand zwar auch als CG-Animation, hatte aber einen ganz anderen Look, dessen flächige 2D-Anmutung zwar in der Branche sehr geschätzt wurde, aber beim Verkauf nicht so gut funktioniert hat wie alle Filme seitdem. Wir haben aber auch das Glück, mit ganz tollen Künstlern und Künstlerinnen um Ute herum arbeiten zu können. Unser Art Director, Heiko Hentschel, der beide „Die Heinzels“-Film gemacht hat, ist einfach ein großartiger Künstler. Alle sind auf dem Stand der Dinge, sind mit allen wichtigen internationalen Animationsfilmen vertraut. Das spiegelt sich im Ergebnis wider. „Die Heinzels“ sieht nicht aus wie ein deutscher Film, wenn es so etwas überhaupt geben sollte. Er wurde auf internationalem Niveau produziert und ist weltweit wettbewerbsfähig. 

Frau Münchow-Pohl, Sie sind im vierten Jahrzehnt im Animationsgeschäft tätig, sind seit 25 Jahren Regisseurin von Animationsfilmen, zunächst gemeinsam mit Tobi Genkel,Thilo Rothkirch und Sandor Jesse, danach als Soloregisseurin. Was waren Ihrer Ansicht nach die einschneidenden Entwicklungen im Animationsgeschäft in dieser Zeit?

Ute von Münchow-Pohl: Die technische Entwicklung von 2D zu 3D war die eine große Entwicklung, die den Markt komplett auf den Kopf gestellt hat. Als ich angefangen habe, habe ich noch auf Papier gearbeitet. Das gibt es heute im Grunde überhaupt nicht mehr. Und es hat die Arbeit komplett verändert, sie in gewisser Weise auch einfacher gemacht. Die Möglichkeiten zur Überarbeitung, an einem vergleichsweise späten Zeitpunkt noch einmal einzugreifen, werden immer besser. Aber ich persönlich als Regisseurin habe es sehr bedauert, dass sich der Look des ersten „Die Häschenschule“-Films international nicht so durchsetzen hatte können. In einzelnen Territorien wird das goutiert, Frankreich oder Schweden, weil diese Länder eine andere Tradition des Animationsfilms haben. Aber im Gros der Länder funktioniert es nicht so gut. Das bedaure ich. In meiner Welt wäre es schön, wenn diese verschiedenen Animationswelten nebeneinander existieren könnten. Leider lässt sich das nicht finanzieren. Ich stelle fest, dass der Aufwand an technischer Betreuung immer größer wird. Das ist einerseits positiv, weil immer mehr möglich ist. Aber auch negativ, weil man sich sehr abhängig davon macht.

Dirk Beinhold: Sehen Sie sich „Der kleine Rabe Socke“ an, eine Filmreihe, die wir lieben und mit großer Freude produziert haben. Eine Filmreihe aber auch, die stark vom Charme ihrer handgezeichneten 2D-Animation lebt. Das war von Anfang an kein Renner bei den Auslandsverkäufen, heute würde man auf Granit beißen. Tatsächlich kam vor nicht allzu langer Zeit die Anfrage von LEONINE Studios, ob wir uns nicht noch einmal einen „Socke“-Film vorstellen könnten. So große Lust wir darauf hätten, es lässt sich finanziell einfach nicht darstellen, weil man einen solchen Film im Grunde allein für den deutschen Markt herstellen würde. Obendrein gibt es die entsprechenden Studios im Grunde nicht mehr, die 2D-Animation machen könnten. Man müsste ins Ausland ausweichen, was wiederum nicht möglich wäre, weil wir das Geld von deutschen Förderungen in Deutschland ausgeben müssen. Da gibt es eine gewisse Crux. 

Sie haben die Länge einer Produktion angesprochen. Das heißt aber auch, dass Sie nicht einfach nur an einem Film arbeiten können, wenn Sie nicht einfach nur alle fünf Jahre einen Titel veröffentlichen wollen. An was arbeiten Sie aktuell, und wie weit sind Sie?

Ute von Münchow-Pohl: Das lässt sich einfach und schnell beantworten: Ich stecke bereits mitten in der Arbeit an dem nächsten „Die Häschenschule“-Film. 

Das Gespräch führte Thomas Schultze.