Am Sonntag haben die Geschäftsführerin Susanne Kasimir und der Künstlerische Leiter der Nordischen Filmtage, Thomas Hailer, schon einmal ein kleines Fazit zum Festival gezogen. Sie sprachen über das starke Baltikum und die Bedeutung des Streaming-Angebots als sinnvolle Ergänzung.
Am frühen Sonntagnachmittag haben die Geschäftsführerin Susanne Kasimir, der Künstlerische Leiter Thomas Hailer und die Senatorin für Kultur und Bildung, Monika Frank, zu einem kleinen vorläufigen Fazit der Nordischen Filmtage in Lübeck geladen. Die Preisverleihung am Abend zuvor hätte nicht viel besser laufen können. Unter anderem wurde die junge dänische Regisseurin Sylvia Le Fanu mit ihrem Debütwerk „En ewige sommer“ gleich zweifach ausgezeichnet.
Der Film über eine 15-Jährige, die sich mit dem nahenden Tod der schwerkranken Mutter auseinandersetzen muss, feierte zwar seine Weltpremiere in San Sebastián, ging dort aber wie später in London leer aus. Die Nordischen Filmtage dagegen erkannten die Qualitäten des starken Coming-of-Age-Films als erstes größeres Festival.
Der Künstlerische Leiter Thomas Hailer zeigte sich aufgrund des Programms sehr positiv gestimmt. „Was das Programm angeht, bin ich sehr zufrieden. Wir hatten die großen Schiffe wie ‚The Girl with the Needle‘, aber auch kleinere Perlen wie ‚XXL‘.“ Über den besonders starken Jahrgang des baltischen Kinos hatte Hailer vor dem Festival bereits im SPOT-Interview geschwärmt. „Das Baltikum blüht“, hielt er auch am Sonntag fest. In eigentlich größeren Ländern wie Finnland, Norwegen oder Schweden sieht er dagegen den Trend, dass Gelder aus der Filmförderung eher abgezogen werden.
Geschäftsführerin Susanne Kasimir und Hailer wollen erste seriöse Zahlen zu den Nordischen Filmtagen in Lübeck erst demnächst veröffentlichen, weil mit dem heutigen Sonntag noch ein voller Auswertungstag fehlen würde. Aber vom Trend her zeigte sich Kasimir auf dem richtigen Weg. „Wir sind sehr zufrieden. Als Tendenz sind wir auf dem Niveau des Vorjahres“, sagte Kasimir. Inklusive Streaming peilt das Festival in diesem Jahr die Marke von 30.000 Besuchen an.
Sinnvolle Streaming-Ergänzung
Kasimir verwies auch darauf, dass das Festival im Streaming-Bereich in diesem Jahr die Preisstruktur nach unten angepasst habe, um einen niederschwelligen Zugang für das Publikum zu bieten. Zum ersten Mal hat nicht nur das akkreditierte Fachpublikum, sondern auch das normale Publikum die Möglichkeit, ausgewählte Filme noch bis zum 17. November – also eine Woche länger als gewohnt – zu streamen.
Zum Beispiel gibt es dort den Doppel-Gewinner aus dem Kinder- und Jugendbereich, „Lars Is LOL“. „Streaming scheint wahnsinnig gut anzukommen“, sagte Hailer, der sich aber auch nicht über zu wenig volle Kinosäle beklagen konnte. Selbst die frühen 10-Uhr-Vorstellungen sind hier bei dem fachkundigen Publikum für gewöhnlich schon sehr gut gefüllt.
Hailer wurde sogar explizit von den Festivalgängern angesprochen, dass das Streaming-Angebot als Alternative bei den Filmtagen aufrechterhalten bleiben solle. „Bitte haltet das Streaming als barrierefreie Maßnahme aufrecht, hieß es vom Publikum“, erzählte Hailer. Das gelte vor allem für Menschen, die nach der Pandemie nicht wieder zurück ins Kino gefunden hätten. Es gäbe zum Beispiel auch Familien mit Kindern nochmal eine andere Möglichkeit, die Filme der Nordischen Filmtage zu entdecken.