Am 10. April startet das 9. Filmfest Bremen. John Malkovich ist Ehrengast. Wir sprachen mit Produzent Matthias Greving (gerade für „Elaha“ Lola-nominiert!), der das Festival einst mit Ilona Rielke gründete, über die Entwicklung und den Stellenwert, den es für Bremen mittlerweile hat.
Bevor wir über das Filmfest Bremen sprechen, wollte ich Ihnen zur Filmpreis-Nominierung von „Elaha“ gratulieren! Haben Sie damit gerechnet?
Matthias Greving: Nein. Ich habe nicht damit gerechnet. Wir haben uns natürlich riesig gefreut, als bei der Live-Übertragung der Nominierungen unser Filmtitel in der Kategorie Bester Spielfilm fiel. Wobei ich gleich anfügen muss, dass wir Projekte nie mit dem Ziel machen, für Preise nominiert zu werden oder Preise zu gewinnen. Wir machen Filme immer aus Überzeugung. „Elaha“ ist so ein Projekt.
Wie kann es sein, dass mal als vielbeschäftigter Produzent noch Zeit hat, ein Filmfestival zu gründen und dieses ins mittlerweile neunte Jahr zu führen? Wie hat es sich entwickelt?
Matthias Greving: Eigentlich würden wir das zehnte Jahr feiern, aber durch Corona ist eine Ausgabe ausgefallen. Das große Jubiläum folgt eben nächstes Jahr. Ilona Rieke, die Leiterin des Filmbüro Bremen und Ko-Gründerin, und mir war es ein Anliegen, Bremen, unsere Heimatstadt, als Filmstandort mit einem Festival zu bereichern und zu stärken. Dabei waren uns immer zwei Blickrichtungen wichtig, die der Filmkunst und die der Filmwirtschaft im Sinne der Erschaffung einer Plattform zur Vernetzung. Das Filmfest Bremen hat sich von einem 24-Stunden-Festival mit ein paar hundert Gästen zu einem Festival mit mehreren tausend Besucher:innen gewandelt. 2023 zählten wir fast 15.000! Das Filmfest Bremen hat sich verwurzelt und ist, neben dem Musikfest Bremen, ein absolutes Highlight für die Stadt geworden. Es ist anerkannt und erhält viel Zuspruch vom Publikum, von Filmschaffenden, nicht nur aus Bremen, sondern aus ganz Deutschland und international.
Das Filmfest Bremen war anfangs ein Festival für lokale Produktionen, bis es sich für internationale Filme geöffnet hat. In diesem Zuge folgte u.a. der Wettbewerb Satire/Humor, der heute Herzstück des Festivals ist. Wie kam diese Idee zustande?
Matthias Greving: Nach zwei, drei Ausgaben, die das Filmfest als Festival von Bremern für Bremer etablierte, wollten wir mehr Einflüsse von außen, also das, was mich selbst beim Filmemachen und -produzieren so begeistert. Bereits im ersten Jahr der Einführung eines internationalen Wettbewerbs wurden wir überrannt mit Einreichungen. Bei der Überlegung nach einer neuen Wettbewerbssektion, haben wir uns gefragt, für was die Menschen in Deutschland den Standort Bremen kennen. Den meisten fällt sofort Loriot ein aufgrund dessen enger Verbundenheit zu Radio Bremen. Und Stereotype wie dass die Deutschen keinen Humor hätten, und die Tatsache, dass es in Deutschland kein einziges Festival für Humor/Satire gibt, haben uns veranlasst, in diese Lücke zu springen.
Ihnen gelingt es auch, jedes Jahr einen renommierten Filmschaffenden mit dem Bremer Filmpreis auszuzeichnen. Dieses Jahr kommt John Malkovich. Kommt Ihnen da Ihr großes Netzwerk als Produzent zugute?
Matthias Greving: Es sind oft freundschaftliche Beziehungen, die über Jahre aufgebaut wurden. Die Leute wissen, dass das Filmfest Bremen ein Herzensprojekt von mir ist, dass wir Mitstreiter im Sinne der Branche sind, und müssen nicht überredet werden zu kommen. So war es auch bei John, den ich etwa vor eineinhalb Jahren kennenlernte. Er hatte sofort Lust.
Spotlight:
Filmfest Bremen 2024
Vom 10. bis 14. April findet die neunte Ausgabe des von Produzent Matthias Greving (Kinescope Film) gegründeten Festivals statt.
•John Malkovich wird mit dem Bremer Filmpreis geehrt
•94 Filme konkurrieren in vier Festivalsparten um Preise
•33 Filme feiern ihre Deutschlandpremiere, acht sogar Weltpremiere
•Der internationale Wettbewerb wird von „Beth + Jeremy and Steve“ eröffnet, in Anwesenheit von Regisseur und Autor Daniel Hill und Produzent Evan M. Gandy
•www.filmfestbremen.com
Wie schwer ist es, ein Festival am Leben zu erhalten? So sehr es Herzensprojekt ist – ohne Geld geht es nicht…
Matthias Greving: Das Ringen um die Finanzierung ist immer da. Dieses Jahr ist es besonders hart, weil Bremen bis Mai keinen Haushalt hat. Unser wichtigster Partner ist natürlich die Stadt in mehrfacher Form, wie etwa als Mittelgeber durch die Nordmedia und durch andere städtische Wirtschafts- und Kulturförderungen. Weitere starke Partner sind die Bremer Sparkasse und die Bremer Aufbaubank, sowie Stiftungen wie die Waldemar-Koch-Stiftung und die Hollweg-Stiftung, ohne die es gar nicht ginge. Manchmal ist die Festivalfinanzierung ein Kampf um 1000 Euro, manchmal ein Kampf um viele 10.000 Euro. Aber es ist und bleibt ein Kampf in Zeiten, in denen Kulturetats abschmelzen.
Auf was freuen Sie sich mit Blick auf das 9. Filmfest Bremen am meisten?
Matthias Greving: Auf die vielen Gäste, die wir in Bremen begrüßen dürfen. Sich treffen, sich Zeit nehmen sind wesentliche Faktor in einer so digitalen Welt.
Das Gespräch führte Barbara Schuster