Auf dem Filmfest München hat die Serie „Turmschatten“ mit Heiner Lauterbach in der Hauptrolle, eine Produktion von The Amazing Film Company, umjubelte Weltpremiere gefeiert. Der Stoff basiert auf dem Bestseller von Peter Grandl, der auch zwei Folgen der Serie schrieb. Wir haben bei ihm nachgefragt, wie ihm die Serie gefällt.
Wie stehen Sie zur Verfilmung von „Turmschatten“?
Peter Grandl: Als Drehbuchautor bin ich es gewohnt, dass an einem Drehbuch umfassende Änderungen gewünscht werden, das ist Teil des Jobs. Als dann aber mein Roman „Turmschatten“ als TV-Serie adaptiert wurde, ich schrieb zwei der sechs Drehbücher für die Serie, war das für mich eine vollkommen neue Erfahrung, da mir dramaturgische Eingriffe in meinen Original-Plot und in die Figuren plötzlich ungleich schwerer fielen. Plötzlich schlugen da zwei Herzen in meiner Brust, das des Schriftstellers und das des Filmemachers. Dank unseres Regisseurs Hannu Salonen, Produzent Thomas Friedl sowie meinem Co-Autor Christian Limmer ist aber am Ende eine Serie entstanden, die meine Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen hat.
Wie haben Sie die Arbeit daran erlebt?
Peter Grandl: Ich hatte den Eindruck, dass das Thema von allen Beteiligten mit enorm großer Motivation und Kraft umgesetzt wurde, das war schon in der Vorbereitung zu spüren schließlich auch während der ganzen Dreharbeiten am Set. Die Botschaft hinter der Geschichte von „Turmschatten“ ist heute noch brisanter und wichtiger als zum Zeitpunkt als der Roman veröffentlicht wurde.
„Die Botschaft von ,Turmschatten’ ist heute noch brisanter und wichtiger als zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Romans.“
Sie haben auf dem Filmfest München Weltpremiere gefeiert. Wie war es?
Peter Grandl: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich hatte keine Ahnung, mit welcher Begeisterung die Serie aufgenommen werden würde. Die Wahrheit aber war, dass selbst meine kühnsten Erwartungen übertroffen wurden. Die beiden Vorstellungen waren bereits 20 Minuten nach Öffnung des Vorverkaufs ausverkauft. Selbst meine Lesung einen Tag vor der Premiere im Amerikahaus München, an einem extrem heißen Samstag um 14 Uhr, war sehr gut besucht. Danach war ich auf zahlreichen Empfängen und Filmfest-Events eingeladen… eine wilde Woche, fantastisch.
Die „Turmschatten“-Fortsetzung „Turmgold“ hat den Heinrich-Böll-Preis für den besten politischen Kriminalroman 2023 erhalten. Wird es eine Verfilmung geben?
Peter Grandl: Die Rechte dafür hat sich Paramopunt optioniert und somit wird die Auswertung der „Turmschatten“-Serie zeigen, ob sich auch die Verfilmung der Fortsetzung lohnt. Das spannende dabei ist aber, dass beide Romane vollkommen eigenständig funktionieren. Man müsste „Turmgold“ also nicht zwingend notwendig als Fortsetzung inszenieren.
Anfang diesen Jahres war Ihr dritter Roman, „Höllenfeuer“, sehr präsent in der Presse, TV, Hörfunk und auf vielen Podcasts. Noch eine Geschichte, die nach einem großen Filmstoff klingt.
Peter Grandl: „Höllenfeuer“ ist eine Geschichte um einen islamistischen Anschlag in München, der den Rechtsruck in der Gesellschaft nochmals deutlich verschärft. Aber ähnlich wie einst bei „Turmschatten“ gibt es aufgrund des düsteren Themas auch viele Bedenken von Filmemachern. Wäre das Buch in den USA erschienen, wäre die Verfilmung definitiv schon in Arbeit. In Deutschland werden heiße politische Filmstoffe aber immer mit großer Zurückhaltung und Vorsicht begutachtet.
Was kommt als nächstes?
Peter Grandl: Aktuell schreibe ich an meinem vierten Roman, der im Herbst beim dtv-Verlag angekündigt und als Spitzentitel im Mai 2024 veröffentlicht werden soll. Wie bei all meinen Romanen geht es auch in diesem Politthriller um die Brüchigkeit der Demokratie – Kernthema ist dabei Künstliche Intelligenz, aber nicht eingebettet in ein SciFi-Scenario à la „Terminator“, sondern auf Basis wirtschaftlicher und politischer Recherchen, die ich ein Jahr lang mit hochkarätigen Experten geführt habe. Für mich stellt „Vier“ eine neue Herausforderung dar, da die Handlung rund um die Welt spielt – in Tokio, New York, Tel Aviv, Paris, München und Dublin, um die globalen Auswirkungen zu beleuchten. Die Umsetzung fesselt mich gerade jeden Tag an meinen Schreibtisch, und ständig muss ich Elemente umbauen da die Realität meine Fiktion einholt – das macht mir schon beim Schreiben eine Höllenangst.
Die Fragen stellte Thomas Schultze.