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Nina Klink: „Wir backen keine kleinen Brötchen”

Seapoint Productions steht mit „Let’s Dance” und “Sommerhaus der Stars” für zwei der erfolgreichsten Programmmarken im deutschen TV. Geschäftsführerin Nina Klink spricht über die Portfolio-Erweiterung im Bereich Late Night mit Edin Hasanović, die Marken-Verlängerungen der Hits und das erste Netflix-Projekt.

Geschäftsführerin Nina Klink
Seapoint-Geschäftsführerin Nina Klink (Credit: Seapoint Productions)

Wer kam auf wen bei der Idee zu, eine Late-Night-Show für ZDFneo mit Edin Hasanović zu machen? Bei Ihrer Seapoint Productions gab es schon die Erfahrungswerte mit Tommi Schmitt bei „Studio Schmitt“.

Nina Klink: Genau, wir haben schon zweieinhalb Jahre erfolgreich „Studio Schmitt“ für ZDFneo produziert. Ähnlich wie damals bei Tommi kam die Idee eine Show mit Edin zu machen von uns.  Bislang haben wir größtenteils die Genres Shiny-Floor-Show und Reality bedient und mit „Studio Schmitt“, waren wir dann um ein schönes, wenn auch schwieriges Genre reicher. Nachdem sich Tommi entschied, seine eigene Show nicht weiterführen zu wollen, haben wir uns bemüht, die Zusammenarbeit mit ZDFneo fortzusetzen, da wir diese sehr schätzen. Also haben wir neue Talente gesucht. Bei Edin war die große Schnittmenge der Talente, die es für eine Late-Night-Show braucht, schnell zu erkennen. Also sind wir auf ihn zugegangen und er war von der Idee sofort begeistert und hatte Lust auf eine seine eigene Late-Night-Show.

Sechs Episoden wurden produziert, zum Zeitpunkt des Interviews sind vier Episoden ausgestrahlt. Wie zufrieden sind Sie schon mit der Ausbalancierung von „Edins Neo Night“? Es gibt das klassische Stand-up und die Band. Es gibt dagegen keinen Sidekick. Dafür kommen die Gäste schon knapp nach der Hälfte in die Sendung, talken nicht nur, sondern spielen auch Spiele.      

Nina Klink: Generell bin ich zufrieden. Solch eine Sendung entwickelt sich immer weiter. Wir haben die ersten sechs Sendungen innerhalb einer Woche aufgezeichnet. Das ist sowohl von unserem Produktionsteam als auch von Edin eine absolute Meisterleistung, weil es zeigt, wie wahnsinnig konzentriert und fokussiert er sich in solch eine Produktionsphase begibt. Er hat die Produktion mit jeder Faser seines Körpers gelebt. Wenn wir weitere Staffeln produzieren dürfen, bin ich mir sicher, dass sich die Zusammenstellung der Sendung noch weiter ausbalanciert. Grundsätzlich habe ich ein gutes Gefühl, dass wir jetzt eine gelungene Voraussetzung geschaffen haben. Edin ist der Host der Show. Es ist seine Sendung, die auch seinem Charakter entspricht. Im Zusammenspiel mit dem Gast können sich wiederum viele unerwartbare und spannende Situationen entwickeln. Würde man in der halben Stunde Sendezeit noch einen Sidekick hinzufügen, würde sich das Ganze schnell überladen. Ich bin sowieso kein Fan davon, eine Late-Night-Check-Liste abzuarbeiten.

Edin Hasanović
Der Traum einer eigenen Late Night: Edin Hasanović (Credit: ZDF/Ben Knabe)

Die stärksten Parts der Late Night sind eigentlich immer dann, wenn Edin mit den Gästen agiert, weil er einfach eine herzliche Persönlichkeit besitzt, die sich gut über den Schirm überträgt.

Nina Klink: Ich liebe, wie Edin auf die Bühne kommt und seine Energie förmlich durch die Kamera durchknallt. Ich habe selten eine so interessante Mischung aus Selbstbewusstsein und gleichzeitiger Demut in einer Person gespürt. Edin hat auch einfach eine unglaubliche Spielfreude, die sich auch durch die Kamera überträgt.

„Studio Schmitt“ und „Edins Neo Night“ stehen für eine Portfolio-Erweiterung der Seapoint. Die Late-Night-Show ist als Genre vielleicht aber das am schwierigsten zu bespielende Genre im Fernsehen, zumindest wenn es darum geht, ein völlig neues Format erfolgreich zu etablieren. Es funktioniert selten in Deutschland.

Nina Klink: Wir sind mutig und backen keine kleinen Brötchen. Um es mit Edins Worten zu sagen „Wir backen einfach ein amtliches Baguette“. Das ist so undeutsch. Und das finde ich super. Ja, wir haben uns das schwierigste Genre ausgesucht und sind auch so mutig, es genauso zu benennen. Es ist keine Personality Show, sondern eine Late-Night-Show. Mittlerweile haben wir bei Seapoint für das Genre auch ein talentiertes Team versammelt, die darauf Lust haben und viel Know-How mitbringen.

Seapoint Productions feiert 2024 zehnjähriges Jubiläum. Ihre Produktionsfirma steht für Erfolgsformate wie „Let’s Dance“ und „Sommerhaus der Stars“.

Nina Klink: Die jetzt gerade zu Ende gegangene 17. „Let’s Dance“-Staffel ist übrigens die erfolgreichste Staffel aller Zeiten in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Das ist völlig absurd in diesen Fernsehzeiten und freut uns sehr.

Let's Dance Finale 2024
Die 17. „Let’s Dance“-Staffel hatte im Schnitt 3,96 Mio. Zuschauende und 22,1 % bei den 14- bis 49-Jährigen, was bei den Jüngeren der beste Wert seit Sendungsstart war (Credit: RTL/Stefan Gregorowius)

Sie bringt RTL vor allem mehr als drei Monate freitags konstant hohe Einschaltquoten von 20.15 Uhr bis Fast-Mitternacht. Was für ein produzentischer Kraftakt sind die regulären zwölf Episoden?

Nina Klink: Ich habe den größten Respekt vor diesem Team und platze auch ein bisschen vor Stolz auf dieses Team. Die ganze Staffel war eine „Angeberstaffel“. Zum Beispiel das Opening der Finalshow war an Schönheit und neuer Machart in der Mischung aus Live-Bild und MAZ-Anteil nicht zu übertreffen. Wir haben im Team Mitglieder, die das Format auch seit 17 Staffeln machen. Das ist eine kleine Familie, auch wenn schönerweise immer wieder neue Leute hinzukommen. So ein langjähriges Team und „Familiengefühl“ hat in dieser Branche schon einen Seltenheitswert. Darauf sind wir sehr stolz.

„Wir sind auch kurz davor, den ersten Deal im Ausland abzuschließen.“

Nina Klink

Wie sieht sich Seapoint strategisch für die Zukunft aufgestellt?

Nina Klink: Wir sind eines der wenigen unabhängigen Produktionsunternehmen in Deutschland. Die meisten Produktionsfirmen gehören heute einem Global Player an und haben dementsprechend einen großen Formatkatalog, auf den sie zurückgreifen können. Seapoint besitzt das nicht, wir können uns nicht aus einem non-fiktionalen Formatkatalog bedienen. Wir entwickeln unsere Formate selbst oder optionieren Lizenzen aus dem Ausland. Mit „Let’s Dance“ haben wir eine Koproduktion mit BBC Studios. Das Reality-Fernsehen ist das andere große Standbein, das wir seit der Gründung vor zehn Jahren in unserer DNA tragen. Das beherrschen wir wie wenige andere Firmen. Wir haben das Glück, dass dieses Genre aktuell boomt und wir schon seit einigen Jahren starke Marken etabliert haben. „Prominent getrennt“ ist eine Marke, die wir selbst entwickelt haben und die aktuell in der dritten Staffel sehr erfolgreich läuft. Hier kommt erstmals für uns nun auch der internationale Vertrieb dazu, was uns sehr freut. Besonders, da wir auch kurz davor sind, den ersten Deal im Ausland abzuschließen.

Wenn eine Marke wie „Let’s Dance“ so etabliert ist und gefühlt immer noch populärer wird, wie blicken Sie auf die Marken-Verlängerungen? Es gab schon mehrere Weihnachtsspecials und auch mal eine Kinder-Edition. 

Nina Klink: 2006 lief die erste „Let’s Dance“-Staffel noch mit acht Folgen. Heute sind es mit der Kennenlern-Show 13 Folgen. Dazu kommt die Profitänzer-Challenge im Anschluss, die wir als einziges Land von mehr als 50 internationalen Adaptionen gemeinsam mit der BBC entwickelt haben. Es gibt das Christmas Special, meistens ein Best-of an Karfreitag und die „Let’s Dance“-Tour in 28 Städten durch die großen Hallen Deutschlands. Wer Hunger auf „Let’s Dance“ hat, wird bedient.

Zu Ihrem anderen Superhit „Das Sommerhaus der Stars“ hat RTL das Spinoff mit dem Titel „Das Sommerhaus der Normalos“ verkündet. Wie ist der aktuelle Stand?

Nina Klink: Der aktuelle Stand ist, dass wir in ein paar Wochen in die Produktion gehen. „Das Sommerhaus der Stars“ wird gerade schon produziert. Im Anschluss folgt „Das Sommerhaus der Normalos“. Ich bin selbst gespannt darauf. Wir haben einen Cast, der die Erwartungen hochhalten kann. Mit „Das Sommerhaus der Stars“ haben wir in den vergangenen Jahren eine sehr erfolgreiche Entwicklung hingelegt. Man merkt, dass es aktuell einen großen Bedarf und eine große Nutzung von Reality-Inhalten gibt. Ich erhoffe mir, dass wir mit der Erweiterung dieser Marke einerseits das Bedürfnis des Publikums stillen und andererseits für Nachwuchs bei den Reality-Stars sorgen können.

Too Hot to Handle Germany Staffel 1
Wechsel bei „Too Hot to Handle Germany“: Seapoint übernimmt von UFA (Credit: Paul Hepper/Netflix)

Auf was kann man sich demnächst noch von Seapoint freuen? 

Nina Klink: Von „Princess Charming“ kommt die vierte Staffel im Sommer heraus. Gerade produzieren wir für Netflix die neue Staffel der Reality-Show „Too Hot to Handle Germany“. Das Format ist bereits abgedreht und befindet sich in der Postproduktion. Das war für uns spannend, weil der internationale Streamer ein neuer Auftraggeber ist. Die gemeinsame Umsetzung macht wahnsinnig Spaß. Wir wachsen stetig weiter und wollen unser Portfolio weiter ausbauen. Ich freue mich sehr auf die nächsten zehn Jahre mit meinem Team.

Das Interview führte Michael Müller