Die 12. Ausgabe des Filmfestival Kitzbühel läuft noch bis 25. August. Wir haben in der Gamsstadt Festivaldirektor Markus Mörth getroffen und mit ihm über Herausforderungen, neue Angebote und Highlights gesprochen.
Sie sind seit 2019 Künstlerischer Leiter des Filmfestival Kitzbühel und haben 2023 auch die Intendanz übernommen. Inwiefern haben Sie Ihre eigenen Handschrift einbringen können?
Markus Mörth: Da ich das Festival gut kenne, weiß ich, dass es Dinge gibt, die wunderbar funktionieren, und Dinge, bei denen ich nachschärfen wollte. Man will als Intendant ja auch seine eigene Vision einbringen. Das Festivalwesen ist mir sehr vertraut. Meine ersten Studentenjobs während meines Regiestudiums an der HFF München waren bei den Hofer Filmtage und dem Münchner Filmfest. Das waren wichtige berufliche Erfahrungen. In Kitzbühel war mir wichtig, dass man das Kino wieder mehr in die Stadt zurückbringt. In der Innenstadt sichtbarer macht, um auch neue Zielgruppen zu erschließen. Unter anderem haben wir eine Kooperation mit dem Museum Kitzbühel angestoßen, um dadurch unseren Publikumsstamm zu erweitern.
Wie hat sich die Veranstaltung in Tirol etabliert?
Markus Mörth: Das Festival hat sich zu einem einzigartigen Branchentreff entwickelt. Es wurde von der Branche von Anfang an wunderbar angenommen, um sich in diesem amikalen Raum, den Tirol bietet, auszutauschen und gerade im DACH-Raum Partner für Koproduktionen zu finden. Dieser Branchentreff ist organisch gewachsen und wurde von uns immer unterstützt und gepflegt. Es gab Angebote für die Produktion, mit dem Alpen Dating, das wir auf Wanderschaft geschickt haben, erst nach Südtirol, dieses Jahr ist es zu Gast in Hof bei den Filmtagen, 2025 kehrt es wahrscheinlich zu uns zurück. Es gibt die Drehbuchklausur, die ebenfalls junge Filmschaffende unterstützt. Und seit diesem Jahr bieten wir „FFKB Connect“ an. Dort haben Autor:innen die Möglichkeit, ihre Stoffe vor Produzent:innen aus Österreich und Deutschland, aber auch vor Redakteur:innen von Fernsehstationen zu pitchen. Dabei stammen die Stoffe nicht nur aus der Drehbuchklausur, sondern auch aus anderen Stoffentwicklungsprogrammen Österreichs wie etwa „Heldinnen in Serie”. Da möchte ich verstärkt hin: bei der Stoffentwicklung das Pitching anbieten, um lose Enden zu verbinden, die Möglichkeit zu schaffen, Partner für die Produktion zu finden und sich im Idealfall mit Cine Tirol als Förderpartner kurzzuschließen, um den Standort auch aus dieser Perspektive zu stärken, wenn die Projekte dann in Tirol umgesetzt werden.
Dennoch ist Kitzbühel auch ein Publikumsfestival, das durch tolle Locations brilliert…
Markus Mörth: Absolut. Unser großer Vorteil ist, Landschaften und Orte zu haben, die andere Festivals so nicht bieten können. Erst mal gibt es die Stadt, wo wir die Leute mit der „Komödie in der Stadt“ anlocken. Für die Jüngeren gibt es das Autokino und das Highlight der Festivaltage ist das „Kino am Berg“ auf 1600 Metern Höhe. Das ist ein Ambiente, das nur Kitzbühel bieten kann.
Bleibt Ihnen neben all der Festivalarbeit Zeit für eigene Projekte?
Markus Mörth: Das werde ich nie aufgeben. Es ist immer die Frage nach Beruf und Berufung. Regie wollte ich immer schon machen in meinem Leben. Das liebe ich. Ich arbeite sowohl im fiktionalen Bereich als auch im Dokumentarfilm. Dafür muss immer Zeit sein. Aber klar, wenn das Festival wächst, wird die Herausforderung größer. Und wie es beim Fußball so schön heißt: nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Sobald das Festival zu Ende ist, beginnt die Arbeit für die nächste Ausgabe.
Was ist Ihr persönliches Highlight im diesjährigen Programm?
Markus Mörth: Ich freue mich heute auf das „Kino am Berg“. Wir zeigen den Landkrimi „Schnee von gestern“, der in Osttirol von einem tollen jungen Regisseur, David Wagner, gedreht wurde. David hat vor zwei Jahren mit „Eismayer“ in Venedig den Nachwuchspreis gewonnen. Das ist definitiv ein Highlight. Wir wollen dem Publikum tolle Filme bieten und ihm auch zeigen, dass der Nachwuchs gerne Publikum hat und auch gerne für Publikum Filme macht. Dass Filme von Talenten keine Experimente sind, sondern dass hier schon tolle Regisseur:innen am Werk sind, die die Publikumsbindung suchen. Wenn uns das als Festival gelingen kann, zu sagen, wir haben Nachwuchs, der Filme für ein größeres Publikum macht, dann ist schon viel getan.
Das Gespräch führte Barbara Schuster