Janina Uhse spielt in der Ensemblekomödie „Spieleabend“, aktuelle Nummer eins bei Netflix, die weibliche Hauptrolle. Über vielschichtige Charaktere und vielschichtigen Humor spricht sie hier.
Am 12. Juli ist „Spieleabend“ bei Netflix gestartet. Was zeichnet die Komödie aus? Was hat Sie am Drehbuch angesprochen?
Janina Uhse: Unser Autor Claudius Pläging schreibt herrliche Komödien und ich mochte die Dialoge schon beim ersten Lesen sehr. Spätestens beim Casting mit Marco Petry wurde mir bewusst, dass ich eine große Freude daran habe, der Pia Leben einzuhauchen. Ich fand es spannend zu sehen, wie sie im Laufe des Spieleabends ihre Leichtigkeit verliert und wie ihre scheinbar perfekte Welt zu bröckeln beginnt. Da zeigt sich dann ein vielschichtiger Charakter, nämlich einer, der mit einer unerwarteten Situation dealen muss.
Man kennt Sie aus vielen Komödien, „Der Vorname“, „Es ist zu deinem Besten“, „Der Nachname“, „High Society“…. Was schätzen Sie an diesem Genre?
Janina Uhse: Wenn man das Wort „Komödie“ hört, denkt man vielleicht an Leichtigkeit, den schnellen Witz. Vielleicht auch an etwas flaches, lautes. Doch bereits Mark Twain stellte fest: „Die verborgene Quelle des Humors ist nicht Freude, sondern Kummer.“ Ich bin da seiner Meinung. Humor ist weitaus vielschichtiger, als er auf den ersten Blick scheinen mag. Nicht, dass mich der Kummer plagt, es ist aber das reizvolle Gegengewicht, das ein Charakter braucht, um ausgeglichen zu sein. Diese Eigenschaft – nennen wir es Bürde – muss man ihm liebevoll unterheben, ohne, dass es dem Zuschauer sofort ersichtlich ist – genau das ist es, was mich an dem Genre so reizt.
Inwiefern sind Sie da auch schauspielerisch anders gefordert? Da kommt es ja schon auch sehr auf ein punktgenaues Zusammenspiel mit den Kolleg:innen an…
Janina Uhse: Mir wurde einmal gesagt, Komödien seien die Königsdisziplin, da man neben dem Spiel ein punktgenaues Gefühl für Timing haben muss. Zu dieser Wahrheit gehört aber auch: ohne ein gutes Buch, und die richtige Konstellation, hilft auch das beste Timing nicht. Es ist wie bei allen anderen Genres komplex und braucht auf jeder Ebene Menschen, die ihren Job verstehen. Und – Achtung, Witz – ernst nehmen.
Wie nehmen Sie aktuell die Auftragslage für Schauspielerinnen in Deutschland wahr? Sind es gute Zeiten? Welche Themen beschäftigen Sie?
Janina Uhse: Ich spüre in meinem Umfeld eine große Unsicherheit. Corona und das aktuelle Weltgeschehen haben vieles durcheinander gerüttelt. Ich persönlich kann mich nicht beklagen, ich darf schöne Projekte drehen und fühle mich gesehen. Manchmal würde ich mir vielleicht wünschen, „mutigere“ Bücher zu lesen. Ich würde gerne auch als Zuschauerin mehr gefordert und überrascht werden. Weniger von „Ach, das hat in der Vergangenheit schon gut funktioniert – let‘s do it again“ und mehr von „Es ist etwas anderes, die Menschen brauchen vielleicht mehr Zeit es lieben zu lernen – but let‘s try it!“. Natürlich kann ich das als Schauspielerin schnell dahinsagen, schließlich bin ich nicht auf Produktionsseite und trage das Risiko nicht. Dennoch bin ich der festen Überzeugung: wenn wir nichts ändern, verändert sich nichts.
Sie sind neu in der Family von Talent Republic Agency. Was zeichnet die Agentur aus? Was ist Ihnen als Schauspielerin wichtig?
Janina Uhse: Ich habe mich in den letzten Jahren sowohl als Mensch, als auch als Schauspielerin weiterentwickelt. Diese Reise möchte ich von nun an mit Talent Republic als Partner in Crime fortführen. Sowohl menschlich als auch fachlich halte ich viel von dem Team rund um Greta Carl. Ein Haufen herausragender Kreative, die am Puls der Zeit sind – so habe ich die Agentur erlebt. Ich bin sehr stolz, Teil der Talent Republic Agency-Familie zu sein.
Was steht bei Ihnen als Nächstes an?
Janina Uhse: Nach „Der Vor- und Nachname“ wird Anfang Dezember „Der Spitzname“ in die Kinos kommen und die Trilogie somit komplett machen. Die Dreharbeiten haben wir vergangenen April in Osttirol mit dem bewährten Ensemble unter der Regie von Sönke Wortmann abgeschlossen und ich freue mich schon jetzt, diese schrecklich nette Familie auf der großen Leinwand wiederzusehen.
Das Gespräch führte Barbara Schuster