Bereits vor seinem ersten Screening hat Boris Guts‘ „Deaf Lovers“ sowohl auf ukrainischer als auch auf russischer Seite für heftige Reaktionen gesorgt. Das Tallinn Black Nights Film Festival hat den Film jetzt aus seiner Reihe „Standing with the Ukraine“ gestrichen, wird ihn aber wie geplant in seinem offiziellen Wettbewerbsprogramm zeigen.
Das Tallinn Black Nights Film Festival (PÖFF) hat Boris Guts’ „Deaf Lovers” aus seinem Programm „Standing with the Ukraine“ gestrichen, wird ihn aber wie geplant im offiziellen Wettbewerb zeigen. Wie das Festival heute mitteilt, sei dies infolge der heftigen Reaktionen, die der Film bereits vor seinem ersten Screening sowohl auf ukrainischer als auch auf russischer Seite ausgelöst habe, „das einzig Richtige“ gewesen.
„Deaf Lovers“ erzählt die Geschichte der Ukrainerin Sonya und des Russen Danya, zwei taube junge Menschen, die sich in Istanbul treffen und kein Geld haben, um in der fremden Stadt zu leben. Sie verbringen Zeit miteinander und tun das, was junge Leute immer tun – sorglos feiern und Intimität suchen. Sie glauben, sie seien verliebt. Zwischen ihnen steht aber der Krieg in der Ukraine und der Film kommt letztlich zu dem Schluss dass die Liebe zwischen den beiden in diesen Zeiten unmöglich sei.
Wie die Festivalverantwortlichen in einer Mitteilung betonen, stehe man immer hinter der Bevölkerung in der Ukraine, die „aktuell um ihre Freiheit kämpft“. So habe man in den vergangenen drei Jahren auf dem Festival auch Wohltätigkeitsauktionen organisiert. Der ukrainische Film habe immer eine wichtige Rolle gespielt; so auch in diesem Jahr, wo man allein acht ukrainische (Ko-)Produktionen im Programm habe.
Was den in Istanbul gedrehten „Deaf Lovers“ anbelangt, so bestätigt das Festival, dass er nicht mithilfe von Geldmitteln aus Russland entstanden sei. Vielmehr habe Autor und Regisseur Boris Guts Russland nach dem Ausbruch des Krieges verlassen und lebt seither als Flüchtling in verschiedenen europäischen Ländern, derzeit in Serbien. Er habe sich wiederholt gegen den russischen Krieg gegen die Ukraine und gegen das Putin-Regime ausgesprochen.
Man sei nach wie vor der Meinung, dass es sich bei „Deaf Lovers“ „um ein künstlerisch starkes Antikriegswerk handelt, das bis in die bildliche Sprache hineinreicht“, schreibt das Festival in seiner Mitteilung weiter.