Bei den Hofer Filmtagen 2024 gibt es eine Afrika-Schwerpunkt. Dabei vertreten ist auch der Film „The Legend of the Vagabond Queen of Lagos“ von Rushlake Media. Geschäftsführer Philipp Hoffmann blickt im Interview auf die Wahrnehmung afrikanischer Filme in Deutschland.
„The Legend of the Vagabond Queen of Lagos“ feiert nach dem TIFF seine Europapremiere bei den Hofer Filmtagen. Können Sie etwas zu Ihrem Akquirierungsprozess sagen und was das Publikum erwarten darf?
Philipp Hoffmann: Wir hatten das Projekt seit seiner ersten Präsentation beim Durban FilmMart 2019 im Blick. Mit James Tayler, einem Mitglied des Agbajowo-Kolletivs hatten wir bereits vor zehn Jahren bei „The Boda Boda Thieves“ zusammengearbeitet. Zwischenzeitlich kam Michael Henrichs (Die Gesellschaft DGS), mit dem wir ebenfalls bereits mehrfach erfolgreich zusammengearbeitet haben, als deutscher Koproduzent hinzu. Nach einem schwierigen Finanzierungsprozess und pandemiebedingten Verzögerungen, wurde der Film erst dieses Jahr fertig. Gegen Ende der Fertigstellung haben wir uns dann mit allen Beteiligten zusammengesetzt und eine gemeinsame Strategie entwickelt, wie wir den Film in die Welt bringen wollen. Auf dieser Basis ist dann der Entschluss zur Zusammenarbeit gefallen. Insofern war es kein Zufallstreffer in der Akquise, sondern Ergebnis unserer kontinuierlich seit zehn Jahren laufenden Arbeit mit afrikanischen Filmemacherinnen und Filmemachern.
An diesem Beispiel zeigt sich wieder einmal eindrücklich, dass nachhaltiges und erfolgreiches Arbeiten ein Ergebnis langer Bemühungen und aufgebauter Expertise ist und nichts mit klangvollen Projekten zu tun hat, die auf die Schnelle aus dem Boden gestampft werden. Der Film „The Legend of the Vagabond Queen of Lagos“ adressiert die nach wie vor stattfindenden brutalen Zwangsräumungen von Siedlungen in Lagos. In der größten Stadt Afrikas betrifft dies jährlich zehntausende, wenn nicht gar hunderttausende Menschen. Gleichzeitig ist der Film auch aber ein packendes und kurzweiliges Stück Kinounterhaltung. Zu unterhalten, ist auch explizit der Anspruch des Agbojowo-Kollektivs.
Ihr Film ist Teil eines größeren Afrika-Schwerpunkts bei den Hofer Filmtagen. Wie sehen Sie generell die Wahrnehmbarkeit afrikanischer Filme auf Festivals?
Philipp Hoffmann: Ich denke auf Festivals hat sich die Wahrnehmbarkeit afrikanischer Filme in den letzten Jahren deutlich gebessert und Filme vom Kontinent sind keine Ausnahmeerscheinung mehr. Ganz anders sieht es hingegen in der allgemeinen Wahrnehmung des Publikums aus. Nur wenige afrikanische Filme schaffen es in Kino, von der Kaufzurückhaltung des deutschen Fernsehens ganz zu schweigen. Ausnahmen bestätigen die Regel, man kann aber nicht von einer breiten Präsenz sprechen. Daher ist auch in diesem Fall die Vertriebsförderung seitens der Film- und Medienstiftung NRW so wichtig, womit wir eine wichtige Unterstützung bei der Schaffung der Aufmerksamkeit für diesen Film erhalten.
Wie sehr freuen Sie sich darüber, dass Hof afrikanische Spielfilme und Dokumentarfilme in diesem Jahr so in den Fokus rückt?
Philipp Hoffmann: Es freut mich natürlich sehr, dass Thorsten Schaumann und sein Team dem afrikanischen Filmschaffen dieses Jahr so eine breite Aufmerksamkeit schenken. Ich denke hier gibt es für das Publikum einiges zu entdecken. Daher spielt Hof hier abermals eine Vorreiterrolle. Da die Filme über HOF on Demand auch deutschlandweit als Stream zur Verfügung stehen, können Zuschauerinnen und Zuschauer aus ganz Deutschland diese Entdeckungen teilen.
Die Fragen stellte Michael Müller