Der CineCoPro Award ist wieder da. Wir haben ihn vermisst. Zehn Filme konkurrieren um den mit 100.000 Euro dotierten und vom FFF Bayern gestifteten Preis für die beste internationale Produktion mit deutschem Partner.
Die Namen können sich sehen lassen, die nach mehrjähriger Pause antreten, um um den begehrten und mit 100.000 Euro auch üppig dotierten CineCoPro Award zu kämpfen, der von einer dreiköpfigen Jury verliehen wird. Ein paar der zehn Titel, die ausgewählt wurden, kennt man bereits, allen voran „Rumours“ von Guy Maddin (hier unsere SPOT-Besprechung), der mit absurd-trockenem Humor und Cate Blanchett als Mischung aus Lady Di und Angela Merkel die Lacher und das Staunen auf seiner Seite hatte bei seiner Weltpremiere außer Konkurrenz beim Festival de Cannes. Deutscher Produktionspartner ist Philipp Kreuzermit seiner Maze Pictures. Auf jeden Fall mal eine Zierde im diesjährigen Programm des Filmfest München.
Ebenfalls in Cannes, diesmal im Wettbewerb, gab es den neuen Film von Karim Aïnouz zu entdecken, „Motel Destino“ (hier unsere SPOT-Besprechung), der ein eiskalter Noir-Thriller wäre, wenn es in dem Film nicht ständig so siedend heiß wäre und es kein Wunder ist, dass in dem titelgebenden Stundenhotel Emotionen und Lust hochkochen: Ein Kleinverbrecher auf der Flucht vor dem Syndikat bandelt dort mit der Frau des Besitzers an. Tragische Verwicklungen sind im fortwährenden Stöhnen der auf den Zimmern in Dauerschleife laufenden Pornos keine Überraschung. The Match Factory ist deutscher Koproduzent. Und noch ein Film aus Cannes, diesmal aus der Nebenreihe Un Certain Regard, die erste Filmarbeit aus Somalia, die es in das A-Festival in Südfrankreich geschafft hatte: „The Village Next to Paradise“ von Mo Harawe wurde von österreichischer Seite von Freibeuter Film koproduziert.
Zwei Preise beim San Sebastiàn International Film Festival sicherte sich „Puan“, ein argentinischer Film von María Alché und Benjamín Naishtat, der von deutscher Seite von Pandora Filmproduktion unterstützt wurde und von dem Zwist zweier Philosophielehrer um eine Professorenstelle an der Universität von Buenos Aires erzählt. „La Práctica“ von Martín Rejtman ist ein weiterer Titel aus San Sebastián, wieder ein argentinischer Film, der von deutscher Seite in Koproduktion mit Pandora Filmproduktion entstand, eine feinsinnige und gerne auch etwas absurde Komödie über einen Yogalehrer, der sich in ein Retreat in den chilenischen Bergen flüchtet, aber auch dort keine Ruhe findet. „Dormitory“ von Nehir Tuna wiederum erzählt eine Geschichte aus der Türkei der späten Neunzigerjahre: Ein unlängst erst zum islamischen Glauben übergetretener Vater schickt seinen zwölfjährigen Sohn in eine Islamschule. Eine Koproduktion mit der Hamburger Red Balloon Film GmbH.
Seine Weltpremiere in Venedig feierte die hintersinnige Komödie und feinsinnige Liebesgeschichte „Madame Sidonie in Japan“ (hier unsere SPOT-Besprechung) von Élise Girard mit Isabelle Huppert und August Diehl in den Hauptrollen, in dem eine Schriftstellerin auf einer Lesereise in Japan neuen Lebensmut schöpft, auch wenn sie dort Geister sieht. Lupa Film ist als deutscher Koproduzent dabei. „Poison – Eine Liebesgeschichte“ ist das Regiedebüt von Desiree Nosbusch und erzählt, auch wenn es der Untertitel behauptet, streng genommen keine Liebesgeschichte, sondern vom Weg eines nach dem Tod ihres Kindes einander entfremdeten Paares, gespielt von Tim Roth und Trine Dyrholm, ins Leben zurück. Ein luxemburgischer Film mit deutscher Unterstützung von Studio Hamburg, der in München seine Weltpremiere feiert. Gerade erst in Tribeca lief der neue Film Yasemin Samdereli, „Samia“, der dort eine Erwähnung der Jury erhielt: Die „Almanya“-Regisseurin erzählt von einer jungen Frau in Somalia, die trotz Bürgerkriegs davon träumt, als Läuferin bei den Olympischen Spielen anzutreten. Deutscher Koproduzent ist die Neue Bioskop Film. Um große Träume geht es schließlich auch in „To a Land Unknown“ von Mahdi Fleifel, in dem zwei palästinensische Brüder davon träumen, in Deutschland ein Café zu eröffnen, dann aber in Griechenland hängenbleiben. ZDF/Arte sind als Koproduktionspartner an Bord.
Thomas Schultze