Bravado-Media-Geschäftsführer Eric Welbers spricht im SPOT-Interview über die heute auf Prime Video startende „Perfect Match“-Liebesgeschichte zwischen Steffi Graf und Andre Agassi. Er verrät auch, wo die anschließende Free-TV-Premiere läuft.
Die Geschichte von Tennis-Superstar Steffi Graf hätte ein Sportdrama, ein klassisches Biopic oder ein Film mit dem Fokus auf das komplizierte Vater-Tochter-Verhältnis werden können. „Perfect Match“ ist jetzt aber eine RomCom. Warum?
Eric Welbers: Wenn man wie ich in den 1990er-Jahren bewusst gelebt hat, war es damals eine unglaubliche Nachricht, dass Steffi Graf mit Andre Agassi zusammenkommt. Ein Tennisspieler, der mit Frauen wie Barbara Streisand oder Brooke Shields zusammen war. Steffi Graf dagegen schirmte ihr Privatleben ab und lebte es unspektakulär. Die spannende Frage stand im Raum: Wie kam es, dass gerade diese beiden Menschen zusammenfanden? Es öffnete sich dann eine Tür, als Andre Agassi seine Autobiografie „Open“ herausbrachte. Das Buch erzählt nicht die gesamte Liebesgeschichte, aber sie enthielt zum Beispiel die Information, dass er schon viel länger als öffentlich bekannt ein Auge auf Steffi Graf geworfen hatte. Das Interesse an der Person Steffi Graf ist ungebrochen groß, wahrscheinlich auch gerade, weil sie sich so aus der Öffentlichkeit raushält. Ich empfand das Ganze als eine der interessantesten deutschen Liebesgeschichten: Wie kommt eine Frau aus Brühl zu diesem Mann aus Las Vegas?
Das Herzstück von „Perfect Match“ ist das große Rom-Kapitel, das mit den beiden zusammen auf der Vespa als Bild natürlich sofort an den Klassiker „Ein Herz und eine Krone“ mit Audrey Hepburn und Gregory Peck erinnert. Eine Inspiration?
Eric Welbers: Nein, das kann man nicht sagen, wobei ich nicht für den Regisseur Florian Gallenberger sprechen kann. Wir mussten überlegen und erfinden, wo sich Steffi Graf und Andre Agassi trafen. Das nur in Hotelanlagen zu erzählen, ist optisch langweilig. Die Produktion war für Italien geplant. Da bot sich Rom als Stadt der Liebe an.
Wie viel kreative Freiheit ist erlaubt, wenn die Protagonistin Steffi Graf heißt?
Eric Welbers: Was man nicht darf, ist, etwas über jemand anderen zu sagen und dabei dessen Persönlichkeitsrechte zu verletzen. Wichtig bei unserem Filmprojekt ist, dass es sich um ein fiktionales Werk handelt. Ja, wir haben die Namen nicht geändert. Das hätte auch wenig Sinn gemacht, weil man sofort gewusst hätte, um wen es geht. Uns ist wichtig, dass wir dem Publikum klar machen: Das ist eine zu großen Teilen fiktionale Geschichte, die sich aber an der Realität orientiert. Wir haben uns an sämtliche Regeln gehalten. Sowohl Steffi Graf als auch Andre Agassi waren zu jeder Phase des Projekts eingeladen.
Lena Klenke als Steffi Graf ist ein absolutes Geschenk, weil sie beides kann: Den polyglotten Tennis-Superstar wie auch das in den Dialekt fallendes Mädchen aus Brühl.
Eric Welbers: Als ich mich das erste Mal mit dem Projekt beschäftigte, sah ich irgendwann die Netflix-Serie „How to Sell Drugs Online (Fast)“. Ich kannte Lena Klenke schon aus „Das schweigende Klassenzimmer“ aus ndF-Zeiten, worin sie aber noch sehr jung war. Aber bei einer bestimmten Kamaraeinstellung in „How to Sell Drugs Online (Fast)“, sah ich Steffi Graf. Das war ein bestimmter Blick. Steffi Graf hatte etwas Schüchternes und Introvertiertes, aber auch Sympathisches. Wichtig war beim Casting, dass die Persönlichkeit stimmt. Wir schlugen Lena das Projekt vor. Sie war sofort Feuer und Flamme und hat unglaublich für die Rolle an sich gearbeitet. Wie sie zum Beispiel den Dialekt hinbekam, hat mich begeistert.
Wie kam Regisseur Florian Gallenberger an Bord?
Eric Welbers: Ich kenne Florian Gallenberger schon lange – noch aus meiner Zeit bei Beta Film, als wir gemeinsam zum Beispiel „John Rabe“ machten. Ich wusste, dass Florian wie ich Tennis-affin ist. Ich empfand ihn vor allem immer als einen der besten deutschen Regisseure, wenn es um Emotionen geht. Er sagte: Ja, ich mache es, aber nur, wenn ich den Film auch schreiben darf. Er schrieb dann das Drehbuch um und das ist ihm fantastisch gelungen – die Liebesgeschichte funktioniert.
Es wird im Film auf der internationalen Tennis-Ebene viel und vor allem nicht hölzern englisch gesprochen, was auch eine gute Basis für eine weltweite Karriere sein könnte.
Eric Welbers: Prime Video besitzt an „Perfect Match“ nur die Deutschlandrechte. Nach einem Jahr wird es auch eine TV-Ausstrahlung auf RTL in Deutschland, im ORF in Österreich und in der Schweiz geben. International vertreibt unser Koproduzent MarVista Entertainment den Film über seinen Vertriebsarm Fox Entertainment Global. Der Film bekommt seinen internationalen Launch dann in diesem Herbst auf der Mipcom.
Was sind die nächsten Projekte bei Bravado Media?
Eric Welbers: Wir sind zum Beispiel auf dem Filmfest München bei einem Panel von OneGate Media über neue Formen der Zusammenarbeit dabei. Gemeinsam mit ihnen sind wir Gap-Finanzierer der großen WDR-Degeto-Produktion „Das zweite Attentat“, bei der Barbara Eder Regie führt und Désirée Nosbusch vor der Kamera steht. Die Produktionsfirma dieses Event-Thrillers ist Eikon Media. Wir sind wie bei „Perfect Match“ mit unserer Tochterfirma Bravado Equity beteiligt und glauben sehr an das internationale Potential des Event-Thrillers. Ein sehr spannendes, actiongeladenes Projekt, das von wahren Ereignissen im Vorfeld der Invasion des Irak im Jahr 2003 inspiriert wurde.
Das Interview führte Michael Müller