Tolle neue Projekte für Kino und TV kann die österreichische EPO Film melden. Dazu zählen die Bestsellerverfilmung „Die Wut, die bleibt“, die erste Zusammenarbeit mit Adrian Goiginger bei einer neuen Seethaler-Verfilmung, eine neue Reihe für ServusTV, ein High-End-Weihnachts-TV-Film und starbesetzte Koproduktionen mit Wiedemann & Berg und Constantin.
Die EPO Film hat einen Lauf. Nicht erst seit Kurzem. Die Produktionsfirma mit Sitzen in Wien und Graz wächst und wächst. Seitdem Jakob Pochlatko an die Seite von Vater Dieter Pochlatko gerückt ist (der die Firma wiederum 1969 von seinem Vater Erich übernommen hatte), hat sich EPO um viele faszinierende Zusammenarbeiten mit spannenden und talentierten Kreativen und Koproduktionspartnern erweitert. Unbedingt erwähnt werden müssen Produktionen wie „Der Pass“, eine der besten Thrillerserien der letzten Jahre mit einem der besten Ermittlerteams, die das Fernsehen gesehen hat, oder „Die Ibiza-Affäre“, wo die EPO ebenfalls mit W&B TV verantwortlich zeichnete, oder der Kinofilm „Ein ganzes Leben“. Die Verfilmung von Robert Seethalers Millionen-Bestseller in der Inszenierung von Hans Steinbichler nach einem Drehbuch von Ulrich Limmer, die mit Tobis als deutschem Partner gestemmt wurde, feierte beim Zurich Film Festival 2023 Weltpremiere, stand beim Deutschen wie beim Österreichischen Filmpreis mehrfach auf der Nominierungsliste und brachte Hauptdarsteller Stefan Gorski den Bayerischen Filmpreis ein. Beim Wiener „Tatort: Dein Verlust“, der im März dieses Jahres ausgestrahlt wurde und in Deutschland sensationelle 29,2 Prozent Marktanteil einfuhr und auch im ORF super lief, holten die Produzenten Katharina Mückstein auf den Regiesessel, eine der interessantesten neuen Filmstimmen Österreichs mit klarer feministischer Haltung. Aktuell werde bereits ein neues Projekt mit Mückstein entwickelt, wie Jakob Pochlatko beim Treffen im Rahmen des Filmfest München erzählt.
„Uns kommt entgegen, dass wir als Unternehmen unabhängig sind, nicht Teil einer größeren Einheit.”
Die Pipeline mit Blick auf das Kommende ist gut gefüllt bei EPO, die stolz sind auf ihre Unabhängigkeit und ihre qualitätsvollen Projekte über alle Ausspielwege hinweg lieber im Alleingang beziehungsweise mit Partnerschaften machen, die ihnen wirklich taugen. „Wir entwickeln viel, wir drehen viel“, sagt Jakob Pochlatko kurz und bündig. Für Kino wie für Fernsehen entstehen vielversprechende Stoffe, wie man es eben gewohnt ist von EPO. „Uns kommt entgegen, dass wir als Unternehmen unabhängig sind, nicht Teil einer größeren Einheit sind, die möglicherweise von anderen als Konkurrenz betrachtet wird. Wir sind neutral und können entsprechend mit allen arbeiten. Das macht Spaß.“
ServusTV hat sich auf gleich zwei Filme einer potenziell neuen Krimi-Reihe committet. „Das ist eher ein Sonderfall, dass man gleich zwei Filme machen darf“, so Pochlatko. „Aber die Redaktion und der Sender waren so angetan, dass sie uns das Go gaben, noch vor Ausstrahlung des ersten Teils einen zweiten zu drehen. Das freut uns sehr. Jetzt wird die Ausstrahlung von Teil eins abgewartet, bevor es an die allfällige Arbeit an einem dritten Film geht. Wir entwickeln bereits.“ Um was geht es? Um „Trost und Rath“, gespielt von Michael Ostrowski und Bea Brocks, ein unkonventionelles Ermittlerduo, das gerne alle Kollegen in die Verzweiflung treibt. Die Vorlage basiert auf den Büchern des Grazer Bestsellerautors Robert Preis. Film eins, „Tanz mit dem Teufel“ (nach dem Buch „Der Tod tanzt in Graz“), wurde Ende 2023 abgedreht und soll im Herbst beim Red-Bull-Sender zur Ausstrahlung kommen. Film zwei wurde ebenfalls bereits abgedreht und wird den Zuschauern 2025 zur Verfügung gestellt. Bei beiden führte Nikolaus Leytner Regie, mit dem EPO schon bei der Seethaler-Verfilmung „Der Trafikant“ gute Erfahrungen gemacht hatte.
Auch im Kinobereich gibt es Neues zu berichten: Mit ihren langjährigen Partnern Quirin Berg und Max Wiedemann sowie der Münchner Neos Film produzierte EPO die Komödie „Der Vierer“. Bereits Ende 2023 fiel die letzte Klappe. Gedreht wurde komplett in Österreich. Der Kinostart ist für Ende November geplant. „Der Name ist Programm bei dem Film“, schmunzelt Pochlatko. „Der Vierer“ ist die erste Zusammenarbeit zwischen Wiedemann & Berg und EPO im Kinobereich, wobei das Projekt initiativ vom Neos-Duo Christoph Menardi und Torben Struck angeschoben wurde. „Es ist das Kinodebüt von Iván Sainz-Pardo, einem spanischen Filmemacher, der schon lange in Deutschland lebt. Es ist wirklich sehr gut geworden. Ich freue mich darauf“, so Pochlatko. Vor der Kamera versammeln sich bekannte Gesichter wie Julia Koschitz, Florian David Fitz, Friedrich Mücke und die spanische Schauspielerin Lucía Barrado.
Damit nicht genug Kino: Auch mit Constantin hat EPO die erste Kino-Koproduktion gemeistert, nachdem die beiden Unternehmen schon im Fernsehbereich des Öfteren kooperierten. Die Rede ist von „Der Spitzname“, Sönke Wortmanns Trilogie-Abschluss über die Turbulenzen bei Familie Berger-Böttcher, die dieses Mal ein alpines Setting benötigte. Der Großteil wurde in Tirol gedreht. „Wir glauben ans Kino“, unterstreicht Jakob Pochlatko. „Kino ist definitiv nicht tot. Es gibt gewisse Stoffe, die einfach nach der großen Leinwand schreien und genau dorthin müssen“, so der Produzent.
Die Leidenschaft für seinen Beruf spürt man, wenn man Pochlatko zuhört. Die Leidenschaft lodert nicht nur auf, wenn er über Kino spricht, sondern auch über neue Fernsehprojekte, etwa das große Weihnachtsevent „Bach – Eine Weihnachtsgeschichte“ (AT). „Hier arbeiten wir mit der Berliner Eikon Media (Ernst Ludwig Ganzert, Christian Drewing) zusammen. Senderpartner des 90-Minüters sind Degeto, ORF und MDR.“ Der aufwändige Film erzählt über den berühmten Komponisten wie er mit seiner Familie das Weihnachtsoratorium komponiert. Regie führt Florian Baxmeyer nach einem Drehbuch von Christian Schnalke. Devid Striesow spielt das Musik-Genie. Zum Cast gehören zudem u.a. Verena Altenberger, Daniel Christensen, Thomas Merten oder Christina Große. Gedreht wurde naheliegenderweise in Deutschland (Leipzig & Merseburg), aber auch mehr als die Hälfte in Österreich. Mit Eikon war es die erste Zusammenarbeit, wie Pochlatko sagt, „wenngleich wir schon länger im Gespräch standen für verschiedene Projekte. ‚Bach‘ wurde als erstes konkret. Wir überlegen bereits, was wir als nächstes anpacken können. Eine feine Truppe.“
So geht’s dahin. Neben Koproduktionen wie den eben aufgezählten und der reinen Eigenproduktion „Trost und Rath“ fungiert EPO auch als Serviceproduktion. Wie etwa bei „Die Hochzeit“, nach „Das Begräbnis“ und „Das Fest der Liebe“ das dritte Impro-Projekt von Jan Georg Schütte (für „Micha denkt groß“ gerade mit dem Burgemeister-Preis geehrt). „Das war sehr cool. Wir haben komplett in Tirol gedreht. Das erste Projekt dieser Art für uns. Dieses Riesenensemble von fantastischen Schauspielern beim Improvisieren zu beobachten, umringt von 50 Kameras, war schon einmalig“, so Pochlatko. Die Federführung von „Die Hochzeit“ liegt bei Florida Film.
Um all die Projekte bewältigen zu können, hat EPO personell aufgestockt. „Wir haben uns gut vorbereitet und einige Mitarbeiter:innen dazugenommen. Insgesamt beschäftigen wir 20 Festangestellte. Aus meiner Sicht ist das eine gute Größe. Größer wollen wir nicht werden. Im Moment befinden wir uns in spannenden Zeiten mit einer tollen Auftragslage. Aber man kann nie wissen, ob es wieder zurückgeht. Deswegen möchte ich nicht in die Situation kommen, einen zu großen Apparat zu haben. Wir schauen uns das mit einem sehr vorsichtigen Auge an, und ich versuche, die Strukturen nachhaltig zu bauen und aufzustellen. Schaue, dass ich die richtigen Personen finde, die passen und echte Leistungsträger sind. So können wir mit einem immer noch schlanken Unternehmen ein großes Volumen bewältigen.“
Seitdem Österreich sein neues Anreizmodell eingeführt hat, ist das Auftragsvolumen spürbar gewachsen. Anfragen, auch für Serviceproduktionen, häufen sich. „Der Run ist da“, so Pochlatko, merkt aber an: „Es wäre jetzt sehr wichtig, bei den selektiven Förderungen nachzubessern. Denn die Koppelung einer ungedeckelten Förderung mit einer gedeckelten kann sich nicht ausgehen. RTR und ÖFI sind jahrelang nicht valorisiert worden.“ Eine große Herausforderung sei zudem, die Crews zusammenzustellen: „Durch das gestiegene Produktionsvolumen muss genau geplant werden, um überhaupt die Teams verfügbar zu haben. Eine absolute Challenge.“
Diese Challenge nimmt Jakob Pochlatko sportlich. Mit Blick auf die anderen kommenden Projekte kann die Firma zurecht stolz sein. Es befinden sich verschiedene Serienstoffe in der Entwicklung, sowohl als Eigenproduktionen als auch mit Partnern, mit Partnern in Deutschland, aber auch in Österreich. Die Produzenten-Kolleg:innen im eigenen Land sieht Pochlatko nicht als Konkurrenz: „Ich bin durchaus offen und der Meinung, wenn sich ein paar motivierte Köpfe zusammensetzen und etwas Gutes dabei rauskommt, warum sollte man seine Kräfte nicht bündeln?“, so sein pragmatischer Ansatz.
„Adrian Goiginger ist nicht nur extrem fleißig und kreativ. Er macht ja auch wirklich gute Sachen.”
Auch im Kinobereich legt EPO die Hände nicht in den Schoß. „Wir haben einige starke Eigenentwicklungen. Die konkreteste ist eine Literaturverfilmung“, so Pochlatko. Dabei handelt es sich um die Verfilmung von „Die Wut, die bleibt“ von der Salzburger Bestsellerautorin Mareike Fallwickl, „eine der aktuell stärksten feministischen Stimmen in Österreich und Deutschland“, so Pochlatko. „Die Wut, die bleibt“ wurde 2023 bereits bei den Salzburger Festspielen als Theaterstück aufgeführt. Die Verfilmungsrechte hatte sich EPO schon vor einigen Jahren gesichert. Jetzt rückt der Drehstart näher. Sehr bald erwartet der Produzent die erste Drehbuchfassung vom „wunderbaren“ Lars Hubrich („Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“, „Mehr denn je“, „Rivale“). Catalina Molina, mit der EPO bei den Landkrimis „Flammenmädchen“, „Das dunkle Paradies“ und „Drachenjungfrau“ zusammenarbeitete, ist mit der Regie betraut, Stefanie Reinsperger soll die Hauptrolle spielen. „Das ist schon mal eine tolle Kombination“, so Pochlatko. Ende des Jahres startet die Finanzierung, gedreht werden soll im Idealfall nächstes Jahr. „Die Wut, die bleibt“ beginnt damit, dass eine Familie beim Abendessen sitzt, eine Jugendliche, zwei kleinere Kinder, der Ehemann, und die Frau aufsteht, die Balkontür öffnet und sich in den Tod stürzt. Erzählt wird die Geschichte, wie die Familie mit dieser Situation umgeht, wie vor allem die beste Freundin der Frau als Unterstützung in die Familie kommt, sozusagen als neues Familienmitglied hineinrutscht in den Strudel von Trauer und Chaos. „Das Buch ist eine sehr laute, radikale kritische Auseinandersetzung damit, dass die Erziehungsarbeit und Hausarbeit von Frauen wie selbstverständlich genommen wird“, sagt Pochlatko.
Zudem darf sich das Publikum auch auf eine neue Robert-Seethaler-Verfilmung von EPO freuen. Nach „Der Trafikant“ und „Ein ganzes Leben“ kommt „Das Café ohne Namen“. Als Kreativkraft ist dieses Mal Adrian Goiginger an Bord, der zuletzt mit „Rickerl – Musik is höchstens a Hobby“ beim Österreichischen Filmpreis für Regie und Drehbuch gewann und zuvor mit „Der Fuchs“ einen Hit im österreichischen Kino hatte. Goiginger zeichnet bei „Das Café ohne Namen“ für Drehbuchadaption und Regie verantwortlich. „Es ist unsere erste Zusammenarbeit und wir freuen uns riesig“, so Jakob Pochlatko. Für den aus Salzburg stammenden Filmemacher, der mit seiner deutschen Produktionsfirma Giganten Film auch mitproduzieren wird, ist der EPO-Chef voll des Lobes: „Adrian ist nicht nur extrem fleißig und produktiv, er macht ja auch wirklich gute Sachen.“ Wie man sieht: Die EPO Film streut breit, Kino, Fernsehen, Streaming. In alle Richtungen. Leiwand. Und auch wenn sich der Name EPO vom Firmengründer Erich Pochlatko ableitet, könnte es auch die Abkürzung sein für Erstklassige Produktionen aus Oesterreich!
Barbara Schuster