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„Deutliche Kurve nach oben“

Der Regie-Diversitätsbericht des BVR analysiert die Vergabepraxis in deutschen fiktionalen Primetime-Programmen und im deutschen Kinospielfilm. Die achte Auflage beginnt mit einem grundsätzlich positiven Fazit zur jüngsten Entwicklung – die sich je nach Bereich aber unterschiedlich darstellt.

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Bei den Primetime-Formaten der Öffentlich-Rechtlichen hat sich der Regisseurinnenanteil in den vergangenen Jahren deutlich erhöht (Credit: IMAGO/Pond5 Images)

Das Vertrauen in Frauen ist gewachsen. Mit diesen Worten beginnt die Einleitung zur achten Auflage des Regie-Diversitätsbericht des Bundesverbandes Regie e.V. (BVR), der die Regievergabepraxis in deutschen fiktionalen Primetime-Programmen sowie im deutschen Kinospielfilm (sowie die Praxis bei Streaming-Anbietern und bei Eigenproduktionen der öffentlich-rechtlichen Mediatheken) untersucht. Es sei, so die einleitende Passage weiter, ein „grundsätzlicher Erfolg“, der sich im Vergleich der Zahlen zwischen 2013 und 2023 messen lasse, die jüngste Untersuchung widmete sich den Jahren 2022/2023.

Konkret lasse sich der Fortschritt vor allem bei den Primetime-Programmen der öffentlich-rechtlichen Sender feststellen. Ausschlaggebend für die erstmalige Erstellung des Diversitätsberichtes sei 2013 laut BVR der von Pro Quote Regie (mittlerweile aufgegangen in Pro Quote Film) aufgedeckte Missstand gewesen, dass zwar seit den 1990er Jahren der Anteil der weiblichen Regie-Alumni an den hiesigen Hochschulen bei rund 42 Prozent gelegen habe (in einer vorangegangenen Auflage der Studie war sogar die Rede von einem Alumni-Anteil seit Mitte der 1990er zwischen 44 und 50 Prozent), damals aber nur 9,6 Prozent der fiktionalen Sendeminuten in der ARD und 11,2 Prozent beim ZDF von Frauen inszeniert worden seien.

Zum Achten Regie-Diversitätsbericht des BVR für die Jahre 2022 und 2023

Von solchen Werten ist die aktuelle und auf die Jahre 2022/2023 fokussierte Untersuchung sehr deutlich entfernt. So führten der Studie zufolge schon 2022 bei 28,2 Prozent der eigenproduzierten Sendungen, die zwischen 18 und 24 Uhr in der ARD ausgestrahlt wurden, Frauen Regie – dieser Anteil stieg 2023 um 5,5 Prozentpunkte (in der Studie ist an dieser Stelle irrtümlich von „Prozent“ die Rede) auf 33,7 Prozent. Noch höher lagen die Werte beim ZDF: Dort ging es von 34,2 um 6,2 Prozentpunkte auf 40,4 Prozent. 

Offenbar ist eine weitere Kernaussage jedoch mit einem Rechenfehler verbunden: So wird festgestellt, dass 37,1 Prozent aller fiktionalen Sendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen von einer Frau inszeniert würden. Das aber wäre nur der (aufgerundete) Durchschnitt der beiden Prozentwerte von ARD und ZDF – und würde der Tatsache nicht Rechnung tragen, dass die Anzahl der beim ZDF ausgewerteten Sendungen 2023 um knapp 28 Prozent höher lag als in der ARD. Rechnet man gewichtet, kommt man auf einen Gesamtanteil von (aufgerundet) 37,5 Prozent.

Bei RTL wiederum lasse sich zwischen 2022 und 2023 ein Anstieg des Anteils von 22,2 auf 25,4 Prozent beobachten – allerdings war es zwischen 2020 (24,9 Prozent) und 2022 schon einmal nach unten gegangen. 

Insgesamt und inklusive der Sender Vox, Sat1 und ProSieben hätten Regisseurinnen in den Jahren 2022 und 2023 bei 27,4 bzw. 32,4 Prozent der (untersuchten) Sendungen Regie geführt, 2020 seien es gerundet 28 Prozent gewesen. Werte für die zuletzt genannten Sender liefert die Studie in ihrer öffentlich zugänglichen Form unterdessen nicht (demnach hätten diese zu wenige deutsche Eigenproduktionen, um sie in einer Grafik aufzuführen), insofern lässt sich die Berechnung an dieser Stelle nicht nachvollziehen.

Interessant ist eine Passage, die erst im späteren Verlauf der Studienzusammenfassung kommt: Demzufolge seien die untersuchten Sendungen von 429 Regieführenden inszeniert worden, von denen 2023 „etwa 34 Prozent“ Frauen gewesen seien. Dies entspricht nahezu dem Anteil der auf Regisseurinnen entfallenden Sendungen. 2022 lag der Frauenanteil an den Regieführenden hingegen bei 26 Prozent, also unterhalb des Anteils der von Regisseurinnen inszenierten Sendungen.

Keine großen Sprünge zeigt die Studie beim Kinospielfilm. 2022 hätten Frauen dort bei 30 Prozent der „Sendungen“ (gemeint sind in diesem Jahr uraufgeführte majoritär deutsche Produktionen) Regie geführt, dieser Wert stieg 2023 nur minimal auf 30,8 Prozent – und lag damit wiederum nur wenig höher als 2019 (29 Prozent) und 2020 (28 Prozent). Etwas deutlicher unterrepräsentiert waren Regisseurinnen 2023 bei den Budgetgruppen über fünf Mio. Euro, dort betrug ihr Anteil im vergangenen Jahr 28 Prozent – was aber fast fünf Prozentpunkt höher als 2022 (23,3 Prozent) lag.

Gesunken ist laut der Untersuchung der Regisseurinnenanteil bei Produktionen für „ausgewählten“ Streamingplattformen und Mediatheken, von 24,3 Prozent in 2022 auf zuletzt 22,3 Prozent. Aufgrund eines erweiterten Samples sei der Vergleich mit Vorjahren an dieser Stelle allerdings nicht möglich.