25 Mio. Dollar Jahresvergütung für den CEO einer unter Druck stehenden Kinokette riefen Kritiker auf den Plan – und AMC-Chef Adam Aron reagierte prompt.
Man kann es vermutlich nicht anders sagen: Ohne ein kleines Wunder in Form des Meme-Stock-Phänomens wäre AMC, zu der hierzulande auch die Odeon-Tochter UCI gehört, kaum ohne Insolvenz durch die Pandemie gekommen. Und auch jetzt lastet ein – nicht zuletzt dem Expansionskurs im Vorfeld der historischen Zäsur durch Corona geschuldeter – Berg an Verbindlichkeiten auf der weltweit größten Kinokette. Die, wie auch andere US-Betreiber, zu allem Überfluss in den vergangenen Monaten noch in besonderem Maße gebeutelt wurde. Denn wo internationale Märkte den streikbedingten Mangel an großen US-Releases in vielen Fällen zumindest ein Stück weit über lokale Filme kompensieren konnten, standen die US-Kinos quasi verteidigungslos da.
Oder eher: fast verteidigungslos. Denn „Taylor Swift: The Eras Tour“ und „Rennaissance: A Film by Beyoncé” erstmals in der Rolle als Verleiher auf die Leinwände geholt zu haben, war ein echter Coup für AMC. Vor allem in ersterem Fall, denn „Taylor Swift: The Eras Tour“ spielte als erfolgreichster Konzertfilm der Geschichte weltweit fast 262 Mio. Dollar ein, davon alleine 181 Mio. in den USA. Mehr als das Doppelte dessen also, was dort mit „The Marvels“ ein Tiefpunkt des einst so verlässlichen MCU erzielte. Der diesjährige MCU-Flop „Madame Web“ lief mit rund 44 Mio. Dollar US-Ergebnis und nur knapp 100 Mio. Dollar weltweitem Einspiel zwar noch deutlich schlechter, hatte angeblich aber auch nur 80 Mio. Dollar gekostet, während „The Marvels“ mit (angesichts des filmischen Ergebnisses schier unglaublichen) 270 Mio. Dollar nach Minuten gerechnet der bislang kostspieligste MCU-Titel war.
Aber genug mit diesem Exkurs. Fakt ist: AMC muss weiterhin kämpfen – und die kürzlich erfolgte Ankündigung, dass der Konzern Anteile im Wert von bis zu 250 Mio. Dollar in den Markt geben will, um sich angesichts der zurückliegenden schwachen Monate ein Liquiditätspolster zu sichern, ließ den ohnehin schwachen Kurs vollends in den Keller rauschen; auf zuletzt um die drei Dollar.
Vor diesem Hintergrund machte sich Kritik am Vergütungspaket breit, das CEO Adam Aron für 2023 zusteht. Denn dieses stieg laut einem Bericht an die Börsenaufsicht SEC von 23,7 auf 25,4 Mio. Dollar – zusammengesetzt aus einem Grundgehalt von 1,5 Mio. Dollar, einem Bonus von sechs Mio. Dollar und Anteilen, die mit 17,9 Mio. Dollar bewertet wurden.
Gerade letztere Zahl nahm der regelmäßig via X kommunizierende Aron nun als Reaktion auf die Kritik in den Fokus: Denn die 17,9 Mio. entsprächen einer zurückliegenden Bewertung auf Basis der SEC-Richtlinien; der tatsächliche Wert der Anteile liege, gemessen am heutigen Kurs, bei nur knapp 1,35 Mio. Dollar – also über 16,5 Mio. weniger als auf dem Papier. Bereits im Februar war unterdessen bekanntgegeben worden, dass die Zielvergütung für Aron für 2024 um 25 Prozent reduziert werde. Schon damals galt dies primär als Reaktion auf Gegenwind aus Reihen der Anleger.
AMC verweist unterdessen auf die zuletzt erreichten Meilensteine (wie etwa die Tatsache, dass in dem Quartal des Vorjahres ein positives angepasstes EBITDA erzielt wurde) – und auf innovative Maßnahmen wie den gerade im Ausbau befindlichen Außer-Haus-Verkauf von Popcorn.
Marc Mensch