Nach drei Ausgaben des Kinofest Lünen legt die Nennmann & Thies Festival gUG die Veranstalterrolle nieder. Eine Entscheidung, die zwar zu großen Teilen, aber keineswegs ausschließlich aus finanziellen Gründen getroffen wurde. Lünens Bürgermeister will unterdessen für den Erhalt des Festivals kämpfen.
Das Kinofest Lünen hat seinen Veranstalter verloren: Wie die Nennmann & Thies Festival gUG Ende März mitteilte, habe man sich dazu entschlossen, diese Rolle niederzulegen, nachdem man die drei Festivalausgaben der Jahre 2021 bis 2023 verantwortet und in der eigenen Cineworld Lünen durchgeführt hatte. „100 kleine und auch einige gewichtige Gründe“ seien es demnach, die nach drei Jahren zu einem Fazit geführt hätten, das man ausdrücklich bedauere, wie Cineworld-Geschäftsführer Meinolf Thies schildert; gerade auch mit Blick auf die Konsequenzen für die Stadt. Auf der anderen Seite habe, wie Geschäftsführer Lutz Nennmann betont, stets die klare Ansage im Raum gestanden, dass die Übernahme der Veranstalterrolle von Anfang an unter dem Vorbehalt einer von Jahr zu Jahr neu zu treffenden Entscheidung stand.
Für deren nun negatives Ergebnis es gewichtige Gründe gab, wie Nennmann ausführt: So habe man mit dem Festival die gesamte Struktur – gerade auch die personelle – jeweils über die Dauer von rund zwölf Wochen „überstrapaziert“. Eine Verteilung der Last auf mehr Köpfe sei indes budgetär „nicht darstellbar“. Warum das so ist, macht Meinolf Thies klar. Denn trotz eines „umfangreichen externen und treuen Sponsorings“ der drei von der Nennmann & Thies Festival gUG veranstalteten Ausgaben sei die Gesamtmaßnahme defizitär verlaufen – zu Lasten der Kinogesellschaft, die die Lücke ausgleichen musste. Dieser Umstand wird beim Blick nach vorne umso belastender – denn wie Thies ausführt, deuten derzeit alle Zeichen (insbesondere die Einlassungen der BKM) darauf hin, dass der Bund die Festivalförderung nach 2024 kürzen wird. Hinzu komme, dass „noch am Tag der Abschlussveranstaltung“ des Kinofestes Lünen 2023 einzelne jahrelange Förderer der Veranstaltung ihr künftiges Engagement „in den Konjunktiv“ gesetzt hätten. Insgesamt ist die finanzielle Prognose für das Kinofest Lünen so düster, dass Thies im Falle einer Weiterführung sogar von einer potenziellen Gefährdung der wirtschaftlichen Stabilität der Kinogesellschaft spricht, die bislang für Defizite geradestand.
Leicht hat man sich die Entscheidung dennoch nicht gemacht, zumal man ganze 20 Jahre lang aktiver Teil des Festivals gewesen sei – und selbst das finanzielle Risiko alleine sei nicht entscheidend für den Rückzug gewesen. Wäre es nur um das Geld gegangen, hätte man den Schlussstrich schon vor Monaten gezogen, wie Thies gegenüber den Ruhr Nachrichten erläuterte. Am Ende sei es ein „komplexer Prozess“ gewesen. Zu dem nicht zuletzt auch eine Kernüberlegung zählt, die Nennmann in den Fokus rückt: Denn bereits jetzt sei absehbar, dass es die Blockbuster-Terminierung in den nächsten beiden Herbst-/Winter-Saisons „nahezu unmöglich“ mache, parallel die Saalkapazität für ein Festival bereitzustellen; schließlich geht es an dieser Stelle um das Kerngeschäft.
Somit sieht es aktuell so aus, als würde dem Kinofestival Lünen nicht etwa nur der Veranstalter, sondern vor allem auch der angestammte Spielort verloren gehen. Festivalleiterin Sonja Hofmann, die sich gegenüber den Ruhr Nachrichten von der Entscheidung überrascht zeigte, will die Veranstaltung nicht kampflos aufgeben. Bei der Stadtführung dürfte sie mit diesem Ansinnen auf offene Türen stoßen. Denn wie Bürgermeister Jürgen Klein-Frauns erklärte, habe das Kinofest Lünen über die Grenzen der Stadt hinaus eine solche Bedeutung, dass man für seinen Erhalt kämpfen „müsse und werde“. Die Chancen solcher Bemühungen könne man zwar nicht ad hoc abschätzen – aber auf jeden Fall verdiene das Kinofest Lünen eine Chance.