Zwischen den Jahren wuchs die Kritik an der Entscheidung, dass der Journalist und Autor Thilo Mischke neben der etablierten Siham El-Maimouni neuer Moderator des ARD-Kulturmagazins „ttt“ wird. Jetzt gibt es auch einen Offenen Brief zu den Sexismus-Vorwürfen gegen Mischke.
Am 19. Dezember verkündete die ARD den Journalisten und Autoren Thilo Mischke als neuen „ttt – titel thesen temperamente“-Moderator und damit als Nachfolger von Max Moor. Am 23. Dezember erschien dann der mehr als zweistündige Podcast „Feminist Shelf Control“ von Annika Brockschmidt und Rebekka Endler, der Vorwürfe gegenüber Mischke bündelte und aus dessen Aussagen sich fortan die Berichterstattung speiste.
In der Folge „Causa TTThilo Mischke“ sammelten beide Podcasterinnen zusammen mit Kolleginnen wie der Spiegel-Kolumnistin Anja Rützel Aussagen Mischkes und warfen ihm unter anderem Sexismus, Rassismus und Befeuerung der Rape Culture insbesondere durch sein Buch „In 80 Frauen um die Welt“, aber auch spätere Interview- und Podcast-Aussagen vor. Wobei zum Gesamtbild der Kritik an der Personalentscheidung auch der Vorwurf gehört, dass Mischke ein weißer cis-Mann sei und es qualifiziertere Persönlichkeiten für die rarer werdenden Kultursendungen im deutschen Fernsehen gebe.
Zwischenzeitlich äußerte sich das Social-Media-Team von „ttt“ unter den Jahren auf Instagram zu den Vorwürfen. Dort hieß es, dass die Kritik an der Personalentscheidung Thilo Mischke ernst genommen werde und Gespräche geführt würden, um die Vorwürfe zu prüfen. Die Redaktion wolle das Thema aufarbeiten und sich mit den geäußerten Sorgen auseinandersetzen.
ARD hält zu Mischke
Bevor die „ttt“-Redaktion sich äußerte, sprach sich allerdings die ARD auf Anfrage von Tageszeitungen bereits für die Beibehaltung der Personalentscheidung aus, dass Mischke ab dem 16. Februar mit Siham El-Maimouni im Wechsel das Kulturmagazin moderieren soll. In der Stellungnahme der ARD-Pressestelle hieß es, dass sich Mischke zu seinem Buch „In 80 Frauen um die Welt“ bereits „intensiv und selbstkritisch mit Vorwürfen zu Sexismus und rassistischer Sprache“ auseinandergesetzt habe.
Auf weitere Nachfrage der Tageszeitungen teilte die ARD mit, dass es Mischke als „vielfach ausgezeichnetem Journalist“ gelinge, „kraft seiner authentischen Neugier an den drängenden Fragen der Gegenwart kulturelle Debatten und Fragestellungen einem breiteren und jüngeren Publikum zugänglich zu machen“. Er werde sich hervorragend mit „ttt“-Moderatorin Siham El-Maimouni ergänzen.
Nun haben die Kritiker:innen von Mischke in einer nächsten Stufe einen Offenen Brief an die ARD initiiert, bei dem mittlerweile mehr als 100 Kulturschaffende unterschrieben, die sich nicht nur gegen Thilo Mischke als neuen „ttt“-Moderator aussprechen, sondern auch eine Zusammenarbeit mit ihm ausschließen.
Mischke habe sich – entgegen der Behauptung der ARD –, wie es in dem Offenen Brief heißt, bis jetzt nicht kritisch mit seinem Werk auseinandergesetzt und sich nicht ausreichend distanziert. Mischke habe sich zudem auch in den Jahren seit der Buchveröffentlichung mehrfach sexistisch und rassistisch geäußert. Der Tagesspiegel veröffentlichte den Offenen Brief im Wortlaut.
Tatsächlich machte Mischke bereits im Jahr 2021 einen Podcast zu den Vorwürfen gegen sein inzwischen 15 Jahre altes Buch „In 80 Frauen um die Welt“, in dem er Sexismus und Rassismus eingestand. Denn die jetzt vorgebrachten Vorwürfe sind nicht neu, sondern kamen auch schon hoch, als er die vielgelobte und beachtete ProSieben-Doku „Rechts. Deutsch. Radikal“ im Jahr 2020 zur AfD herausbrachte.