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Sarah Kirkegaard & Kathrin Bullemer zu „Palast 2“: „Messlatte war hochgelegt“

Die Produzentinnen Sarah Kirkegaard und Kathrin Bullemer von Constantin Television und Moovie verraten zu ihrer zweiten „Der Palast“-Staffel, die ab 6. Januar im ZDF startet, wie sie die drei neuen Shooting Stars fanden und sich das Drehverhältnis zwischen Deutschland und Polen umkehrte.

Der Palast II
V.l.: Die Produzentinnen Sarah Kirkegaard und Kathrin Bullemer und ihre zweite Staffel „Der Palast“ (Credit: Constantin Film, Moovie, ZDF/Hannes Hubach)

Die erste „Der Palast“-Staffel war linear wie non-linear sehr erfolgreich. Das kreative Team hinter der Kamera blieb für die zweite Staffel zusammen, die weiter den Friedrichstadtpalast als erzählerisches Zentrum hat. Dagegen wurde der junge Hauptcast gewechselt. Aber wie sehr half, dass der Grundstock gelegt war?

Sarah Kirkegaard: Jede zweite Staffel birgt eine gewisse Herausforderung. Zum einen geht es darum, überhaupt weiterzumachen, was nach dem großen Erfolg der ersten Staffel möglich war. So haben wir nach dem „Never Change a Winning Team“-Prinzip die kreative Verbindung aus der ersten Staffel mit Rodica Doehnert und Uli Edel weitergeführt, um dem Publikum auch das zu bieten, weswegen es in der ersten Staffel einschaltete. Andererseits geht es auch darum, etwas Neues zu zeigen. Man ist mit der Erwartung konfrontiert, dass es noch toller und spektakulärer wird und man etwas erzählt, was so noch nicht erzählt wurde. Wichtig war uns, dass eine Kontinuität durch die Menschen hinter der Kamera gegeben ist, wir aber auch Möglichkeiten finden, etwas Spannendes anzubieten, was einen neuen Mehrwert anbietet. Wir haben es dieses Mal nicht nur mit einer anderen, multiperspektivischen Erzählweise, sondern auch mit anderen Schauplätzen zu tun. Wir setzen zeitlich gesehen nicht viel später nach den Ereignissen der ersten Staffel ein, wobei in dieser kurzen Zeit wahnsinnig viel passiert ist.  

Kathrin Bullemer: Zwischen der Ausstrahlung der ersten und der zweiten Staffel liegen zwei Jahre. Vor genau dieser Herausforderung standen wir bei der Entwicklung und Umsetzung der neuen Staffel. Einfach die Geschichte aus der ersten Staffel weiterzuerzählen – dazu war der Zeitabstand zwischen den Staffeln zu groß. Nach dem großen Erfolg der ersten Staffel war die Messlatte bei der Frage hochgelegt, womit man nochmal überraschen kann. Wir wollte vermeiden, dass das Publikum denkt, es sei nur ein Aufguss der ersten Staffel. Es gab häufiger den Punkt, dass wir zu uns in der Entwicklung der zweiten Staffel sagten: Das haben wir aber schon in der ersten Staffel erzählt! Das wollten wir aber nicht. Es entstand die Idee, mit drei neuen jungen Tänzerinnen und Tänzer einzusteigen und gleichzeitig eine Nebenfigur aus der ersten Staffel, die von Jeanette Hain gespielte Ballettdirektorin Regina Feldmann, nach vorne zu holen. Damit fühlten wir uns wohl, weil wir weiterhin den Palast und ein breites Figurenpersonal hatten. Im Gegensatz zur ersten Staffel, die sich stark auf eine private Familiengeschichte fokussierte, war hier unser Wunsch, den Fokus mehr auf das Thema Tanz zu legen und auch mehr vom Friedrichstadtpalast selbst zu erzählen. Die Zusammenarbeit in der Produktion mit den Menschen vom Friedrichstadtpalast war in der zweiten Staffel auch nochmal viel enger.

Standen in der ersten Staffel die von Svenja Jung gespielten Zwillingsschwestern im Fokus, gibt es hier in der Nachwendezeit ein junges Geschwisterpaar, das zusammen mit einer dritten Person beim Friedrichstadtpalast professionell zu tanzen beginnt. Wie glücklich sind Sie mit Ihren drei Shooting Stars Lary Müller, Lukas Brandl und Taynara Silva Wolf?  

Kathrin Bullemer: Es war ein langer Casting-Prozess, der sich über sieben Monate hinzog. Dabei hinterfragten wir uns auch immer wieder konzeptionell, ob wir Schauspieler besetzen und alle Tanzszenen doublen lassen oder wir Tänzer besetzen, denen wir intensiv Schauspielunterricht geben. Letztlich ist es wie der ersten Staffel eine Mischung aus beidem geworden. Wir haben großartige junge Menschen gefunden, die teils eine Erfahrung im Schauspiel mitbrachten oder gemodelt haben. Lukas Brandl zum Beispiel hat ein vierjährige Artistenausbildung. Alle bewegen sich gut, können tanzen und sind extrem sportlich. Wir wussten, dass sie mit einem intensiven Tanztraining die Choreografien hinbekommen und gemeinsam mit dem Tanz-Ensemble des Friedrichstadtpalastes tanzen werden. Das ist tänzerisch ein hohes Niveau. Unsere drei Protagonisten mussten sich reintanzen, ohne dass der Unterschied auffällt.

Der Palast 2
Lary Müller (l.) und Lukas Brandl bewerben sich in der zweiten „Der Palast“-Staffel, die es schon seit dem 19. Dezember in der ZDF-Mediathek gibt (Credit: ZDF/Krzysztof Wiktor)

Gibt es keine Double-Szenen beim Tanzen?

Kathrin Bullemer: Es gab für jeden der Schauspieler Doubles. Aber zu einem ganz großen Teil haben die jungen Hauptdarsteller es selbst getanzt. Nur in ganz wenigen Momenten wurde die Doubles eingesetzt.

Sarah Kirkegaard: Das ist wichtig und würde man auch so mit professionellen Tänzern machen, mit denen man arbeitet. Denn es gibt immer die Unfallgefahr. Bei dem Drehplan, den wir hatten, war das unvermeidlich. Und es war trotzdem herausfordernd für unsere drei Jungschauspieler, sich nicht nur die Expertise drauf zu schaffen, sondern auch über einen so langen Zeitraum neben den schauspielerischen Herausforderungen so in Form zu bleiben, dass sie mit diesen Top-Leuten auf der Bühne immer wieder bei einem straffen Zeitplan performen konnten. Wir sind alle froh, dass die Entscheidung nach dem langen Casting-Prozess auf diese drei Menschen gefallen ist, weil sie in meinen Augen wirkliche Shooting Stars sind. Sie funktionieren nicht nur in der Konstellation der Figuren schauspielerisch gut miteinander, weil es eine Freundschaft- und Liebesgeschichte ist. Alle drei bringen wahnsinnig viel Potenzial mit.

In den ersten beiden Episoden, die der Presse vorlagen, gibt es einen großen Fokus auf diese drei Shooting Stars, deren Figuren in einer WG zusammenziehen. Der Auftakt ist geprägt von Ereignissen wie der Love Parade und besitzt ein gewisse Hausbesetzer-Romantik. Zielt die zweite Staffel mehr auf eine jüngere Zielgruppe ab?  

Kathrin Bullemer: An der ersten Staffel funktionierte sehr gut der generationsübergreifende Aspekt. Von jungen Figuren über ältere Figuren gehend, war auch der Ansatz der zweiten Staffel. Wir wollten alterstechnisch wieder eine gute Mischung haben. In den ersten beiden Episoden konzentriert sich die Erzählung mehr auf die jüngeren Figuren. Aber das öffnet sich ab Episode drei. Es gibt wieder auch ein in den Fokus gerücktes älteres Pärchen. Es gibt zudem den inzwischen etwas älteren 12-Jährigen Ringo aus der ersten Staffel.

Sarah Kirkegaard: Unsere Hoffnung ist, dass die Teile des Publikums, die in den 1990er-Jahren und um die Wendezeit noch etwas jünger waren, sich aber gut an diese Zeit erinnern, durch den Handlungsstrang unserer jungen Protagonisten angesprochen werden. Dieses Lebensgefühl, dass sich gerade viel ändert, daraus aber auch Möglichkeiten erwachsen, die zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort vielleicht nicht möglich gewesen wäre, wollten wir einfangen. Das aber auch als Lebensgefühl über die Generationen hinweg zu erzählen, zum Beispiel mit den beiden älteren Menschen, die in derselben Straße wie die Tänzer wohnen, fanden wir reizvoll. 

Kathrin Bullemer: Uns freuten nach der ersten Staffel damals nicht nur die starken Einschaltquoten, sondern auch, dass die Autorin, wir als Produktionsfirma und die Presseabteilung des ZDF noch diverse Wochen nach der Ausstrahlung viele Zuschriften bekamen. Menschen bedankten sich für das Programm. Die wenigsten hatten Zwillingsgeschwister, die durch die Mauer getrennt waren. Aber die Serie erzählt viel über die damalige Zeit und löste in den verschiedenen Generationen der zuschauenden Familien Diskussionen aus. Das waren bewegende Geschichten, teils noch als Briefe geschrieben, die uns erreichten – das hat man selten. Deswegen war uns auch bei der zweiten Staffel so wichtig, diese Übergangsphase zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung so genau zu schildern, weil vor allem viele Ostdeutsche diese Zeit als extremen persönlichen Einschnitt empfanden.

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War Jeanette Hains Charakter (l.) in der ersten Staffel noch eine Nebenfigur, steht sie jetzt mehr im Rampenlicht (Credit: ZDF/Hannes Hubach)

Der Friedrichstadtpalast verbindet die erste mit der zweiten Staffel. Wie viel dieser Szenen haben Sie in Berlin und wie viel davon in Polen gedreht?

Kathrin Bullemer: Es ist immer schwierig, als Filmteam in einen laufenden Betrieb wie den Friedrichstadtpalast mit Dreharbeiten zu kommen. Es ist fast unmöglich. Aber wir haben es hinbekommen. In der ersten Staffel suchten wir noch nach einer alternativen Bühne. Die wird man aber wahrscheinlich auf der ganzen Welt nicht finden, weil die Bühne so speziell ist. Alles, was auf der Bühne zu sehen ist, der Zuschauersaal, die Flure, die Maske – das ist alles Original-Friedrichstadtpalast. Was wir in Polen nachbauten, sind der Ballettsaal und die Kantine. Grob gesagt hatten wir 50 Drehtage in Polen und 20 Drehtage in Berlin, die wiederum dann auch komplett im Friedrichstadtpalast waren. Wir nutzten die Theaterferienzeit. Aber die großen Tanzchoreografie-Szenen haben wir gemeinsame mit dem Ensemble im laufenden Betrieb gedreht. Das wurde alles ein Jahr vorher minutiös geplant. Uns da so umzusetzen, war eine logistische Meisterleistung von unserem Produktionsteam und dem Team des Palastes, das auch für die Serie brennt.    

Sarah Kirkegaard: Wir wollten so viel wie möglich im Palast drehen, weil die Zeitfenster durch den Betrieb so begrenzt waren. Wir nutzten auch die Second Unit, umso viel rauszuholen, was ging. Die Orte wiederum, die es so vor Ort in Berlin gar nicht mehr gibt, wurde dann in Krakau so genau gestaltet, dass es die Anmutung des Originals hatte.

Was war die größte produzentische Herausforderung?

Kathrin Bullemer: Der Zeitdruck ist besonders, solch eine High-End-Serie in acht bis neun Monaten zu drehen und zur Endabnahme zu bringen. Klar, wir hatten eine lange Vorbereitungszeit, die schon 2023 begann. Auch eine produzentische Herausforderung ist die schon angesprochene Logistik mit dem Friedrichstadtpalast. Normalerweise würde man sich für solch eine Produktion eine andere Bühne suchen. Aber dann wäre es auch nicht der Friedrichstadtpalast gewesen. Das erwartet aber das Publikum. Dieser Raum hat eine einzigartige Atmosphäre. Die Berliner Straße, in der die drei jungen Protagonisten einziehen, haben wir dagegen in Katowice gedreht. Mehr als zwei Wochen hatten wir dort die Möglichkeit, den kompletten Straßenkomplex abzusperren, Tag und Nacht dort zu drehen.  

Sarah Kirkegaard: Wir hatten das große Glück, mit einer kompetenten und einsatzbereiten Serviceproduktions-Crew in Polen zu arbeiten, die sich als Team richtig ins Zeug legten. Der Nachteil ist, dass man im Gegensatz zu früher weniger in Deutschland dreht, weil es nicht mehr finanziell möglich ist. 

Kathrin Bullemer: Im Vergleich zur ersten Staffel war das Verhältnis der Drehtage zwischen Polen und Deutschland jetzt genau umgedreht. Bei der ersten Staffel drehten wir ungefähr 20 Tage in Polen und 50 Tage in Deutschland. So hat sich das im Laufe der zwei Jahre verändert. Die beiden Staffeln sind ungefähr gleich im Budget. Aber anders war es jetzt nicht zu finanzieren. Die zweite Staffel empfand ich leichter zu produzieren, weil die erste Staffel alle vier Corona-Wellen in Deutschland mitnahm. Das war extrem schwierig, die Produktion nach den teils monatelangen Pausen wieder an den Start zu bekommen.

Was machen Sie beide als Nächstes?

Kathrin Bullemer: Ich beginne jetzt mit einer Drehbuchentwicklung, bei der die Geschichte zur gleichen Wende-Zeit wie „Der Palast“ spielt. Für mich persönlich ist diese Zeit spannend und besonders, weil darin vieles geschichtlich noch nicht so beleuchtet ist. Das wird ein Event-Einzelstück werden. 

Sarah Kirkegaard: Meine nächste Serien-Entwicklung, mit der ich gerade befasst bin, ist mit der ARD. Es ist eher ein Thriller-Drama, das in der Gegenwart angesiedelt ist und teils beinahe komödiantische Anklänge hat. Ein Genre-Mix. 

Das Interview führte Michael Müller