ProSiebenSat.1 spricht sich entschieden gegen die Forderungen des Großaktionärs MFE aus, das eigene Unternehmen schnell aufzuspalten. Die Italiener reichten für die Hauptversammlung einen entsprechenden Antrag ein.
In einer Pressemitteilung am Mittwoch heißt es, dass Vorstand und Aufsichtsrat der ProSiebenSat.1 Media SE die für die Hauptversammlung am 30. April eingereichten Forderungen des Großaktionärs Media for Europe (MFE) ablehnen. Der internationale Konzern, der sich im Besitz der Berlusconi-Familie befindet, will eine Aufspaltung von ProSiebenSat.1 forcieren und den Aufsichtsrat noch mehr zu seinen Gunsten besetzen.
Für die Hauptversammlung deutet sich ein Machtkampf zwischen dem deutschen Unternehmen mit gleich beiden Großaktionären MFE und der tschechischen PPF Group an, die wiederum auch einen eigenen, als „unabhängig“ bezeichneten Kandidaten für den Aufsichtsrat vorgeschlagen hat. Auch diesen lehnt die ProSiebenSat.1-Führung ab und setzt lieber auf die eigenen Kandidaten.
„Aufspaltung nicht im besten Sinne der Aktionäre“
ProSiebenSat.1 bezeichnet die von MFE angestrebte Aufspaltung des Unternehmens in einen eigenen Entertainment-Bereich, der dann ein potenzieller Übernahme-Kandidat für MFE wäre, als „nicht im besten Interesse aller Aktionär:innen“. Das deutsche Unternehmen will seine Beteiligungen der Segmente Commerce & Ventures nicht verramschen, sondern die Verkäufe „wertmaximierend“ abschließen. Ein plötzlicher Verkauf würde den Verschuldungsgrad erheblich erhöhen, argumentiert ProSiebenSat.1 für die Aktionäre jenseits von MFE.
Auch befürchtet das deutsche Unternehmen bei einer Aufspaltung unter anderem den Wegfall von Werbesynergien mit den eigenen Tochterfirmen wie SevenVentures oder Marktguru in zweistelliger Millionenhöhe. ProSiebenSat.1 will lieber in den nächsten zwölf bis 18 Monaten smartere Verkäufe tätigen. Die Frage ist, ob den Verantwortlichen bis dahin die Zeit bleibt.
Zankapfel Aufsichtsrat-Posten
MFE verlangt auch, dass das Aufsichtsratmitglied Rolf Nonnenmacher durch den italienischen EY-Wirtschaftsprüfer Simone Scettri ersetzt wird und benannte Leopoldo Attolico als weiteren zusätzlichen Kandidaten. Die PPF Group empfiehlt dagegen Christoph Mainusch. ProSiebenSat.1 will dem nicht folgen und präferiert klar Nonnenmacher und weitere eigene Kandidaten. Bei Scettri reagieren die Unterföhringer besonders verschnupft, weil der mit EY viele Jahre bei einer Firma arbeitete, die in den Augen von ProSiebenSat.1 der Kontrollfunktion bei den Problemen mit Jochen Schweizer Mydays nicht gut nachgekommen sei. Würden die Aktionäre den Empfehlungen der Großaktionäre MFE und PPF folgen, säßen nach der Hauptversammlung mit Katharina Behrends, Klára Brachtlová, Thomas Ingelfinger und den neuen Kandidaten eine Mehrheit von Mitgliedern im Aufsichtsrat, die von den Großaktionären vorgeschlagen wurden.