Knapp ein halbes Jahr war der Admiral Filmpalast im Herzen der Frankenmetropole für aufwändige Modernisierungen geschlossen, jetzt hat die neue Betreiberin den Spielbetrieb wieder aufgenommen – und durfte umgehend erfahren, wie sehr mancher Gast auf die Eröffnung hingefiebert hatte.
Sie war tatsächlich eines der Gesprächsthemen bei der Verleihung der Programmprämien des FFF Bayern Anfang Dezember in Nürnberg: Die Frage, wann wohl das dortige Cineplex Admiral – bekannt auch als Admiral Filmpalast – wieder seine Türen öffnen würde. Manch ein Teilnehmer hatte sich von außen vom Baufortschritt überzeugt, ohne aber daraus schon eine konkrete Vorstellung ableiten zu können, Schätzungen schwankten zwischen dem Ende des Jahres und jenem des ersten Quartals 2025.
Nun, letztlich ging es ein wenig schneller: Seit dem dritten Adventswochenende steht das neu getaufte Admiral Boutique Kino wieder für Publikum offen – und das, passend zur vorweihnachtlichen Zeit, tatsächlich im vielbeschworenen „neuen Glanz“, der auf eine rund sechsmonatige Umbauphase folgte.
Verantwortlich für die Neugestaltung des Fünf-Saal-Hauses, das in dieser Form seit 2002 existiert, dessen Geschichte als ältestes Kino Nürnbergs aber bis ins Jahr 1908 zurückreicht, ist die neue Betreiberin Susanne Fläxl, die das Haus von Reiner Maurer übernommen hatte (wir berichteten) und die nun ihre Vorstellungen von einem modernen Boutique-Kino umgesetzt hat. Individuelle Saalgestaltung mit klassischen Art-Deco-Elementen stand dabei ebenso im Fokus wie größtmöglicher Komfort. So sind die Säle samt und sonders mit besonders hochwertiger Bestuhlung ausstaffiert. In den First-Class-Sälen laden elektrisch verstellbare Recliner dazu ein, die Füße hochzulegen und ganz in den Film einzutauchen, einen besonders gemütlichen Aufenthalt verspricht zudem der Sofa-Saal. Getreu dem Motto „Kino muss man fühlen“ wurde besonders engagiert in den Ton investiert. Schon unter dem vorherigen Betreiber bot das Admiral Dolby Atmos in zwei Sälen – jetzt sind es alle fünf, wobei man sogar den bestehenden Anlagen noch kleine Upgrades verpasste.
Ganz am Ende dessen, was man künftig an technischer Ausstattung bieten will, ist man noch nicht, so soll Saal 1 als größter Saal in absehbarer Zeit noch eine ganz besondere Aufwertung erfahren, die man aber erst später konkret kommunizieren will. Dass man sich gerade auf technischer Seite nicht lumpen lässt, überrascht unterdessen nicht, schließlich ist der Partner von Susanne Fläxl in der Kinoszene vor allem für seine enorme technische Expertise bekannt : “Kino muss alle Sinne bewegen. Der Ton spielt hier eine besondere Rolle. Wir freuen uns sehr, dass wir hier Ambiente und Technik an einem Ort vereinen dürfen“, stellt Benjamin Dauhrer fest.
Dass man das Haus am Adventssonntag im Wege eines „Soft Openings“ an den Start brachte, hat unterdessen mehrere Gründe: So wollte man insbesondere die Abläufe gemeinsam mit dem jungen Team zwar im Praxisbetrieb, aber ohne den Druck einer rauschenden Eröffnungsfeier testen, um bei Bedarf noch etwaige Kleinigkeiten adressieren zu können. „Als erfahrene Kinomacherin weiß ich, dass der Teufel manchmal im Detail stecken kann“, erklärt Susanne Fläxl, die sich aber umso erfreuter darüber zeigt, „wie reibungslos“ schon der erste Tag über die Bühne ging.
An dem der erste Besucher tatsächlich schon auf der sprichwörtlichen Matte stand, bevor es so richtig losgehen sollte. Als Stammgast habe er den Fortschritt seit der Schließung Ende Juni aufmerksam verfolgt und gleich die erste sich zufällig bietende Gelegenheit ergriffen, um sich vom Resultat der Umbauarbeiten zu überzeugen, fasst Benjamin Dauhrer die Schilderung des besonderen Kinofans zusammen. Ehrensache, dass man dem allerersten Gast – Zeit war vor der ersten Vorführung schließlich noch – gleich eine kleine Führung durch die fünf sehr unterschiedlich gestalteten Säle anbot, bei der die Betreiber selbst auch auf das eine oder andere kleine Detail aufmerksam machten, dass zu einem runden Designkonzept zählt. Dazu ein Tipp aus der SPOT-Redaktion, die sich unlängst auf der Baustelle hatte umsehen dürfen: Sehen Sie sich die Muster der Sessel einmal genauer an.
Ein weiterer Grund dafür, dass man erst jetzt offiziell an die Presse geht, um die Wiedereröffnung gebührend bekannt zu machen: Eines der zentralen Elemente eines Hauses, in dem man „weit über den Film hinaus gerne einen ganzen Abend verbringen soll“, wie Benjamin Dauhrer schildert, benötigte noch ein paar Tage länger, um jenen stilvollen und ein wenig an die Kinoglanzzeit der 1950er Jahre erinnernden Look verpasst zu bekommen, der das ganze Haus durchzieht. Ein Element, dass tatsächlich ein ganz besonderes „Asset“ eines Kinos ist, in dem das Publikum eine Art „zweites Wohnzimmer“ finden soll: Die Sky-Bar auf der obersten Ebene des dreistöckigen Hauses, die auf ihrer Dachterrasse einen spektakulären Blick über die Nürnberger Altstadt und auf die dortige Kaiserburg bietet, geht nun pünktlich zur neuen Spielwoche an den Start.
Als einer der Eckpfeiler des gastronomischen Angebots wird die Sky-Bar, respektive deren Küche, auch einen besonderen Service ermöglichen, den man schon zeitnah umzusetzen plant: Während die Bandbreite „üblicher“ Kino-Concessions an der Theke im Erdgeschoss gekauft werden kann, werden sich gehobene Snacks und Getränke künftig direkt vom Sitz aus ordern lassen.
Eine runde Verbindung von Tradition und Moderne ist Anspruch im Admiral Boutique Kino. Ein Anspruch, der sich auch aus über einhundertjähriger Familientradition ergibt: 1912 eröffneten Susanne Fläxls Urgroßeltern einst ein Kino im oberbayerischen Freising – und auch wenn ihr neues Nürnberger Haus eine ganze Ecke größer ist, fühlt sie sich sehr an dieses Filmtheater erinnert, nicht zuletzt wegen der Lage: „Dieses Gefühl von Gemeinschaft und besonderer Atmosphäre das ein Innenstadtkino schaffen kann, wollte ich unbedingt auch im Admiral Boutique Kino bewahren und weiterentwickeln.“
Entwickeln soll sich nicht zuletzt auch das Programm im Admiral. Fünf Säle seien eine gute Größe, um Vielfalt zu ermöglichen – aber auch eine Größe, die sorgfältiges Kuratieren erfordere, nicht zuletzt angesichts der Tatsache, dass man Filme auch in unterschiedlichen Fassungen anzubieten gefragt sei. Gedacht ist dabei unter anderem an OV-Fassungen, 3D wird man im Admiral nicht anbieten. „Angesichts der immer stärkeren Tendenz hin zu den 2D-Fassungen ist diesbezüglich eine konsequente Linie in einem Fünf-Saal-Kino zielführender“, so Dauhrer.
Vor allem aber ist geplant, das Admiral mit besonderen Angeboten – darunter thematische Reihen und Filmgespräche – zu einem echten kulturellen Treffpunkt und lebendigem Teil der Kulturszene Nürnbergs zu machen. „Das Kino ist nicht nur ein Ort, um Filme zu sehen“, so Fläxl. „Es ist ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen, Geschichten teilen und inspiriert werden. Genau das wollen wir hier in Nürnberg schaffen.“