Auf dem 21. Marrakech International Film Festival wurde Sean Penn mit dem Tribute Award ausgezeichnet. Auf einer Pressekonferenz erklärte er, warum er mit seiner Produktionsfirma Projected Picture Works bei Tim Fehlbaums „September 5“ an Bord kommen wollte.
Mit großer Spannung war Sean Penn zu seiner Pressekonferenz erwartet worden, nachdem er vor zwei Jahren den Tribute Award des 21. Marrakech Film Festival entgegengenommen hatte. Natürlich hat SPOT sogleich nachgefragt, was genau ihm an „September 5“ von Tim Fehlbaum gefallen hatte, dass er mit seiner Produktionsfirma Projected Picture Works bei dem Projekt an Bord kommen wollte, das von der Münchner BerghausWöbke Filmproduktion in Koproduktion mit Constantin Film realisiert wurde und nun am 9. Januar im Verleih von Constantin Film in die Kinos kommen wird.
„Ich kann mich erinnern, wie ich die Liveübertragung damals mitverfolgt habe, wie ich gebannt vor dem Fernseher saß“, erklärte Penn. „Das habe ich nie vergessen. An ,September 5‘ hat mich sofort fasziniert, dass das Drehbuch eine völlig neue Perspektive einnimmt, anders als alles, was wir bisher gesehen haben. Ich muss also sagen: Das Drehbuch ist wunderbar, fantastisch geschrieben. Und ich bin begeistert, was der junge Regisseur aus diesem Stoff herausgeholt hat. Das entspricht dem, was ich immer schon sage, und was mich auch als Schauspieler anspricht: Ich vertraue auf junge spannende Regisseure.“
Sean Penn lobte außerdem andere nicht-amerikanische Filme aus diesem Jahrgang, insbesondere „Emilia Pérez“ und „The Apprentice“: „Es ist doch verrückt, dass ein so gut gemachter und toll gespielter Film in meinem Land Schwierigkeiten hat, einen Verleih zu finden“, sagte Penn. „Das kann ich nicht verstehen und spricht von Feigheit von Seiten der Verleiher.“
Auf seine Rolle als politisch aktiver Promi sagte der Oscargewinner: „Was immer man auch macht im Leben, ob es die kleinen Dinge sind oder die großen, hat eine Bedeutung. Ich habe mich nie wohl gefühlt mit dem Begriff „Aktivist“. Ich sehe mich eher als Klempner: Wenn etwas kaputt ist, muss man es richten.“ Und er fügte hinzu: „Wenn man sich nur um das Leck kümmert, verliert man das Rohr aus den Augen. Ich liebe diese Welt, das denke ich mir jeden Morgen, wenn ich aufwache. Deshalb sollten wir nicht zuviel jammern und uns beschweren. Wir müssen das Beste aus der Situation machen und uns darum kümmern, dass wir den Karren aus dem Dreck ziehen.“
Außerdem war er kritisch, als man ihn als „Diplomat Amerikas im Ausland“ bezeichnete: „Selbst in den USA würde ich mich nicht als „Diplomat“ sehen. Ich lebe in einem Land, das vor großen Herausforderungen steht, in welche Richtung es gehen will. Zuerst ist man ein Mensch, dann identifiziert man sich mit seinem Land. Ich würde mich also als Patriot beschreiben, aber ich bin ein kritischer Patriot. Mir gefällt nicht alles, was ich sehe.“
Und schließlich hatte er noch einen Rat parat: „Benutze Social Media nie für Dich selbst.“
Aus Marrakesch berichtet Thomas Schultze.