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REVIEW KINO: „Knock Knock Knock“

Effektiver Gruselfilm über einen achtjährigen Einzelgänger, der nachts stets durch ein Klopfen an seiner Zimmerwand geweckt wird. 

CREDITS:
O-Titel: Cobweb; Land/Jahr: USA 2023; Laufzeit: 88 Minuten; Regie: Samuel Bodin; Drehbuch: Chris Thomas Devlin; Besetzung: Woody Norman, Lizzy Caplan, Antony Starr, Cleopatra Coleman; Verleih: Tobis; Start: 1. Mai 2024

REVIEW:
Der wahre Horror, das werden viele bestätigen können, die sich nur richtig erinnern wollen, ist das Kindsein. Das weiß der französische Regisseur Samuel Bodin, der sich mit Filmen wie „Marianne“ einen Namen gemacht hat, und rückt diesen Schrecken geschickt ins Zentrum von „Knock Knock Knock“, seine erste amerikanische Arbeit. Dass Peter, der achtjährige Junge, um den sich die Handlung dreht, dem kleinen Danny Torrance aus Kubricks „Shining“ verblüffend ähnlichsieht, kann kein Zufall sein. Wie Danny sieht und hört Peter Dinge, die nur er hören und sehen kann. 

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Lizzy Caplan hat als Mutter in „Knock Knock Knock“ ein finsteres Geheimnis (Credit: Tobis)

Allerdings bezieht „Knock Knock Knock“ seine Spannung verstärkt aus einer geschickten Ambivalenz: Lange besteht Unklarheit, ob das Klopfen an der Wand, das den Buben nachts nicht schlafen lässt, nur in seiner Fantasie existiert. Ebenso ist nicht ganz gewiss, ob die Stimme eines anderen Jungen, der mit Peter spricht und ihm Ratschläge gibt, die nicht immer zu seinem Besten sind, nicht auch nur Einbildung ist, die Ausgeburt seiner regen Vorstellungskraft– oder doch womöglich etwas mit einem Kind zu tun haben könnte, das Jahre früher in unmittelbarer Nachbarschaft in der beschaulichen Gemeinde Holdenfield verschwunden ist – nicht zu verwechseln mit Haddonfield, der Kleinstadt aus „Halloween“. 

Peter ist ein Einzelgänger, schüchtern und sehr zart. Die anderen Kinder meiden ihn oder lachen ihn aus. Er ist allein mit sich und seiner Unsicherheit und seinen Ängsten, zumal seine Eltern sich ihm gegenüber irritierend distanziert verhalten und einmal zu oft Blicke austauschen, wenn ihr Sohn gerade nicht hinsieht. Dass er in der Schule zu Halloween ein Bild malt, auf dem man ein Kind auf einem Bett liegen sieht, umgeben von undurchdringlicher Schwärze und versehen mit einem plärrenden „HELP ME!“, besorgt nur seine Lehrerin. Als er dann von der Stimme seines imaginären Freundes angestachelt wird, sich gegen einen Bully zu wehren und Gleiches mit Gleichem zu vergelten, wird er der Schule verwiesen. Und ist fortan allein zu Hause, erst eingesperrt im Keller, dann umgeben von seinen Eltern, die sich merkwürdig verhalten und wohl kaum Gutes im Schilde führen. 

Einzelne Szenen erinnern an Polanskis „Ekel“, vor allem aber erscheint Jennifer Kents „Der Babadook“ als größtes Vorbild für den schleichenden Schrecken und nachhaltigen Grusel von Bodins Film, nur dass die Terrorverhältnisse auf den Kopf gestellt werden, die Bedrohung eben nicht vom Jenseitigen und Übernatürlichen ausgeht. Bis im sehr offensichtlichen Showdown Nägel mit Köpfen gemacht wird, ist „Knock Knock Knock“ eine veritable Creepshow, die ihren Grusel und ihre Schocks oftmals an ungeahnten Stellen findet und trotz knapper Laufzeit von 88 Minuten ein paar clevere Umwege geht – alles ist recht, solange der Zuschauer aus dem Gleichgewicht gebracht werden kann. Lizzy Caplan und Antony „Homelander“ Starr geben ein erstklassiges Elternpaar des Schreckens ab, aber die Show gehört Woody Norman als Peter, der schon in Mike Mills‘ „C’mon C’mon“ an der Seite von Joaquin Phoenix bestehen konnte und hier überzeugend spielt, wenn sich der Horror meldet, klopf klopf klopf.

Thomas Schultze