Bei der diesjährigen Filmkunstmesse Leipzig wurde sie bereits in Auszügen vorgestellt, jetzt hat die FFA eine zum zweiten Mal erstellte GfK-Erhebung zur „Kinoreichweite ab 0 Jahren“ erstmals auch separat publiziert. Eine zentrale Erkenntnis: In Haushalten mit Kindern lag die Reichweite im Betrachtungszeitraum fast doppelt so hoch wie in jenen ohne.
Seit über 30 Jahren veröffentlicht die FFA regelmäßig Studien über die Struktur des Kinobesuchs und die Entwicklung im Besuchsverhalten. Was diesen Studien auf Basis des GfK-Panels bis 2023 stets gemein war: Erfasst wurde die Bevölkerung ab zehn Jahren, (jüngere) Kinder blieben in diesen Detailbetrachtungen (natürlich nicht in den Gesamtzahlen) außen vor – obwohl sie natürlich große Bedeutung für das Kino haben. 2023 änderte sich dies erstmals – mit einer zusätzlichen Erhebung, für die Eltern im Juli zu den Kinobesuchen ihrer Kinder in den letzten 12 Monaten befragt wurden. Vorgestellt wurden die grundlegenden Ergebnisse damals im Rahmen einer Präsentation bei der Filmkunstmesse Leipzig – und das galt auch für eine erneute Erhebung, die im Juli 2024 durchgeführt wurde. Deren Resultate wurden nun erstmals in einer separaten Studie zusammengefasst, die nun in voller Länge publiziert wurde.
Zur FFA-Studie „Kinoreichweite in Deutschland ab 0 Jahren“
Im Alter zwischen Null und fünf Jahren ist die Kinoreichweite noch recht überschaubar – liegt aber immerhin schon bei 22 Prozent, mit einer Besuchsintensität von 2,3. Im Alter zwischen sechs und neun Jahren geht die Reichweite dann (fast) durch die Decke. Der Wert von 73 Prozent ist der zweithöchste aller Altersgruppen – und liegt nur sechs Prozentpunkte hinter dem Spitzenwert, den die Zielgruppe 10-14 Jahre erreicht (79 Prozent). Ab diesem Alter geht es leider nahezu kontinuierlich nach unten, nur zwischen 40 und 49 Jahren nimmt die Kinobegeisterung gegenüber jener der Alterskohorten zwischen 20 und 29 Jahren (37 Prozent) bzw. 30 und 39 Jahren (35 Prozent) vorübergehend wieder zu (auf 40 Prozent Reichweite), bevor dann wieder ein relativ steiler Rückgang erfolgt.
Interessanterweise korrespondiert die Entwicklung der Besuchsintensitäten keineswegs mit jener bei den Reichweiten. Tatsächlich steigt diese in den fünf Alterskohorten zwischen 0 und 29 Jahren kontinuierlich an, um danach zwar leicht abzufallen, sich aber doch relativ stabil zu halten. Bis hin zu einem jährlichen Durchschnittswert von 4,5 Kinobesuchen pro Jahr in der Zielgruppe 70+, in der allerdings zuletzt nur noch elf Prozent der Bevölkerung erreicht wurden.
Der Schluss, den Martin Michaelis und Norina Lin-Hi bei der Präsentation in Leipzig daraus gezogen hatten: Das offensichtliche Potenzial an zusätzlichen Kinogängern, das schon durch die Reichweiten signalisiert wird, steht mit Blick auf die Besuchsintensitäten in einem womöglich noch besseren Licht. Oder anders gesagt: Wer (wieder) für das Kino gewonnen werden kann, bietet die Chance, dass er (oder sie) nicht nur für sporadische Besuche zu gewinnen ist – und in quasi jedem Alter.
Wenig überraschend ist unterdessen auch: Die Besuchsreichweite von Kindern steigt mit der Kinobesuchshäufigkeit der Eltern: 92 Prozent der Kinder im Alter von 0 bis 14 Jahren, deren Eltern in den letzten zwölf Monaten wenigstens sieben Mal im Kino waren, waren in diesem Zeitraum ebenfalls im Kino. Kinder, deren Eltern nur einmal im Kino waren, erreichten eine Reichweite von immerhin noch 69 Prozent. Wenn die Eltern hingegen in den vergangenen 12 Monaten gar nicht im Kino waren, sinkt die Reichweite unter 30 Prozent.
Und noch eine naheliegende Korrelation: In Haushalten mit Kindern unter 15 Jahren wird häufiger bzw. zu einem größeren Anteil (Reichweite 48 Prozent) ins Kino gegangen als in Haushalten ohne Kinder: Dort lag die Reichweite zwischen Juli 2023 und Juni 2024 nur bei 25 Prozent.
Interessant sind auch noch einige der Veränderungen zwischen den beiden untersuchten Zwölf-Monats-Zeiträumen zwischen Juni und Juli. Gegenüber der letztjährigen Untersuchung stieg die Reichweite zwischen 0 bis 5 Jahren um zwei; zwischen 6 bis 9 Jahren um ganze fünf Prozentpunkte. Im Alter zwischen 10 bis 14 Jahren blieb sie hingegen gleich. Das mit Abstand größte Reichweitenminus wurde über alle untersuchten Altersschichten hinweg in der Zielgruppe 20 bis 29 Jahre verzeichnet: Dort sank die Reichweite im Vergleich der beiden Erhebungen von 44 auf zuletzt 37 Prozent um ganze sieben Prozentpunkte.