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REVIEW FESTIVAL: „Handling the Undead“

Nachdem der Horrorfilm „So finster die Nacht“ nach einer John-Ajvide-Lindqvist-Vorlage zu einem der besten Vampirwerke der vergangenen Jahrzehnte wurde, geht die norwegische Debütantin Thea Hvistendahl jetzt mit einer weiteren Lindqvist-Adaption das Zombie-Genre an.

CREDITS:
Originaltitel: Håndtering av udøde; Norwegen, Schweden, Griechenland 2024; 98 Minuten; Regie: Thea Hvistendahl; Drehbuch: John Ajvide Lindqvist, Thea Hvistendahl; Produktionsfirma: Einar Film og Fortellinger AS; Produzent:innen: Guri Neby, Kristin Emblem; Cast: Renate Reinsve, Bjørn Sundquist, Bente Børsum, Anders Danielsen Lie, Bahars Pars; Weltpremiere: Sundance 2024; Deutsche Premiere: Fantasy Filmfest; Deutscher Verleih: Alamode Film; Kinostart: 2025

REVIEW:
Der schwedische Vampirfilm „So finster die Nacht“ („Let the Right One In“) gehört zu den am meisten geschätzten Genrefilmen der vergangenen Jahrzehnte. Nun traut sich die norwegische Regiedebütantin Thea Hvistendahl an einen weiteren Roman des Autoren John Ajvide Lindqvist, wechselt aber mit im Mittelpunkt stehenden Zombies das Genre.

„Handling the Undead“ („Håndtering av udøde“) erzählt von einem heißen Sommertag in Oslo, an dem die Untoten wieder zum Leben erwachen. Das Werk, das Anfang des Jahres seine Weltpremiere in Sundance feierte, in Deutschland schon auf dem Fantasy Filmfest und auf den Nordischen Filmtagen zu sehen war und von Alamode Film 2025 in die deutschen Kinos gebracht wird, ist dabei genreuntypisch.

Nicht der Horror, der Ekel oder der Überlebenskampf der Menschen gegen die Untoten steht im Mittelpunkt der Geschichte. Es geht viel eher darum, dass die Osloer Bewohner auf diese Weise nochmal eine zweite Chance bekommen, sich mit ihren Liebsten und schmerzlich Vermissten auszusprechen und wieder in Kontakt zu treten.

Handling the Undead
Renate Reinsve in „Handling the Undead“ (Credit: Alamode Film)

Eine der Hauptrollen spielt der norwegische Shooting Star Renate Reinsve („Der schlimmste Mensch der Welt“, „A Different Man“), die als verlorene Seele auf der Erde wandelt. Ihre Figur Anna vegetiert eher vor sich hin, als dass sie lebt. Pflichtschuldig schmiert sie bei der Arbeit Stullen, hat aber den Verlust ihres jungen Sohnes nie wirklich überwunden. Als der sich aber aus dem Grab wieder erhebt, sieht nicht nur ihr Vater Mahler (Bjørn Sundquist) eine Chance auf Heilung.

Regisseurin Thea Hvistendahl nimmt sich viel Zeit, die Ankunft der Untoten zu erzählen. Behutsam werden erst die Figuren eingeführt und in ihrem Alltag gezeigt, die dann die Toten in Empfang nehmen werden. Der Film ist in bläulichen Farben gehalten und bewegt sich narrativ ähnlich zügig wie einer der klassischen Romero-Zombies fort. Dabei entwickelt „Handling the Undead“ aber eine starke melancholische Stimmung, eine dichte Atmosphäre und einen meditativen Sog.

Der norwegische Film erinnert dabei an das französische Zombiewerk „Les revenants“ aus dem Jahr 2004, das ganz ähnlich nicht auf Schockeffekte, sondern die emotionale Auseinandersetzung den Fokus legte, was es für die Hinterbliebenen bedeutet, wenn die Toten wieder auf der Erde wandeln würden. Wobei „Handling the Undead“ deutlich weniger sperrig und narrativ stringenter als der französische Film aus den frühen 2000er-Jahren ist. Gerade in der Auseinandersetzung mit den eigentlich toten Körpern besitzt „Handling the Undead“ sogar eine große Zärtlichkeit.

Vermutlich wird der Film nicht dieselben Wellen schlagen wie damals „So finster die Nacht“. Aber er ist eine runde, sehr einsaugende Filmerfahrung geworden, die vor allem für Horrorfreunde interessant ist, die schon viel im Genre gesehen haben und offen für einen ganz andere Form von Zombiefilm sind, der gerade im letzten Drittel eine selten gesehene Emotionalität entwickelt.

Michael Müller