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„Die Filmbranche sieht mit Bangen in die Zukunft“

Im Vorfeld der abschließenden Beratungen des Kulturausschusses zum FFG haben Produktionsallianz, Produzent*innenverband und Deutsche Filmakademie im Rahmen einer gemeinsamen Aktion einen dringenden Aufruf in Sachen Förderreform übergeben. Die große Sorge: „Gesetzesentwürfe für Investitionsverpflichtung und Steueranreizmodell drohen in den Amtsstuben des Regierungsviertels oder im Streit zwischen Bund und Ländern unterzugehen.“

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Es kann immer noch der (ganz) große Wurf werden – doch die massiven Unsicherheiten und der immense Zeitdruck bei der Förderreform treiben Branche um. (Credit: IMAGO/Pond5 Images)

Ein wenig später als ursprünglich anvisiert, aber durchaus im Zeitrahmen, geht das neue Filmförderungsgesetz nun auf die Zielgerade, am heutigen 6. November mit den abschließenden Beratungen des Kulturausschusses (zur Zusammenfassung des vorab eingereichten Änderungsantrags der Koalitionsparteien), denen kommende Woche die Zweite und Dritte Lesung im Bundestag folgen soll. Die pünktliche Verabschiedung eines neuen Filmförderungsgesetzes war ohnehin quasi alternativlos (es sei denn, man hätte das Handtuch geworfen und das geltende Gesetz nochmals verlängert), schließlich endet die Erhebung der Filmabgabe nach dem alten FFG am 31. Dezember dieses Jahres.

(Viel zu viel) Zeit lässt sich die Politik aber noch bei anderen Säulen der großen Förderreform. Und wie beunruhigend die aktuelle Situation und Informationslage sind, macht ein neuerlicher, eindringlicher Appell deutlich. Im Vorfeld der heutigen Beratungen des Kulturausschusses – die sich per se nur um das FFG drehen, bei denen die anderen Säulen aber sicherlich ebenfalls thematisiert werden – wurde unter anderem durch Alexandra Maria Lara, Jakob Weydemann und Janine Jankowski, stellvertretend für Deutsche Filmakademie, Produzent*innenverband und Produktionsallianz, ein Aufruf an Mitglieder des Ausschusses für Kultur und Medien des Deutschen Bundestages übergeben, in dem noch einmal eindringlich für die konsequente und rasche Umsetzung von Steueranreizmodell und Investitionsverpflichtung geworben wird.

DER APPELL IM WORTLAUT:

Film ist Wirtschaft!

• Die deutsche Filmindustrie schafft 120.000 Arbeitsplätze.
• Sie setzt jährlich 10 Milliarden Euro um.
• Produktionen spülen das Sechsfache ihrer Kosten in die Regionen, in denen sie entstehen.

Die Bundesregierung hat den Deutschen Film in ihr Dynamisierungspaket zur Stärkung der deutschen Wirtschaft aufgenommen. Der Filmstandort Deutschland ist auf den Landkarten internationaler Produzenten kaum mehr zu finden. Hollywood geht nach Budapest statt Babelsberg, nach Granada statt Görlitz, nach Paris statt nach Penzing. Der Grund: Unsere europäischen Nachbarn bieten steuerliche Anreize, zum Teil bis 70%. Auch in Deutschland sind im Rahmen der Filmförderungsreform Tax Incentives in Höhe von 30% geplant, bisher aber noch nicht fest beschlossen. Die Filmbranche sieht mit Bangen in die Zukunft und befürchtet einen Aderlass bei den Arbeitsplätzen, denn den Hoffnung weckenden Worten folgt bisher keine Sicherheit. Dabei machen Länder wie Österreich vor, was solche Maßnahmen für den Markt bringen: Dort entstanden 8.000 neue Arbeitsplätze durch eine mutige Filmförderreform. Überträgt man das auf Deutschland, wären dies rund 70.000 neue Beschäftigte in der Filmindustrie.

Dem Markt fehlt Nachfrage, da private Investitionen zurückgehen und die Förderung nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Frankreich hat ein Gegenmittel gefunden: Durch eine sinnvolle Kombination von Steueranreiz und Investitionsverpflichtung stieg das Produktionsvolumen bereits im ersten Jahr nach der Einführung um 345 Millionen Euro.

Die Reform der Filmförderung steht seit langem auf der politischen Agenda. Doch während die Novellierung des FFG auf die Zielgerade kommt, drohen die Gesetzesentwürfe für Investitionsverpflichtung und Steueranreizmodell in den Amtsstuben des Regierungsviertels oder im Streit zwischen Bund und Ländern unterzugehen. Die Konsequenz: Produktionen werden nicht realisiert oder wandern weiter ins Ausland ab.

Der Film findet nicht nur im Kino, TV oder Laptop statt – er ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Darum bitten wir im Namen von 120.000 Film- und Fernsehschaffenden die Verantwortlichen in der Politik:

Setzen Sie die Filmreform mit Steueranreizmodell und Investitionsverpflichtung bitte um! Ansonsten fällt der Vorhang für gute Filme aus Deutschland und für tausende Arbeitsplätze.

Stellvertretend für Abertausende Film- und Fernsehschaffende aus den unterschiedlichsten Bereichen wurde der Appell von diesen Kreativen unterzeichnet:

Fatih Akin (Regisseur)
Jens Bartram (Maskenbildner)
Andrew Bird (Editor)
Iris Berben (Schauspielerin)
Lisy Christl (Kostümbildnerin)
Anke Engelke (Schauspielerin)
Veronica Ferres (Schauspielerin)
Florian Gallenberger (Regisseur)
Christian Goldbeck (Szenenbildner)
Michael Bully Herbig (Regisseur)
Judith Kaufmann (Kamerafrau)
Alexandra Maria Lara (Schauspielerin)
Elyas M´Barek (Schauspieler)
Ulrich Matthes (Schauspieler)
Christiane Paul (Schauspielerin)
Katja Riemann (Schauspielerin)
Maria Schrader (Schauspielerin)
Tom Tykwer (Regisseur)
Hansjörg Weißbrich (Editor)