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REVIEW TV: „Mein Kind – Моя дитина“ 

Drama um ein Münchner Ehepaar, das sich über eine Leihmutter in der Ukraine den Kinderwunsch erfüllt. Als der Krieg dort ausbricht, werden sowohl die werdenden Eltern als auch die Leihmutter vor schwierige Entscheidungen gestellt. 

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Lisa Maria Potthoff und Alina Danko in „Mein Kind“ (Credit: ZDF/Alexander Fischerkoesen)

CREDITS:
Produktion: Bavaria Fiction (Anna Oeller, Luisa Lioi (Producerin)) fürs ZDF (Redaktion: Matthias Pfeifer, Eva Katharina Klöcker), Regie: Christine Hartmann; Drehbuch: Katrin Bühlig; Cast: Lisa Maria Potthoff, Maximilian Brückner, Alina Danko, Suzanne von Borsody, Karolina Horster, Johannes Klaussner, Start: 19. Oktober ZDFmediathek; 28. Oktober linear

REVIEW:
In dem ZDF-Fernsehfilm „Mein Kind – Моя дитина“ spielen die beiden bekannten Schauspieler Lisa Maria Potthoff und Maximilian Brückner ein Münchner Ehepaar, das sich via Leihmutterschaft in der Ukraine ein Kind austragen lässt. Das Drama beginnt, als dort der Krieg ausbricht. Judith und Niclas haben wirklich schon alles versucht, um eigene Kinder zu bekommen. Nach etlichen Hormontherapien ist Judith endlich schwanger geworden. Die Zwillinge verlor sie in der 13. Woche. Letzter Strohhalm ist eine Leihmutterschaft, auch wenn diese von Judiths Mutter (Suzanne von Borsody) skeptisch kommentiert wird. Doch was soll Judith sonst tun? Der Kinderwunsch ist einfach zu stark und erfüllt sich eben nicht von selbst wie bei ihrer Schwester Nele (Karolina Horster), die mit dem dritten Kind schwanger ist, es aber gar nicht will, weil es aus einer Affäre stammt. 

Leihmutterschaft ist in Deutschland verboten. Also haben Judith und Niclas sich im Ausland umgeschaut und die Agentur New Vita in der Urkaine gefunden. Alles sieht gut aus, es sind nur noch wenige Wochen bis zur Geburt ihrer Romy. Die Leihmutter, Oksana (Alina Danko), verdient sich damit Geld für ein eigenes Haus. Doch dann kommt der 24. Februar 2022, Russlands Angriff auf die Ukraine. Die Ukraine wird Kriegsgebiet. Judith und Niclas sind entsetzt und besorgt. Zwar werden sie von der Leihmutter-Agentur zunächst beruhigt, dann wird die Sache doch brenzliger und das Ehepaar darf direkten Kontakt zur Leihmutter aufnehmen, was sonst strikt verboten ist. Bei einem Telefonat mit Oksana sagt Judith, dass sie doch nach München kommen soll. Und eines Tages steht die junge, hochschwangere Frau samt eigener Tochter tatsächlich vor der Tür von Judiths und Niclas‘ Versicherungsagentur. Doch das Happy End rückt in weite Ferne, als die ukrainische Agentur klarmacht, dass Oksana ihr Geld nur bekommt, wenn sie das Kind in der Ukraine gebiert. Eine Geburt in Deutschland hätte auch zur Folge, dass deutsches Recht gilt. Und nach deutschem Recht ist Mutter eines Kindes stets die Frau, die das Kind geboren hat. Auch von Heimweh und Sehnsucht nach ihrem Mann geplagt, beschließt Oksana, zurückzufahren.

Mit „Mein Kind – Моя дитина“ inszenierte die versierte Fernsehregisseurin Christine Hartmann („Charité“) der Ernsthaftigkeit des Themas gerecht werdend das Drehbuch der ebenso versierten Drehbuchautorin Katrin Bühlig, in deren Filmographie aus jüngster Zeit vor allem Krimis hervorstechen, etliche „Tatort“-Folgen (davon auch eine, „Schwarzer Peter“, die Christine Hartmann inszeniert hat), aber auch „Irland-Krimis“ und „Bella Block“-Folgen. Nicht nur Regie und Buch waren in Frauen-Hand bei dieser hochdramatischen Geschichte mit vielen Zwischentönen, bei dem eine von Haus aus nicht leichtfertig gefällte Entscheidung (Leihmutterschaft) in eine noch schwierigere Situation führt (durch Krieg, aber dann auch durch das tatsächliche Abgeben des Babys), mit Anna Oeller und Luisa Lioi zeichneten auch Frauen auf Produktionsseite (Bavaria Fiction) verantwortlich. Alina Danko, die die Rolle von Leihmutter Oksana spielt, stammt tatsächlich aus Kiew, machte dort und in Salzburg ihre Schauspielausbildung und ist selbst vor dem Krieg in ihrer Heimat geflüchtet. Souverän ist das Spiel von Potthoff/Brückner als Ehepaar, das vor existenzielle Fragen gestellt wird in einem von Grautönen geprägten Setting. Einziger Farbklecks ist der rosafarbene Mantel von Potthoffs Judith, den sie später Oksana schenkt. Laut Farbbedeutung verstärkt rosa alle positiven Gefühle und besänftigt Aggression und Gewalt. In Zeiten von Krieg eine wichtige Botschaft. Durch die Brisanz der Thematik kann der Film, der auf dem Filmfest München Weltpremiere feierte, auf viele interessierte Fernsehzuschauer:innen hoffen.

Barbara Schuster