Die Rundfunkkommission der Bundesländer will, dass die Öffentlich-Rechtlichen unter anderem bei den Spartensendern Einsparungen vornehmen. Explizit ist der Sender 3sat angezählt. In der Bevölkerung und der Kultur regt sich größerer Widerstand gegen das Vorhaben.
Am Sonntagmorgen haben schon mehr als 46.000 Menschen die Online-Petition „Rettet 3sat – unser Kultursender darf nicht verschwinden!“ unterzeichnet, die sich an die Rundfunkkommission, die Ministerpräsidentenkonferenz und Kulturstaatsministerin Claudia Roth richtet. In einem Reformentwurf hatte die Rundfunkkommission Zusammenlegungen und Reduzierungen von öffentlich-rechtlichen TV-Spartenkanälen gefordert. Der Sender 3sat soll laut diesem Plan in Arte integriert werden.
„3sat steht seit 40 Jahren für anspruchsvollen Journalismus. Kunst, Kultur und Wissenschaften haben hier ihre Heimat“, heißt es in der Petition. „Doch nun droht das schnelle Aus. Bei der angekündigten Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist geplant, ausgerechnet 3sat einzustellen. Der Sender soll mit Arte zusammengelegt werden, was de facto das Aus für 3sat bedeutet. Lasst uns das nicht tatenlos hinnehmen. Wir brauchen 3sat als Plattform für kritische Debatten, als Bühne für kreative Vielfalt und als Stimme der europäischen Kultur.“
Zu den Erstunterzeichnern gehörten so prominente Namen wie die Schriftstellerin Sibylle Berg, der Musiker Jan Delay, die Moderatorin und Schriftstellerin Elke Heidenreich, der Schauspieler und Regisseur Charly Hübner oder der Literaturkritiker und Moderator Denis Scheck sowie der slowenische Philosoph Slavoj Zizek.
3sat-Chefin Müller-Elmau äußert sich kritisch
Auch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) stellt sich gegen die Einsparung. „Eine Zusammenlegung von zwei Sendern, die nicht zusammenpassen, führt nicht zu deren Stärkung, sondern bereitet den Weg in die mediale Bedeutungslosigkeit“, sagt der DJV-Bundesvorsitzende Mike Beuster. Der Moderator der 3sat-Sendung „Scobel“, Gert Scobel, sprach in einem Gastbeitrag bei der FAS am heutigen Sonntag davon, dass es sich um eine populistische Idee handele, das abschalten zu wollen, was auf den ersten Blick sperriger als der Mainstream erscheine. Die fundierte Information sei in der aktuellen politischen Situation aber besonders wichtig.
Die 3sat-Koordinatorin Natalie Müller-Elmau zeigte sich von dem Vorstoß der Rundfunkkommission im Deutschlandfunk verwundert. „Uns hat das ehrlich gesagt ein bisschen überrascht, und wir sehen das auch noch nicht als Fait accompli, ganz im Gegenteil“, sagte sie, der bei einer potenziellen Zusammenlegung mit Arte noch die Fantasie fehle, „wie das funktionieren soll“. Ein Tag habe nur 24 Stunden, und sowohl Arte als auch 3sat hätten ausreichend Programm für 24 Stunden.
„Es wird deutlich weniger Sendezeit und Sendebudgets für die Kern-Genres, die am Kern des öffentlich-rechtlichen Auftrags sind, ausgegeben werden können, sprich Kultur, Wissenschaft, ja letztendlich auch die Demokratie, die wir ja unterstützen mit all den Dingen, die wir machen“, führte Müller-Elmau aus. Zudem wies sie auf die Problematik hin, dass 3sat zusammen mit Österreich und der Schweiz ein Drei-Länder-Projekt sei.