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Zurich Summit: Ist AI Fluch oder Segen für die Industry?

Das erste Panel beim 15. Zurich Summit warf ein Schlaglicht auf eines der brennendsten Themen der Branche: Wie wird AI die Filmherstellung verändern? 

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Zurich Summit 2024: Moderator Raffael Dickreuter, CEO Superbe AI, Jim Rivera, Chief Product Officer Flawless, Sara Murphy, Producer Fat City, Chris Jacquemin, Partner & Head of Strategy WME, David Unger, Founder & CEO Artist International Group (Credit: SPOT)

Das erste Panel des Zurich Summit widmete sich einem der spannendsten und drängendsten Topics der Branche: Ist AI Fluch oder Segen für die Filmbranche? Unter der Moderation von Raffael Dickreuter, CEO Superbe AI, sprachen Jim Rivera, Chief Product Officer Flawless, Sara Murphy, Producer Fat City, David Unger, Founder & CEO Artist International Group, Chris Jacquemin, Partner & Head of Strategy WME. 

Die Branche steht nach wie vor ganz am Anfang im Umgang mit AI. Aufhalten lässt sich diese Technologie nicht mehr. Sie wird Einzug halten, sie hält bereits Einzug, und das ziemlich schnell. Darüber waren sich die Panelteilnehmer einig. Vor allem die rechtliche Seite ist noch sehr fragil, es gibt noch keine Standards im Umgang vor allem hinsichtlich der Vergütung der Schauspieler:innen und Kreativen. Jim Rivera, der mit Flawless seit drei Jahren am Markt ist und KI-gestützte Tools für Filmbearbeitung und Synchronisation herstellt, erzählte, dass der Fokus von Angeboten wie Flawless darauf abzielen, die Produktionskosten zu reduzieren und Risiken in der Filmherstellung zu minimieren. „Eines unserer Ziel ist es, durch die KI-gestützte Synchronisation die Zuschauerreichweite zu erhöhen. Denn nach wie vor werden Filme oft für eine Kultur in nur einer Sprache hergestellt. Die globale Distribution und Verbreitung wird durch AI erleichtert.“ Sara Murphy von der in Los Angeles ansässigen Produktionsfirma Fat City sagte, dass Filmemacher keine Angst vor AI haben dürfen. „Man muss die Tools nutzen, darf aber seine künstlerische Vision nicht verlieren. Ich glaube, es wird sich lediglich der Prozess des Filmemachens verändern.“ Jim Rivera ergänzte, dass er jedem Kreativen ans Herz legt, mit AI-Tools zu experimentieren. „Es gibt schon sehr viele praktische Anwendungen, die man durchaus ausprobieren kann. Wichtig ist, auf die ethischen Aspekte zu achten, insgesamt gilt es, einen achtsamen Umgang zu wahren. Es gibt durchaus Tools, die ethisch sauber arbeiten.“

Chris Jacquemin brachte den Aspekt der Agenturen ein. Als Mitarbeiter von WME, einer der größten Künstleragenturen in den USA, sind für ihn die Herausforderungen im Umgang mit AI vor allem hinsichtlich deep fakes seiner Klient:innen und Fragen nach dem Schutz von Intellectual Property relevant. Wie müssen sich Deals künftig ändern, wenn AI im Prozess der Filmherstellung involviert ist? Wie sind rechtliche Rahmenbedingungen, um die Künstler:innen zu schützen? Wie muss sich die Bezahlung ändern? David Unger vertritt in der von ihm gegründeten Talent-Agentur Artist International Group viele junge Filmemacher:innen, die vor dem Umgang mit AI keine Angst haben. „AI kann durchaus auch neue Arten der Kreativität hervorbringen. Ich finde unsere Zeiten aktuell sehr spannend.“

Dass AI mehr und mehr in den Filmherstellungsprozess Eingang finden wird, darüber waren sich alle Panelteilnehmer einig. Allerdings befinde man sich noch ganz am Anfang des Transformationsprozesses. „Doch es geht schneller, als man denkt“, sagt Sara Murphy. Vor den Hollywoodstreiks arbeitete sie mit einem Erstlingsregisseur zusammen, der bei einer Szene seines Films im Postproduktionsprozess AI zum Einsatz brachte, ohne den Schauspielern Bescheid zu geben. „Es war toll, was er mir im Schneideraum zeigte. Aber ich hatte auch etwas Angst. Können wir das wirklich machen? Natürlich mussten wir das OK der Schauspieler einholen.“ Nach wie vor sei vieles noch nicht geregelt. Das bestätigte auch Chris Jacquemin von WME. „Wo genau die Reise hingeht, ist heute schwer zu sagen. Klar, AI kann vieles Erleichtern, vor allem in der Entwicklungsphase eines Projekts hinsichtlich einfacherer Möglichkeiten im Bereich Storyboard oder Pitches. Aber es fühlt sich einfach sehr, sehr früh an. Wir können heute nur ahnen, welche Prozesse wie verändert werden in ein paar Jahren.“ David Unger ist sich sicher: „Film wird nicht mehr dasselbe sein wie früher. Die Art und Weise der Herstellung wird sich komplett ändern, das Konzept des Narrativs wird sich ändern, die Postproduktion wird sich ändern. Aktuell sind wir in der Geburtsphase.“ Noch könnten AI-Tools aber nicht die Qualität erreichen, die nötig sein wird, bzw. die Qualität der AI-Tools hinke noch weit hinter den Qualitätsstandards zurück, die man mit den herkömmlichen Prozessen erreicht: „Die meisten Tools sind noch nicht ausgereift. Ganz zu schweigen vom Fehlen der rechtlichen Grundlagen“, so Rivera. Interessant an AI sei die Tatsache, so Jim Rivera weiter, dass der Herstellungsprozess eines Films nicht mehr in den Händen von Hollywood liegen wird. „Durch AI wird Filmemachern demokratisiert“, sagte der Flawless-Chef. Sprachbarrieren werden niedergerissen, Grenzen werden gesprengt. „Man kann wirklich Content für die ganze Welt herstellen“, so Rivera weiter. 

Viele Fragezeichen werfe Ai hinsichtlich künftiger Vergütungen auf. Wenn AI Produktionskosten reduzieren kann, hieße das im Umkehrschluss nicht, dass Schauspieler:innen auch weniger verdienen müssten, so Chris Jacquemin. „Das kann nicht die Schlussfolgerung sein. Aber wir wissen einfach noch nicht, wo es hingeht. Es gibt noch keine Standards.“ Dem stimmten Sara Murphy und David Unger zu, wobei Unger noch ergänzte: „Es steht außer Frage, dass uns AI effizienter, kreativer, fähiger machen wird, Dinge umzusetzen, die wir vorher nicht tun konnten. Der Preisgefüge ist allerdings schwer zu messen.“ Außerdem dürfe man nie den menschlichen Faktor außer Acht lassen, so Jim Rivera: „AI denkt nicht, das machen Menschen. AI kann Kreativität zwar amplifizieren. Aber es handelt sich dabei immer noch um menschliche Kreativität. Der Mensch wird immer Teil von AI sein.“ Die wichtigste Aufgabe sei es, ein Regelwerk aufzustellen, gemeinsam mit allen Verbänden der Industry, das Fragen klärt, wie den Umgang mit digitalen Duplikaten von Schauspieler:innen oder der Verwendung von Stimmen etc.. „Jeder Künstler, jeder Schauspieler, jeder Mensch soll und muss seine Rechte behalten. Keine Maschine darf jemandes Leben einfach automatisch rekreieren“, so Chris Jacquemin.

Nur wenn alle Rechte geklärt sind, könnte es in Zukunft auch AI-Movie-Stars geben. Davon ist Chris Unger überzeugt: „In ein paar Jahren werden wir eine Firma repräsentieren, die virtuelle Welten kreiert. Und sicherlich gibt es digitale Figuren, die Celebrity Status haben werden.“