Der 35. Hessische Film- und Kinopreis wird zwar erst am 18. Oktober vergeben – aber schon jetzt steht fest, dass der Abend unter anderem im Zeichen der Serie „Die Zweiflers“ und des Kinofilms „Ellbogen“ stehen wird. Verkündet wurden auch die Nominierungen – und schon jetzt die Preisträger bei den Kinos.
In knapp sechs Wochen wird in der Alten Oper Frankfurt der 35. Hessische Film- und Kinopreis vergeben – und schon jetzt können sich etliche Preisträger auf die Gala am 18. Oktober in besonderer Weise freuen. Denn im Rahmen einer Pressekonferenz gaben Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels, Filmpreisjury-Mitglied Sara Fazilat, Cécile Schortmann als Jurymitglied für den Schauspieler:innenpreis des Hessischen Rundfunks und der Sprecher der Frankfurter Buchmesse, Torsten Casimir, nicht nur etliche Programmhighlights und die Nominierten, sondern auch schon einige Preisträger bekannt.
So steht bereits fest, dass der mit 7.500 Euro dotierte Newcomerpreis an David Hadda, den CEO des Produktionsunternehmens Turbokultur geht. Hadda wird für seine Arbeit als Showrunner, Creator und einer der Autoren der Serie „Die Zweiflers“ ausgezeichnet. Die sechsteilige Dramedy über eine jüdisch-deutsche Familie und ihr Delikatessengeschäft in Frankfurt am Main gewann beim diesjährigen International Series Festival von Cannes in den Kategorien „Beste Serie“, „Beste Musik“ und „High School Award for Best Series“. Für den Deutschen Fernsehpreis ist „Die Zweiflers“ sechsfach nominiert.
„David Hadda hat mit der ersten Serie, die er als Showrunner verantwortlich realisierte, neue Maßstäbe gesetzt und den Zeitgeist getroffen. Ihm ist es gelungen, mit seinem ersten großen Serienprojekt einen internationalen Erfolg zu erzielen. In ,Die Zweiflers‘ zeigt er ein vielfältiges und buntes Frankfurt, das in dieser Vielschichtigkeit so noch nie zu sehen war. Das macht ihn zu einem würdigen Träger des Newcomerpreises, den ich in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben werde“, erläutert Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels.
Nicht nur Hadda wird an diesem Abend für „Die Zweiflers“ geehrt – denn der Ensemblepreis des Hessischen Rundfunks geht an das Schauspiel-Ensemble der ARD-Serie. „Die Bandbreite der für uns in Frage kommenden TV-Produktionen mit Hessen-Bezug und der darin zu sehenden schauspielerischen Leistungen war groß. Ja, unsere Jury hat gestaunt, wie viele völlig unterschiedliche Charaktere uns da begegnen, in Geschichten, die hier im Rhein-Main-Gebiet spielen: Vampire auf der Dippemess, ein Banken-Boss im Hochhaus, eine jüdische Familie im Frankfurter Bahnhofsviertel, ein Offenbacher Waschsalon-Besitzer. Auf ganz verschiedene Weise überraschend und überzeugend“, so Cécile Schortmann.
Für den Schauspieler:innenpreis des Hessischen Rundfunks sind zudem nominiert:
Havanna Joy Braun (für „Love sucks“)
Dirk Martens (für „Schleudergang“)
Oliver Masucci (für „Herrhausen – Der Herr des Geldes“)
Ebenfalls bereits verkündet wurde ein Preis, der in diesem Rahmen erstmals seit zehn Jahren wieder vergeben wird: Der undotierte „Preis der Frankfurter Buchmesse für die beste Adaption“ zeichnet Literaturadaptionen aus, „denen es in besonderer Weise gelingt, einen literarischen Stoff originell, eigenständig und dennoch nah an der Vorlage visuell umzusetzen“. Die Wahl fiel auf „Ellbogen“, den Aslı Özarslan nach dem gleichnamigen Roman von Fatma Aydemirs inszenierte. „Der Film erzählt die bewegende Geschichte um Hazal sehr nah und dennoch schafft die Literatur-Adaption eine ganz eigene, außergewöhnliche Atmosphäre. Mit unserer Auszeichnung möchten wir darüber hinaus die enge Zusammenarbeit zwischen der Autorin Fatma Aydemir und der Regisseurin Aslı Özarslan honorieren, die als Team hervorragend zusammengearbeitet haben, um Hazal und ihre Geschichte auch auf der großen Leinwand zu zeigen“, so Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse.
Nebenbei sei übrigens bemerkt, dass „Ellbogen“ weitere Argumente dafür liefert, den Jugendschutz im Kino zu reformieren. Denn die FSK-16-Einstufung mag für sich genommen vielleicht nachvollziehbar sein – ein Elternprivileg (wie es nur für die FSK 12 existiert) wäre gerade hier aber mehr als angebracht.
Die Filmpreisjury wiederum beschloss folgende Nominierungen:
Spielfilm
„Cuckoo“ von Tilman Singer
„Klandestin” von Angelina Maccarone
„Shahid“ von Narges Kalhor
Dokumentarfilm
„Exile Never Ends“ von Bahar Bektas
„Sisterqueens“ von Clara Stella Hüneke
„Watching You – Die Welt von Palantir und Alex Karp” von Klaus Stern
(In diesen beiden Kategorien beträgt das Nominierungsgeld 4000 Euro.)
Kurzfilm
„Der perfekte Tag” von Christoph Lauenstein und Wolfgang Lauenstein
„Kûnstscheissé“ von Mark Menzel
„Starren“ von Tianshu Yang
Hochschulabschlussfilm
„Der Friedhof der Namenlosen“ von Hesam Yousefi, Hochschule Darmstadt
„Die Stadt ist die Gilde und die Gilde ist die Stadt“ von Jonas Leichsenring, Kunsthochschule Kassel
„It’s (Not) A Men’s World“ von Julia Gens und Franziska Rozicki, Kunsthochschule Kassel
Drehbuch
„Der 2. Stern von rechts“ von David Ungureit und Markus Dietrich
„Out Of Place“ von Alison Burns
„September bis September“ von Nur Muhammed Tarhan
(In diesen drei Kategorien beträgt das Nominierungsgeld 1000 Euro.)
Der mit insgesamt 150.000 Euro dotierte Hessische Kinopreis wird in diesem Jahr an 17 gewerbliche Filmtheater oder gewerblich betriebene Kinos und an zehn nicht gewerbliche Filmtheater, Abspielstätten oder Kinoinitiativen und kommunale Kinos verliehen. Die ausgezeichneten Kinos haben die Möglichkeit, die für den Filmpreis nominierten Filme zu zeigen.
Unter den gewerblichen Kinos erhalten Preise: Casablanca Kino (Bad Soden), Mal seh’n (Frankfurt), Filmladen Kassel, BALi-Kinos Kassel, Harmonie Kinos (Frankfurt), Kino Traumstern (Lich), Programmkino Rex (Darmstadt), Capitol Arthousekino-Center (Marburg), Lichtspielhaus Lauterbach, Cinéma (Frankfurt), Eldorado (Frankfurt), Kronberger Lichtspiele, Capitol Kino Witzenhausen, FilmBühne Bad Nauheim. Anerkennungen gehen an das Kinocenter Gießen, Lichtburg Filmtheater (Langen) und Filmklubb Offenbach.
Preise unter den nicht gewerblichen Kinos gehen an Murnau Filmtheater (Wiesbaden), Filmforum Höchst (Frankfurt), Filmkreis – Das Unikino in Darmstadt, Kino Pupille (Frankfurt), Kommunales Kino Weiterstadt, naxos.Kino (Frankfurt), KiezKino (Kassel), Kino des Deutschen Filmmuseums (Frankfurt), Caligari FilmBühne (Wiesbaden) und Eschborn K.
„Der Hessische Film- und Kinopreis ist ein Fest für die Filmbranche und all die Menschen, die Hessen als Standort für Filmproduktionen voranbringen. Gemeinsam arbeiten wir daran, das Filmland Hessen noch attraktiver zu machen und Kinos als wertvolle Orte der Kultur zu stärken. Ich freue mich auf meinen ersten Film- und Kinopreis als Gastgeber“, so Kunst- und Kultur Timon Gremmels. „Eine wunderbare Nachricht ist, dass die Frankfurter Buchmesse als eine prägende Kulturinstitution in Hessen mit einem eigenen Preis wieder zugegen ist.“
Fortgesetzt wird übrigens auch die Tradition des Filmpreis-Wochenendes im Anschluss an die Verleihung: Das BALi Kino Kassel, das Programmkino Rex in Darmstadt, die FilmBühne Bad Nauheim und das Cinéma in Frankfurt zeigen am 19. und 20. Oktober die Siegerfilme.